Kurzpass kurios|01.04.2018|16:00

Irakischer Schiedsrichter-Star pfeift 5. Liga

Früher FIFA-Schiedsrichter, jetzt in Hamburgs Oberliga: Falah Abed Saad.[Foto: imago/Claus Bergmann]

Früher Länderspiele, heute Oberliga: In Hamburg wagt ein ehemaliger FIFA-Schiedsrichter einen Neustart – die Geschichte dahinter bewegt. Früher Jugendleiter, heute schon Klubchef: Ein 20-jähriger Jungspund wurde jüngst zum Vorsitzenden eines Ruhrpott-Vereins gewählt. Früher EM, heute Kreisklasse: Ein Ex-Nationalspieler übernimmt zur kommenden Saison ein Team aus der Kreisklasse. Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.

Ex-FIFA-Schiedsrichter flieht aus dem Irak – und pfeift jetzt Oberliga

Bewegende Geschichte aus dem Hamburger Amateurfußball: Falah Abed Saad, ein ehemaliger FIFA-Schiedsrichter aus dem Irak, ist aus seiner Heimat nach Deutschland geflohen und pfeift nun Fünftliga-Spiele.

"Ich habe Spiele vor bis zu 65.000 Zuschauern gepfiffen", erzählt der 45-Jährige dem NDR . Im Irak ein echter Promi, wurde Saad 2014 dort gar zum Schiedsrichter des Jahres gewählt. Nun lebt er in Deutschland und leitet Partien in der Oberliga Hamburg vor rund 300 Besuchern.

Grund für Saads Flucht war nicht etwa die angespannte Situation im Irak, sondern sein Sohn. „Er ist herzkrank und im Irak gibt es keine Möglichkeit, ihn zu behandeln. Hier konnte er operiert werden“, so der Referee. Während eines wochenlangen Aufenthalts in einem griechischen Auffanglager studierte Saad ein deutschsprachiges Fußball-Regelbuch und eignete sich so bereits diverse Begriffe an. In Hamburg – die Stadt wurde der Familie als Aufenthaltsort zugewiesen – pfiff der Iraker zunächst Jugendspiele und unterklassige Ligen. Mittlerweile steht Saad im Oberliga-Kader des hamburgischen Verbands-Schiedsrichterausschusses. Ein toller Weg, der einmal mehr zeigt, dass dem Fußball eine enorme integrative Kraft innewohnt.

20-Jähriger ist Klubchef bei Kreisligist

Mit 28 Jahren wurde Julian Nagelsmann Cheftrainer in der Bundesliga, mit 20 leitet er einen gesamten Verein: Peter Piotrowski. Seit Mitte Februar ist der Jungspund Vorsitzender des Kreisliga-Klubs Batenbrocker Ruhrpottkicker . Widerstand von eingesessenen Vereinsmitgliedern? Gab es nicht. Stattdessen wählten ihn die Anhänger des 250-Mitglieder-Vereins einstimmig und ohne Gegenkandidaten zum neuen Chef. Auch von seinem Vorgänger Daniele Lepori gab es reichlich Lob. In dessen Abschiedsbrief steht: „Ich bin absolut überzeugt, dass er die Aufgabe mit Bravour meistern wird.“

Schon seit sieben Jahren engagiert sich Piotrowski im Amateurfußball, zuletzt war er Jugendleiter bei den Batenbrockern. „Ich habe keine Probleme mich durchzusetzen, auch wenn mein Gegenüber doppelt so alt ist wie ich“, sagt er selbstbewusst gegenüber RevierSport . Zunächst will Piotrowski dafür sorgen, dass der eigene Ascheplatz wieder bespielbar wird. Sportlich hat der neue Klubboss keine Sorgen: Die erste Mannschaft belegt in der Kreisliga B den dritten Platz.

Ex-Nationalspieler wird Trainer in Kreisklasse

Die Personalplanungen auf die neue Spielzeit laufen beim SV Laufen aus der Kreisklasse 4 bereits auf Hochtouren. Ein ganz besonderer Coup ist dem Verein aus der Region Inn/Salzach dabei für den Trainerposten gelungen. Der ehemalige deutsche Nationalspieler Dieter Eckstein wird den SV Laufen ab dem Sommer betreuen.
„Wenn man eine solche Chance hat, sollte man sich diese nicht entgehen lassen“, sagt Laufen-Abteilungsleiter Michael Niedermeier dem Onlineportal rosenheim24 .

Die Verpflichtung des früheren Mittelstürmers bedeutet dabei vor allem auch die Verpflichtung von einem großen Erfahrungsschatz. Eckstein kam in seiner Spielerkarriere nämlich auf insgesamt 289 Bundesliga-Spiele und erzielte dort 89 Tore für den 1.FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt und den FC Schalke 04. Internationale Erfahrung sammelte der 54-Jährige bei West Ham United und in sieben Einsätzen für die deutsche Nationalmannschaft, für die er sogar 1988 an der Europameisterschaft in Deutschland teilnahm.

Als Trainer war Eckstein zuletzt beim österreichischen Viertligisten Union Hallein tätig, der vor allem durch den Transfer von Mohamadou Idrissou bundesweit Bekanntheit erlangte. Nun liegt die Zukunft für den Ex-Nationalspieler beim Tabellenvierten der Kreisklasse 4, wo er den zum Saisonende scheidenden Trainer Hermann Lindner an der Seitenlinie beerben wird.