Ab nach Asien |13.02.2018|11:00

Aus der Kreisliga in Thailands Profiliga

Goran Barjaktarevic verlässt den deutschen Amateurfußball und trainiert nun einen thailändischen Erstligisten.

[Foto: privat]

In der Winterpause gingen viele Wechsel im Amateurfußball über die Bühne. Eine ganz besondere Verpflichtung vermeldete der Chonburi FC: Der thailändische Erstligist verpflichte den DFB-Fußballlehrer Goran Barjaktarevic vom A-Kreisligisten I.G. Bönen als neuen Cheftrainer. Wir sprachen mit dem 48-Jährigen über die Zeit in Westfalen und seine neue Aufgabe in Südostasien.

FUSSBALL.DE: Herr Barjaktarevic, wie kam der nicht alltägliche Wechsel aus der Kreisliga A in die thailändische Profiliga zustande?

Goran Barjaktarevic: Ich habe früher an verschiedenen Projekten in China mitgewirkt und auf ein Angebot eines höherklassigen Verein in Asien gewartet. Mein Agent hat mir ein paar Angebote vorgelegt und ich habe mich bewusst für den Chonburi FC entschieden, da meine Trainerphilosophie und Vorstellungen zur weiteren Entwicklung des Vereins deckungsgleich mit den Sichtweisen der Verantwortlichen waren. Der Verein hat einen sehr guten Ruf und ein positives Image in der ersten thailändischen Liga.

Was wollen Sie in Thailand bewegen?

"Der Fußball kennt keine Spielklassen oder soziale Klassen"

Barjaktarevic: Wir stecken gerade in der heißen Vorbereitungsphase – da ist zumindest an Tourismus derzeit nicht zu denken (lacht). Wir haben viele junge Spieler aus der Vereinsakademie, die wir aufbauen und in die Herren-Mannschaft integrieren müssen. In der Liga gibt es fünf bis sechs Vereine, die deutlich mehr Möglichkeiten haben, in Spieler zu investieren, sodass wir andere Wege finden wollen. Wir müssen uns eine gute Platzierung mit härterer Arbeit auf dem Trainingsplatz und dem eigenen Nachwuchs verdienen. Das ist eine sehr große Verantwortung.

Gestatten Sie die Frage: Sie coachten viele höherklassige Amateurmannschaften, trainieren nun einen Erstligisten und haben Ihren DFB-Fußball-Lehrer gemacht. Wie sind da in der Kreisliga A gelandet?

Barjaktarevic: Darf ich etwas weiter ausholen?

Gerne!

Barjaktarevic: Ich bin 1969 in Jugoslawien geboren und musste den traurigen Krieg miterleben, wo ich mich auf keiner Seite zugehörig fühlte. Der Fußball hat mir ermöglicht, ein total zerstörtes Land zu verlassen und ohne jemals meine Hände mit Blut beschmieren zu müssen, als Trainer ein neues Leben zu beginnen. Aus diesem Grund habe ich mich moralisch verpflichtet gefühlt, dem Fußball auch etwas zurückzugeben. Ich unterteile Fußball nicht in Profi- oder Amateurligen oder verschiedene Sprachen. Der Fußball kennt keine Spielklassen oder soziale Klassen. Mir sind in meiner Arbeit Ethik und Moral wichtig und als ich von I.G. Bönen angefragt wurde, habe ich es daher sehr gerne gemacht.

Welche Aufgaben haben Sie beim I.G. Bönen übernommen?

Barjaktarevic: Ich war nicht als Trainer aktiv, sondern habe mitgeholfen, den Verein besser zu organisieren und professionelle Bedingungen aufzubauen, damit sich der Verein beim DFB anmelden und offiziell eintragen lassen konnte. Ich war quasi ein Fachberater, der sich in alles „eingemischt“ hat (lacht). Ich habe an Vorstandssitzungen teilgenommen und bin dem Cheftrainer Evren Karka mit meinem Fachwissen bestmöglich zur Seite gestanden. Ich bin stolz auf diese unvergleichliche Erfahrung und das große Vertrauen.

Verlässt man den Amateurfußball dann auch mit einem weinenden Auge?

Barjaktarevic: Da haben Sie vollkommen recht! Ich habe wirklich jeden Tag beim I.G. Bönen in der Kreisliga A genossen, hatte es mit super korrekten und ehrlichen Menschen zu tun, wie zum Beispiel dem Präsidenten Kemal Cakir. Die Trennung verlief reibungslos und ich würde sehr gerne in Zukunft zum Verein zurückkehren. Egal ob Kreisliga A oder Bundesliga – der Verein ist mir ans Herz gewachsen.