Hessen: Lehrer Mink trifft auf Schüler Cramer
Trainerduell um den hessischen Landespokal: Steinbachs Matthias Mink gegen Kassels Tobias Cramer (von links).[Foto: imago (2) Collage: FUSSBALL.DE]
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte kann sich der TSV Steinbach aus der Regionalliga Südwest mit einem Endspielsieg im Hessenpokal am dritten Finaltag der Amateure (Pfingstmontag, 21. Mai, ab 17 Uhr, Live-Konferenz in der ARD) für den DFB-Pokal qualifizieren. Das Duell mit dem Ligakonkurrenten KSV Hessen Kassel wird auf neutralem Boden in Stadtallendorf ausgetragen.
Für einen ist die Partie etwas ganz Besonderes: TSV-Trainer Matthias Mink. Der 50-jährige Ex-Profi stand vor seinem Engagement in Steinbach zwei Jahre lang für Hessen Kassel an der Seitenlinie, trifft auf seinen früheren Verein.
TSV Steinbach
Von Januar 2014 bis 2016 betreute Matthias Mink, der während seiner aktiven Laufbahn als Defensivspieler 156 Zweitligapartien für Fortuna Köln bestritt, die Nordhessen. Mit dem KSV erreichte er in der Liga den zehnten und den achten Rang. Beim jüngsten Erfolg des KSV Hessen im Verbandspokal (2015) saß Mink ebenfalls auf der Trainerbank. Damals gewann Kassel das Endspiel gegen den Verbandsligisten VfB Gießen 2:1.
"Wir hoffen, dass wir die bereits gute Pokalsaison nun auch noch krönen können"
„Der Finalsieg und die Teilnahme am DFB-Pokal gehörten sicher zu den Momenten, die aus meiner Zeit in Kassel am meisten in Erinnerung geblieben sind. In einem ausverkauften Auestadion gegen Hannover 96 zu spielen, war ein herausragendes Gefühl. Auch wenn wir leider unglücklich 0:2 verloren haben“, so Matthias Mink gegenüber FUSSBALL.DE .
Aus sportlicher Sicht waren die vier bisherigen Wiedersehen mit dem KSV Hessen Kassel für Matthias Mink nicht von Erfolg gekrönt. Gab es in der ersten Spielzeit nach seinem Weggang aus Kassel noch zwei Unentschieden (1:1 und 0:0), unterlag der gebürtige Villinger mit seiner neuen Mannschaft in dieser Saison in beiden Duellen (0:3 und 1:3). „Das erneute Aufeinandertreffen ist völlig unabhängig von den Ligaspielen“, sagt Mink. „Die Voraussetzungen sind für beide Mannschaften gleich. In einem Finale kann viel passieren. Wir wollen gegen den KSV mit unseren spielerischen Qualitäten erfolgreich sein.“
Um zum ersten Mal das Finale um den Hessenpokal zu erreichen, hatte der TSV Steinbach mehrere Anläufe benötigt, Als damaliger Oberligist scheiterte der TSV in der Saison 2015/2016 im Achtelfinale am KSV Hessen Kassel (1:3). Im Jahr darauf erreichte Steinbach als Regionalligist das Viertelfinale, unterlag dort aber dem Drittligisten SV Wehen Wiesbaden (1:2). Auch 2017 war in der Vorschlussrunde erneut gegen den klassenhöchsten hessischen Vertreter (1:5) Endstation. Im dritten Versuch gegen den SV Wehen Wiesbaden behielt diesmal allerdings der Viertligist aus dem Ort Haiger im Halbfinale 2:0 die Oberhand. Zuvor hatte sich der TSV Steinbach bereits gegen den ehemaligen Bundesligisten Kickers Offenbach (2:1) durchgesetzt.
