RL West: Ex-Bundesligist Wuppertal ist zurück
Der Oberligameister Wuppertaler SV ist zurück in der Regionalliga. [Foto: imago]
Mit dem Wuppertaler SV meldet sich in der bevorstehenden Regionalliga West-Saison 2016/2017 ein ehemaliger Bundesligist in der vierthöchsten deutschen Klasse zurück. Der WSV, in der „Ewigen Bundesliga-Tabelle“ immerhin auf Rang 39 platziert, hatte 2013 Insolvenz angemeldet. Die Folge war der Zwangsabstieg aus der West-Staffel. Am Freitag (ab 19 Uhr) melden sich die Rot-Blauen mit dem offiziellen Eröffnungsspiel gegen den FC Viktoria Köln zumindest auf der Regionalliga-Bühne zurück.
Ein weiterer Rückkehrer ist der ehemalige Zweitligist Sportfreunde Siegen . Neuland ist die Regionalliga West in ihrer jetzigen Form dagegen für den Bonner SC und die TSG Sprockhövel . FUSSBALL.DE gibt einen Überblick über die Neulinge in der RL West.
WSV bremst Erwartungen
Die letzte Bundesliga-Saison des Wuppertaler SV liegt mittlerweile 41 Jahre zurück. In der Spielzeit 1974/1975 waren die Bergischen als Schlusslicht abgestiegen. Über die 2. Liga kam der WSV danach nicht mehr hinaus, ab 1994 war der Klub höchstens drittklassig. Tiefpunkt war der Zwangsabstieg aus der viertklassigen Regionalliga West wegen der Insolvenz 2013.
"Es gab in den letzten Jahren oft Parolen, die sich als heiße Luft entpuppten. So etwas gibt es mit mir nicht"
Nach den ersten drei Jahren der Vereinsgeschichte in der fünften Klasse (Oberliga Niederrhein) schaffte Wuppertal nun zumindest die Rückkehr in die vierte Liga. Von übertriebener Erwartungshaltung, die rund um den WSV häufig herrscht, will Trainer Stefan Vollmerhausen nichts wissen. „Es gab in den letzten Jahren oft Parolen, die sich als heiße Luft entpuppten. So etwas gibt es mit mir nicht. Entscheidend ist, dass wir uns jetzt erst einmal in der Regionalliga akklimatisieren. Erstes Ziel muss es sein, vier Mannschaften hinter uns zu lassen“, so der WSV-Trainer gegenüber FUSSBALL.DE .
Rund ein Dutzend Neuzugänge nahmen die Wuppertaler unter Vertrag, darunter Rückkehrer Silvio Pagano (KFC Uerdingen 05) und Pascal Bieler (FSV Wacker Nordhausen). Beide sind für das Mittelfeld eingeplant. Gemeinsam mit Angreifer Gaetano Manno, Torwart Sebastian Wickl und Verteidiger Peter Schmetz sollen sie die Achse im WSV-Spiel bilden. „Wir waren in der zurückliegenden Saison ein eingeschworener Haufen und sind nun erneut auf einem guten Weg dorthin. Man merkt in jedem Training außerdem den gestiegenen Konkurrenzkampf“, so Vollmerhausen, dessen Mannschaft in den ersten beiden Heimspielen auf Viktoria Köln und Rot-Weiss Essen trifft: „Da geht es gleich gegen zwei absolute Top-Favoriten. Der Start kann daher schon einmal in beide Richtungen gehen.“
Den Aufstieg hatten die Bergischen aus der 350.000 Einwohner-Stadt als Meister der Oberliga Niederrhein perfekt gemacht. Beachtliche zwölf Zähler Vorsprung hatte der WSV nach dem Saisonende auf den zweitplatzierten Ex-Bundesligisten KFC Uerdingen 05, der den angestrebten direkten Wiederaufstieg damit deutlich verpasste.
Siegen setzt auf Defensive
Nur ein Jahr dauerte die Abstinenz der Sportfreunde Siegen in der Regionalliga West. Von der Premieren-Saison 2012/2013 bis 2015 war der ehemalige Zweitligist Stammgast in der westlichsten der fünf Regionalligen. Nach dem Rückzug des langjährigen Präsidenten und Mäzens Manfred Utsch geriet der Klub in Turbulenzen und stieg ab. Unter Trainer Ottmar Griffel gelang die sofortige Rückkehr als Meister der Oberliga Westfalen .
