In 2. Minute Elfer verschossen - dann 0:10!

Am Neckar hat ein vergebener Strafstoß weitreichende Konsequenzen. Im Ruhrpott beweist eine Mannschaft in der Schlussviertelstunde echte Comeback-Qualitäten. In der A-Junioren-Niederrheinliga hadern beide Teams mit dem "Alu-Gott". Und in Sachsen-Anhalt trifft ein Torjäger in zwei Spielen 17 Mal - hier wieder Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.

Klatsche statt früher Führung

"In der Anfangsphase war Jesingen nicht schlechter"

Einen fast dramatischen Spielablauf gab es am vergangenen Wochenende in der Kreisliga A2 Neckar zu sehen. Dort musste der TSV Jesingen nämlich schmerzlich feststellen, wie nah Freud und Leid im Fußball beieinander liegen können. Im Auswärtsspiel beim SV Weilheim II hatten die Gäste nach nicht einmal 100 Sekunden die große Chance auf den Führungstreffer. Dino Scroppo scheiterte mit seinem Elfmeter allerdings an Weilheims Keeper Florian Schlote.

So weit, so unglücklich - doch für die bemitleidenswerten Jesinger wurde es in der Folge noch bitterer: Nach dem verrpassten 1:0 kassierten die Gäste gleich zehn Gegentreffer und wurden nicht nur ohne Punkte, sondern auch noch geknickt nach Hause geschickt. Besonders Deniz Emini machte dem TSV das Leben schwer, er legte mit insgesamt fünf Treffern den Grundstein für den Kantersieg der Hausherren. „In der Anfangsphase war Jesingen nicht schlechter“, bilanzierte der Weilheimer Trainer Robert Walter im Teckboten . Im zweiten Durchgang hingegen war „fast jeder Schuss ein Treffer.“

Westfalia beweist Moral

Fußballbezirksligist Westfalia Gelsenkirchen hat am vergangenen Wochenende ein beeindruckendes Comeback hingelegt: Im Kellerduell mit Gençlerbirliği Resse lagen die Gäste bis zwölf Minuten vor Abpfiff mit 0:1 in Rückstand und durften am Ende doch noch über drei Punkte jubeln. Dabei hatte es zunächst lange nicht nach einem Sieg für die Gäste ausgesehen. Gençlerbirliği hatte die größeren Spielanteile und strahlte mehr Gefahr aus, mühte sich aber vergeblich an Westfalia-Keeper Torhüter Deniz Bozoglu ab. Als die Hausherren schließlich den Führungstreffer durch Semih Cetin (59.) bejubeln konnten, war der Tank folglich fast leer.

Gelsenkirchen hingegen konnte noch einmal aufdrehen und sicherte sich dank vier Treffern innerhalb von neun Minuten noch einen 4:1-Erfolg. Vor allem Angreifer Jan Gendreizig zeigte eine engagierte Leistung, die er mit einem Hattrick in der Schlussphase (78., 80. 87.) krönte. „Wir wussten, dass Gençlerbirliği guten Fußball spielen kann“, analysierte Westfalias Trainer Frank Kandsorra später im Interview mit der WAZ . „Wir wussten aber auch, dass sie konditionell schwächer sind als wir und somit weniger Körner haben. Deshalb sind wir auch nach dem Rückstand ruhig geblieben.“

Alu-Festival bei A-Junioren

Dass die Spitzenpartie vom 6. Spieltag der A-Junioren-Niederrheinliga zwischen den beiden Bundesligaabsteigern und Meisterschaftsanwärtern Wuppertaler SV und Rot-Weiss Essen 0:0 endete, ist eigentlich kaum zu glauben. Denn: Insgesamt nicht weniger als fünfmal trafen beide U 19-Teams die Latte. „Wie dieses Spiel 0:0 ausgehen konnte, dafür habe ich selbst keine Erklärung“, resümierte RWE-Trainer Damian Apfeld im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Es war fast über die gesamte Spieldistanz ein offener Schlagabtausch mit hochkarätigen Chancen auf beiden Seiten. Beide Abwehrreihen hatten bei den Lattentreffern das nötige Glück. Aus Sicht der Offensive muss man dagegen von Pech sprechen.“

Zunächst klärte RWE-Verteidiger Maximilian Dagott (5.) einen Wuppertaler Freistoß per Kopf an die Latte des eigenen Tores – fast im Gegenzug prüfte der Defensivspezialist dann aus rund 25 Metern den Querbalken auf der gegenüberliegenden Seite. Kurz nach der Halbzeit landete das Leder nach einer Slapstick-Einlage im Wuppertaler Strafraum abermals an der Latte. In den Schlussminuten verhinderte dann das Aluminium den möglichen Siegtreffer der Gastgeber, als Ogün Serdar mit seinem Schussversuch knapp scheiterte. Den krachenden Schlusspunkt setzte schließlich Simon Skuppin, der einen Kopfball ans Wuppertaler Gebälk setzte. Nach dem fünften Rendezvous mit dem Aluminium war dann Schluss – trotz bester Chancen endete die Partie torlos.

Tore am Fließband

Mehr Erfolg im Abschluss hatte hingegen der Reinsdorfer SV. Das Team aus der Kreisklasse Burgerland in Sachsen-Anhalt fegte am vergangenen Spieltag die SG Bad Bibra II mit einem deutlichen 17:0 vom heimischen Rasenplatz. Spieler des Tages war dabei ganz klar Stürmer Steve Pinkert: Der 27-Jährige netzte insgesamt zehnmal ein, erzielte in der zweiten Hälfte unter anderem einen Hattrick innerhalb von nur fünf Minuten (70., 72. 75.). „Es hat alles gut gepasst“, teilt der Matchwinner gegenüber FUSSBALL.DE seine Einschätzung zur persönlichen Gala-Vorstellung . „Wir waren gut aufgestellt, haben uns vorne gut verstanden.“

Bereits zur Pause führten die Gastgeber mit 9:0, trotz der scheinbar klaren Verhältnisse hat Pinkert aber auch lobende Worte für den Gegner übrig. „Ich war positiv überrascht, dass sie wieder aus der Kabine gekommen sind“, so der Offensivakteur. „Manche Mannschaften brechen bei einem solchen Rückstand einfach ab. Bad Bibra hat sich aber nicht aufgegeben, es weiter versucht. Die haben echten Sportsgeist bewiesen, dafür haben sie meinen höchsten Respekt.“

Angesprochen auf seinen Zehnerpack zeigt Pinkert sich verständlicherweise mehr als zufrieden. „Das fühlt sich natürlich sehr gut an“, erklärt der 27-Jährige. „Die Saison scheint bisher gut zu laufen, ich habe echt einen Run.“ Das belegen auch die Zahlen: Der Stürmer erzielte bisher in nur zwei Spielen 17 Treffer. Dennoch sieht er sich nicht als alleinigen Erfolgsbringer, sondern lobt viel mehr auch die Mitspieler. „Wir sind gut aufeinander abgestimmt, haben Spaß“, so der Torjäger, der jetzt seit einem Jahr in Diensten des Reinsdorfer SV steht. „Ich bin einfach nur ein Teil eines funktionierenden Teams.“ Entsprechend mannschaftsdienlich zeigt sich der der Reinsdorfer auch nach seinem Offensivspektakel. „Meine Tore sind mir nicht so wichtig, es zählt lediglich, dass die Mannschaft erfolgreich ist.“