Fair Play|07.11.2015|15:30

Schiri korrigiert und deswegen Spiel verloren

Auszeichnung für Fair Play: Sven Dorn (Mitte) mit dem Kreisvorsitzenden Thorsten Flügel (vorne links) und dem Geschäftsführer des Kreises Essen Nord/West, Norber Müller. [Foto: Fußballverband Niederrhein]

Seit 1996 zeichnet der DFB faires Verhalten aus. Aus allen 21 Gewinnern der Landesverbände wird ein Bundessieger ausgewählt. Und eine Medaille wandert in den Profifußball. Die Fair-Play-Medaillen des DFB werden beim Länderspiel gegen die Niederlande am 17. November in Hannover verliehen. FUSSBALL.DE stellt die Sieger der Landesverbände vor. Heute: Sven Dorn aus Essen. Er korrigierte eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters und verhinderte damit in der Schlussminute beim Stande von 2:3 den Ausgleich seiner Mannschaft.

Jeder Fußballer kennt das Gefühl, die Dramatik der letzten Minuten, wenn der Gegner vorne liegt und man mit Macht auf den Ausgleich drängt. Die Uhr tickt, die Zeit verrinnt. Ein letzter Versuch noch, ein langer Ball in den Strafraum, irgendwie das Runde ins Eckige befördern. Sven Dorn erlebte es unter anderem im März beim Spiel seines damaligen Vereins FC Karnap   – und zeigte dabei wahre Größe. Nachdem er den Schiedsrichter über eine Fehlentscheidung, die eigentlich zu seinen Gunsten gefallen war, aufgeklärt und Karnap das Spiel gegen den TuS Bergeborbeck verloren hatte, wurde Dorn vom Fußballverband Niederrhein (FVN) mit dem Fair-Play-Preis ausgezeichnet.

"Als die Emotionen etwas runtergefahren waren, war allen klar, dass ich richtig gehandelt hatte"

Was genau war passiert? 90. Minute, Sven Dorn und seine Mannschaftkollegen liegen mit 2:3 zurück. Der Schiedsrichter gibt einen letzten Freistoß, Dorn mischt als Torhüter des FCK im Strafraum des Gegners mit. „Der Keeper hatte den langen Ball bereits abgefangen, dabei schlug ich ihm das Spielgerät jedoch aus den Händen. Der Ball fiel genau vor meine Füße, doch als ich gerade auf das leere Tor schießen wollte, wurde ich am Trikot gezogen“, erinnert sich Dorn. Der Schiedsrichter pfiff Strafstoß. „Für mich war die Sache zunächst eindeutig, ich habe mich auch über den Pfiff gefreut“, sagt Dorn. Als die Gegenspieler lautstark protestierten und Dorn eindringlich auf sein Handspiel aufmerksam machten, wurde er allerdings nachdenklich: „Ich habe mich dann auf dem Platz kurz mit einem befreundeten Spieler aus Bergeborbeck unterhalten. Danach fragte mich der Schiedsrichter, ob ich das Handspiel begangen hatte.“ Dorn gab sein Foulspiel zu, der Schiedsrichter nahm seine Entscheidung zurück und der FC Karnap verlor die Partie mit 2:3.

„Die Mannschaftskameraden waren im ersten Moment natürlich angesäuert, schließlich wurde die große Chance auf den Ausgleich in letzter Minute vertan“, erzählt Dorn. Doch der Torhüter bereute seine Entscheidung nicht. Auch die Kameraden wussten die Fair-Play-Aktion nach Abpfiff zu würdigen. „Als die Emotionen etwas runtergefahren waren, war allen klar, dass ich richtig gehandelt hatte. Ich bin ein fairer Sportsmann. Gerade im heutigen Essener Amateurfußball sollte man in einer solchen Situation ein positives Zeichen setzen“, betont Dorn mit Verweis auf einige Ausschreitungen in Essen in der jüngeren Vergangenheit. In diese war auch sein aktueller Verein, die Sportfreunde Altenessen, verwickelt.

Im Rahmen eines Pokalspiels ist Sven Dorn vom FVN geehrt worden. Vor der Partie gegen den Essener Verein Al-Arz Libanon wurden dem Fair-Play-Preisträger eine Urkunde und Sachgeschenke überreicht, außerdem wurde Dorn zum Länderspiel im November in Hannover gegen die Niederlande eingeladen. Dort wird der Fair-Play-Bundessieger ausgezeichnet. „Ich würde immer wieder so handeln“, sagt Dorn.