Der 57-jährige Griffel, der vor seinem Engagement in der 100.000 Einwohner-Stadt Siegen ausschließlich bei unterklassigen Vereinen tätig war, sieht den Klassenverbleib als einziges Ziel. „Es wäre für uns ein sensationelles Ergebnis, wenn wir Platz 14 erreichen würden“, meint der Sportfreunde-Trainer „Aus einer stabilen Deckung heraus wollen wir uns dafür Punkt für Punkt erkämpfen.“ Die Abwehr war schon in der zurückliegenden Meister-Saison der große Trumpf der Siegener. Mit 31 Gegentreffen stellten die Sportfreunde die beste Defensive.
Knapp zehn Jahre ist es her, da spielten die Sportfreunde Siegen sogar für ein Jahr auf der bundesweiten Bühne. In der Saison 2005/2006 war der Verein in der 2. Bundesliga an den Start gegangen, schaffte als Schlusslicht den Klassenverbleib nicht. Nur zwei Jahre später musste der Klub Insolvenz anmelden und in die NRW-Liga absteigen.
Meisterlicher Neuling Sprockhövel
Wer bei der TSG Sprockhövel einen Meister sehen will, muss in der Regel nicht lange suchen. Denn mit der Familie Meister steht und fällt fast alles beim Klub aus der 25.000 Einwohner-Stadt am südlichen Rand des Ruhrgebiets. André Meister ist Geschäftsführer, sein Vater Ulrich Meister Abteilungsleiter. André Meisters Onkel Jürgen kümmert sich als Kassierer um die finanzielle Lage des Klubs, Jürgen Meisters Sohn Raoul ist der Kapitän der blutjungen TSG-Mannschaft.
Als Meister hatte die TSG den Aufstieg in die Regionalliga West und damit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte freilich nicht geschafft. Dafür reichte in der abgelaufenen Oberliga Westfalen-Saison Rang drei hinter Titelträger Sportfreunde Siegen und der Spvgg. Erkenschwick . Grund: Aus der Oberliga Westfalen steigen grundsätzlich die beiden Erstplatzierten auf. Erkenschwick hatte jedoch auf einen Zulassungsantrag beim Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verband (WFLV) verzichtet.
Die sportlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen für die 4. Liga zu schaffen, stellt die TSG vor einige Herausforderungen. Im heimischen Stadion „Am Baumhof“, das für rund 1.800 Zuschauer ausgelegt ist, wurde gerade die Fan-Trennung installiert. Auch im rund 30 Kilometer entfernten Hagen wurde im Ischelandstadion gearbeitet, um die Regionalliga-Auflagen zu erfüllen. „Wir werden nicht alle Spiele am Baumhof austragen können“, so André Meister im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Bei den Partien mit hohem Zuschaueraufkommen müssen wir nach Hagen ausweichen. Das Stadion dort ist für bis zu 10.000 Fans ausgelegt. Wir hoffen aber selbstverständlich darauf, möglichst häufig im eigenen ‚Wohnzimmer‘ antreten zu können. Da sind wir aber abhängig von den Behörden.“
Aufstiegstrainer und Ex-TSG-Spieler Andrius Balaika steht das Gros des Kaders aus der vergangenen Saison zur Verfügung. Mit einem Durchschnittsalter von knapp 22 Jahren schickt Sprockhövel fast schon eine U 23-Mannschaft ins Rennen.
Bonns Trainer will Serie verteidigen
Für Daniel Zillken, Trainer des Bonner SC, geht es in der bevorstehenden Saison auch aus einem persönlichen Grund um den Klassenerhalt. Denn während seiner Laufbahn als Trainer ist der 48-Jährige noch nie abgestiegen. Seit Sommer 2014 steht er beim BSC an der Seitenlinie, zuvor war er für den FC Bergheim und den FC Junkersdorf tätig. „Sollten wir am Ende über dem Strich stehen, wäre das für uns ein ähnlicher Erfolg wie für andere Teams die Meisterschaft oder der Gewinn der Champions League“, meint der BSC-Trainer.
Um den Aufstieg in die Regionalliga West perfekt zu machen, musste für den Klub aus der ehemaligen Hauptstadt in der vergangenen Saison die Meisterschaft in der Mittelrheinliga her. In der Abschlusstabelle lag der BSC sieben Zähler vor dem zweitplatzierten VfL Alfter . Ein Meilenstein für die Bonner, die 2010 nach nur einer Spielzeit in der damaligen Regionalliga West Insolvenz anmelden mussten.
In der Saison 2010/2011 stellte der Verein sogar keine erste Herrenmannschaft. In der Landesliga nahm der BSC den Spielbetrieb wieder auf. Der Sprung in die fünftklassige Mittelrheinliga gelang 2014, zwei Jahre später ist Bonn wieder viertklassig. Der Aufstiegshit „Gekommen, um zu bleiben“ soll zum Programm werden.