Flüchtlingshilfe: Asamoahs Preis ist für alle
Großer Moment: Gerald Asamoah hat bei der FIFA-Gala den Fair-Play-Preis entgegen genommen. [Foto: Imago / Collage: FUSSBALL.DE]
Bei der FIFA-Gala Ballon d'Or in Zürich durfte Ex-Nationalspieler und Vize-Weltmeister Gerald Asamoah nun den Fair-Play-Preis entgegennehmen - stellvertretend für alle in der Fußballwelt engagierten Initiativen für Flüchtlingshilfe. In den vergangenen Monaten haben sehr viele Amateurvereine aus ganz Deutschland ein Zeichen für Solidarität und Toleranz gesetzt und sich für Flüchtlinge engagiert. Wir stellen einige Aktionen und Projekte vor.
Im ausführlichen Gespräch auf DFB.de nach seinem Auftritt in Zürich sagte Asamoah: "Der Preis richtet sich im Prinzip an alle, die sich in der Fußballwelt für Flüchtlinge engagiert haben. Beispielsweise "die Initiative 1:0 für ein Willkommen ist wichtig. Sie unterstützt und fördert die Integration in Fußballvereine und damit auch generell in die Gesellschaft. Solche Projekte sind wichtig und lobenswert." Das ausführliche Interview mit dem früheren Schalke-Profi gibt es hier .
Der FC Roetgen in der Nordeifel engagiert sich insbesondere für minderjährige Flüchtlinge vorwiegend aus Afghanistan, Eritrea und Guinea, die der Klub einmal pro Woche zu einem professionellen Training einlädt. Der Kontakt entstand zum einen durch die räumliche Nähe zur Notunterkunft zum anderen durch die Evangelische Familienbildungsstätte Aachen, die seit einem Jahr Deutschunterricht für Flüchtlingsfamilien anbietet. Die jungen Flüchtlinge konnten bereits mit der nötigsten Fußballausrüstung ausgestattet werden. Auch ein zusätzlicher Deutsch-Unterricht im Vereinsheim ist angedacht.
Der TSV Nordmark Satrup gründete zu Saisonbeginn eine 6. Herrenmannschaft, in der Flüchtlinge ein bis zweimal trainieren können. Nach und nach sollen sie nun in die ersten fünf Mannschaften integriert werden. Auch viele junge Flüchtlinge stehen bereits mit den Jugendteams auf dem Trainingsplatz – sogar eine weitere B-Junioren-Mannschaft ist geplant. Auf diese Weise möchte der Klub den rund 50 Flüchtlingen die Möglichkeit bieten, auf andere Gedanken zu kommen. Das Projekt wächst mit jedem Tag und wird von der Gemeinde und vielen Bürgern unterstützt.
"Der Preis richtet sich im Prinzip an alle, die sich in der Fußballwelt für Flüchtlinge engagiert haben"
Cup der guten Hoffnung
Der SC Bomani Berlin wurde 2014 als afrikanisch-deutscher Fußballverein gegründet und engagiert sich seit vergangenem Jahr gemeinsam mit der Volkshochschule für Flüchtlinge. Die zweite Herrenmannschaft, deren Spieler allesamt Flüchtlinge aus Eritrea sind, nimmt seit Saisonbeginn sogar am Spielbetrieb des Freizeit-Fußballverbandes teil.
Doch damit endet das ehrenamtliche Engagement des FC Bomani längst noch nicht. Am 13. September 2015 hatte der Klub gemeinsam mit den Volkshochschulen das Flüchtlingsturnier „Cup der guten Hoffnung“ veranstaltet.
Der Berliner Fußball-Verband (BFV) setzte am 5. September 2015 ein Zeichen des Miteinanders. Unter dem Motto „Willkommen in Berlin – grenzenlos Fußball spielen“ veranstaltete der BFV ein Turnier für Flüchtlingsmannschaften. Dabei trafen Bewohner einer Gemeinschaftsunterkunft auf Spieler des Sozialprojekts Champions ohne Grenzen, ein Zusammenschluss afghanischer Spieler auf den Deutsch-Afrikanischen Verein SC Bomani. Schirmherren der Aktion waren Bischof Dr. Markus Dröge, BFV-Präsident Bernd Schultz, der Vorsitzende des Islamrates in Deutschland Burhan Kesici und Berlins Innensenator Frank Henkel. Besonderes Highlight war ein Einlagespiel: Bereits zum zehnten Mal kickten in einem interreligiösen Freundschaftsspiel Pfarrer gegen Imane gegeneinander. Geleitet wurde die Partie von Daniel Schnapp von TuS Makkabi, dem jüdischen Fußballclub in Berlin.
