Wie der "Tünn": Trainer in Halbzeit gefeuert!
Prominentes Vorbild der kuriosen Trainerentlassung von Berlin: Toni Schumacher wurde 1999 bei Fortuna Köln von Mäzen Jean Löring (im Hintergrund) ebenfalls in der Halbzeit gefeuert. [Foto: imago]
In der Bezirksliga Berlin erregt eine außergewöhnliche Trainerentlassung Aufsehen. Am Main hadert der Tabellenletzte mit sich und dem Schiedsrichter. Im Norden erklärt ein Kreisliga-Trainer seine simple Strategie zum Torerfolg. Im TV-Studio glänzt ein Nachwuchstorwart und mehr - hier wieder Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.
Rausschmiss in der Pause
Trainerentlassungen gehören im Fußballgeschäft zum Alltag, nicht jede sorgt für Schlagzeilen. Die beim SV Norden-Nordwest allerdings schon: Denn während der Trainingsleiter andernorts meistens eher nach einem verhängnisvollen Spiel entlassen wird, trennte sich der Bezirksligist aus Berlin noch in der Halbzeitpause von seinem Coach Dr. Martin-Lukas Bauer.
Der 53-Jährige wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben beim Aufsteiger entbunden – allerdings nicht per Telefonat oder Einzelgespräch, sondern eben in der Kabine im Heimspiel gegen Hansa 07. Dabei schien die Trennung von beiden Seiten nicht mehr abwendbar gewesen zu sein, ein Bruch spaltete Mannschaft und Trainerteam „Wir haben alles versucht und sind gescheitert“, erklärte der Geschasste selbst gegenüber der Fußball-Woche . Aber auch die Akteure hatten wohl kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit. „Mehrere Spieler hätten nicht mehr weitergespielt hätte der Trainer weiter am Rand gestanden. Es hat schon länger nicht mehr gepasst“, fügte der 1. Vorsitzende Ingo Böttcher hinzu. So beendete Bauer, der erst zu Beginn der Saison angetreten war, sein Gastspiel an der Behmstraße nach nur sechs Spielen und neun Punkten. Das Heimspiel gegen den FSV Hansa 07 ging nach einem 0:2-Pausenrückstand noch mit 1:3 verloren. Immerhin hatte die kuriose Entlassung ein prominentes Vorbild: Toni Schumacher wurde 1999 als Trainer von Fortuna Köln vom mächtigen Klubboss Jean Löring ebenfalls in der Halbzeitpause gefeuert.
"Wir haben alles versucht und sind gescheitert"
Schlusslicht im Pech
Bittere Pille für die SpVgg. Hainstadt II : Der Tabellenletzte der Offenbacher Kreisliga B musste sich nach einem kuriosen Schlagabtausch mit 5:6 Germania Bieber II geschlagen geben. Dabei lagen die Osthessen auf dem heimischen Rasen zwischenzeitlich mit 2:0, 3:1 und 5:3 in Front, gingen am Ende aber dennoch ohne Punkte nach Hause.
„Wir haben über das ganze Spiel hinweg die Kontrolle gehabt“, analysiert Trainer Tim Merget die Partie gegenüber FUSSBALL.DE . „Wir haben so viele Tore erzielt, wie noch nie in dieser Saison. Und dennoch hat es nicht für einen Dreier gereicht. Das ist wirklich bitter.“ Warum die Hainstädter Hoffnungen auf den zweiten Saisonsieg enttäuscht wurden, dafür hat der 29-Jährige auch gleich zwei Erklärungen parat: „Wir haben eine ärgerliche Gelb-Rote Karte für ein vermeintliches Zeitspiel bekommen. Wir waren dann ein Mann weniger und konnten das einfach nicht kompensieren“, so der Coach. „Zudem hatte unser Torwart einen recht unglücklichen Tag erwischt.“
Aufgeben wollen sich die Hessen trotz der neunten Niederlage in dieser Spielzeit aber noch lange nicht. „Natürlich waren die Spieler zunächst sehr niedergeschlagen“, schildert Merget die ersten Reaktionen. „Wir haben gegen einen direkten Konkurrenten verloren und es so verpasst, noch einmal ranzukommen.“ Dennoch sei die Stimmung innerhalb der Mannschaft mittlerweile wieder gut. „Wir wissen, dass wir auf einem guten Weg sind – trotz der schlechten Platzierung. Wir werden uns nicht unterkriegen lassen.“
Tore satt in Ippener
Wer in dieser Saison gerne Tore sehen möchte, der ist beim TSV Ippener genau an der richtigen Adresse: Der Fußball-Kreisligist aus dem Raum Oldenburg stellte bereits mehrfach unter Beweis, dass seine Spieler genau wissen, wo das Tor steht. Innerhalb der ersten zehn Spieltage ließen die TSV- Angreifer den Ball insgesamt 54-mal im gegnerischen Netz zappeln – Topwert in der Liga. „Wir haben vorne sehr starke Jungs und üben bei jedem Training am Ende eine halbe Stunde lang Torschüsse aus allen Positionen“, erklärt Trainer Chawkat El Hourani in der Nordwest Zeitung sein simples Erfolgsgeheimnis.
So gelangen den Groß Ippenern in dieser Spielzeit bereits offensive Glanzleistungen wie etwa ein 14:0 gegen den SV Achternmeer oder ein 10:3-Auswärtssieg beim Ahlhorner SV. Mit 23 Punkten grüßen die Norddeutschen momentan von Platz vier der Tabelle, entsprechend zufrieden zeigt sich der Coach mit dem Saisonstart. „Das konnte kein Mensch vorhersehen und ist super gelaufen“, freut sich Al Hourani. Druck hat seine Mannschaft durch die anhaltenden Torfestivals aber nicht. Trotz des aktuellen Höhenflugs gibt der Verein nicht den Aufstieg als Saisonziel aus. Stattdessen zeigt sich der TSV unbeschwert, will mit seinem Trainer einfach guten Fußball spielen, gewinnen und Spaß haben. „Dabei lasse ich immer offensiv spielen, denn wir haben ja nichts zu verlieren“, so der 51-Jährige. Das funktioniert bisher auf jeden Fall richtig gut: Mit Zana Ibrahim (20 Tore) und Hayri Sevimli (elf Tore) führen gleich zwei Ippener Angreifer die ligainterne Toptorschützenliste an.
A-Junior auf der TV-Bühne
Fußballer sind normalerweise nicht unbedingt für ihr musikalisches Talent bekannt. Dass es jedoch auch durchaus Ausnahmen von dieser Regel gibt, stellte nun Benedikt Köstler von der JFG Wendelstein unter Beweis. Der 17-Jährige aus Nürnberg überzeugte bei der neuen Staffel The Voice of Germany mit seiner Darbietung von Elvis Presleys Klassiker „Always on my Mind“ alle vier Coaches. Doch selbst im Rampenlicht der TV-Scheinwerfer zeigte sich der Torhüter aus der U 19 Bezirksoberliga Mittelfranken als ein echter Teamplayer: Köstler präsentierte dem Publikum im Saal und vor den Fernsehern sein unterschriebenes Mannschaftstrikot und sendete somit auch noch einen Gruß an seine Mitspieler.