„Es wäre etwas Außergewöhnliches, wenn wir uns bereits in unserem dritten Jahr in der Regionalliga Südwest für den DFB-Pokal qualifizieren könnten“, meint TSV-Trainer Mink. „Das wäre für uns die Möglichkeit, auch überregional in die Schlagzeilen zu kommen. Wir hoffen, dass wir die bereits gute Pokalsaison nun auch noch krönen können.“
Gründungsjahr: 1921
Mitgliederzahl: 450
Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga Südwest
Trainer: Matthias Mink
Top-Torjäger: Fatih Candan (elf Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: fünfter Platz in der Regionalliga Südwest (Saison 2016/2017)
Weg ins Finale: Türk Gücü Hanau (4:0), Kickers Offenbach (2:1), SV Wehen Wiesbaden (2:0)
KSV Hessen Kassel
Als der ehemalige Zweitligist KSV Hessen Kassel zuletzt im Jahr 2015 den Hessenpokal gewinnen konnte, war der heutige Cheftrainer Tobias Cramer bereits dabei. Der 43-Jährige arbeitete zwei Jahre lang als Co-Trainer unter seinem jetzigen Steinbacher Trainerkollegen und Finalgegner Matthias Mink. „Diese Zusammenarbeit wird uns immer miteinander verbinden. Ich konnte von Matthias sehr viel lernen. Diese Eindrücke haben meine eigene Denkweise geprägt“, sagt Cramer im Gespräch mit FUSSBALL.DE .
Nach dem Wechsel von Mink nach Steinbach übernahm Cramer den Cheftrainerposten beim KSV. In seiner ersten Saison als hauptverantwortlicher Trainer erreichte er mit den Nordhessen den zehnten Rang. In ernsthafte Abstiegsgefahr geriet Kassel nie.
Auch in dieser Spielzeit kann sich die sportliche Ausbeute von 44 Punkten aus 35 Spielen sehen lassen. Wäre vor der Saison vom KSV Hessen nicht der Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt worden. Durch den folgenden Abzug von neun Zählern befinden sich die „Löwen“ kurz vor dem Saisonende in akuter Abstiegsgefahr. „Die Entscheidung der Vereinsführung haben wir von der sportlichen Seite aus komplett mitgetragen. Wir sind noch als Tabellenletzter in die Winterpause gegangen. Dass wir nun noch die Chance auf den Klassenverbleib haben, ist der Mannschaft hoch anzurechnen“, so Cramer.
Sollte es beim aktuellen 16. Tabellenplatz bleiben, dann wäre Kassel davon abhängig, dass sich beide Südwest-Vertreter (1. FC Saarbrücken und SV Waldhof Mannheim ) in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga durchsetzen können. Gelingt zumindest noch der Sprung auf Rang 15, dann müsste „nur“ ein Südwest-Klub aufsteigen, um Kassels Verbleib in der 4. Liga zu sichern. Meister Saarbrücken trifft am 24. und 27. Mai auf den Bayern-Titelträger TSV 1860 München, der SV Waldhof bekommt es mit dem West-Meister (KFC Uerdingen 05 oder FC Viktoria Köln ) zu tun.
„Der Klassenverbleib steht im Vordergrund. Das Hessenpokalfinale ist für uns eine schöne Zugabe“, sagt Tobias Cramer, der seine Mannschaft trotz der beiden Punktspielsiege gegen den TSV Steinbach in der Außenseiterrolle sieht. „Steinbach ist individuell sehr stark besetzt. Wenn die Mannschaft einmal ins Rollen kommt, hat sie die Qualität für die 3. Liga. Wir wollen diese Qualität aus der Partie nehmen, indem wir robust in den Zweikämpfen sind sowie über unser Umschaltspiel und Standardsituationen Nadelstiche setzen“, kündigt Kassels Trainer vor dem Duell am „Finaltag der Amateure“ an.
Gründungsjahr: 1945
Mitgliederzahl: 4000
Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga Südwest
Trainer: Tobias Cramer
Top-Torjäger: Sebastian Szimayer (zehn Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: vierter Platz in der 2. Bundesliga (Saison 1982/1983, 1983/1984 und 1984/1985)
Weg ins Finale: Eintracht Stadtallendorf (8:7 n.E.), SC Willingen (4:1), FC Eddersheim (2:1)