Die Sportfreunde Hügelheim in Südbaden haben eine dritte Mannschaft angemeldet, die nur aus Flüchtlingen bestand. Inzwischen sind aber auch ein paar Spieler in die erste und zweite Mannschaft aufgerückt, weil sie für die dritte Mannschaft einfach zu gut waren. Das "Team Africa Müllheim" erfährt bereits viel Unterstützung, dennoch fehlt es noch an Kleinigkeiten.
Auch die SG Butzweiler Newel Aach nahm zwei Asylbewerber im Training auf. Der Kreisligaverein aus Trier-Saarburg bezahlte den beiden Fußballern die Ausrüstung und kümmert sich derzeit bereits um die Spielberechtigung.
Der SJC Hövelriege lud bereits Ende Mai 2015 mehr als 30 Flüchtlinge zu einem Fußballturnier ein. „Es ist alles super gelaufen“, zogen Fabian Link und Martin Bretschneider unisono ein mehr als positives Fazit. Die beiden SJC-Funktionäre kümmern sich intensiv um die Flüchtlingsarbeit im Verein, in dessen unmittelbaren Einzugsgebiet gleich zwei Flüchtlingsunterkünfte ansässig sind. Mehr als 30 Flüchtlinge im Alter zwischen drei und 35 Jahren, Mütter und Väter, vor allem aber fußballbegeisterte Menschen aus Syrien, Somalia, Eritrea, Nigeria, Serbien, Albanien oder dem Kosovo haben gemeinsam mit Vereins-Kickern ein Fußball-Turnier auf der Platzanlage des Vereins ausgespielt.
„Anpfiff zur Integration“
„Anpfiff zur Integration“: Der BV Westfalia Wickede bietet Flüchtlingen aus dem Wickeder „Flüchtlingsdorf Morgenstraße“ im Pappelstadion am Fränkischen Friedhof ein ehrenamtliches Projekt mit Bewegung und Deutsch für den Alltag an. Als Kooperationspartner konnte der Verein den Träger des Flüchtlingsdorfes, die Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Dortmund gewinnen. Es werden zwölf ehrenamtliche Helfer an der Umsetzung des Projektes mitarbeiten.
„Wir wollen, je nach Zusammensetzung der Flüchtlingsgruppe, bis zu zweimal in der Woche mit bis zu drei Altersgruppen ein Bewegungsangebot anbieten. Dabei ist das Erlernen der wichtigsten deutschen Alltagsbegriffe als Bestandteil zur Meisterung der alltäglichen Anforderungen unser Bestreben“, so der Verein im Vorfeld.
Der VfR Rauxel 08 gründete eine Integrationsmannschaft, in der Flüchtlinge aus Eritrea, der Mongolei und Albanien gemeinsam mit den deutschen Spielern trainieren. Neben dem Fußballplatz fördern zwei pensionierte Lehrer die Flüchtlinge, in dem sie einen kostenlosen Deutschunterricht anbieten.
Beim TSV Friedberg betreuen ehrenamtliche Helfer rund 40 Flüchtlinge. Als dritte Mannschaft wurde das „World Team“ gegründet, in dem aus Flüchtlingen aus dem Senegal, Eritrea und Syrien gemeinsam Fußball spielen. Sie haben bereits den Spielbetrieb aufgenommen.
Der Oberligist TV Jahn Dinslaken-Hiesfeld hat zum Heimspiel gegen den ETB Schwarz-Weiß Essen sämtliche in Dinslaken untergebrachten Flüchtlinge eingeladen. Zudem wurde ein Bus-Fahrdienst organisiert, der die Flüchtlinge aus den Unterkünften vor dem Spiel abgeholt und nach dem Spiel wieder zurückgebracht hat. Am Spieltag wurden die Flüchtlinge zu Kaffee und Kuchen und kalten Getränken eingeladen.