Der treue Charly: Mit 74 ist aber Schluss
Charly Schroeder erhält Kuchen zu seinem Abschiedsspiel.[Foto: Andreas Arens]
Dieser Mann hat eine eingebaute Meistergarantie: Auch zu seinem Abschied feierte der inzwischen 74-jährige Karl-Heinz „Charly“ Schroeder einen Titel – den des Ü 50-Meisters im Fußballkreis Trier/Saarburg im Fußballverband Rheinland. Unsere Kultfigur der Woche.
Im finalen Duell bei der Altherren-Spielgemeinschaft Hochwald Kell gab es noch einmal ein klares 4:0. Zur Pause ließ sich Schroeder, die lebende Torwartlegende, vereinbarungsgemäß auswechseln und übergab die Nummer Eins zwischen den Pfosten der Trierer Oldies an Robert Juchems.
„Man soll aufhören, wenn es noch Spaß macht. Mit einem künstlichen Knie- und einem künstlichen Hüftgelenk muss aber einfach irgendwann mal Schluss sein“, betont Schroeder. „Es gibt kein Zurück mehr“, stellt er unmissverständlich klar und will so allen Gerüchten einen Riegel vorschieben, wonach er im Falle eines Falles noch einmal einspringen würde.
Schinken und Kuchen zum Abschied
"Man soll aufhören, wenn es noch Spaß macht"
Seine Teamkollegen von der Eintracht und die gastgebenden Keller bereiteten ihm mit einer zünftigen dritten Halbzeit einen gebührenden Abschied. Es gab einen original Hochwälder Schinken sowie einen Kuchen mit Eintracht-Emblem. Schroeder revanchierte sich mit einer seiner legendären Gesangseinlagen. „Auf Charly war immer Verlass. Es hat großen Spaß gemacht, mit ihm zusammenzuspielen“, betonte Werner Kartz stellvertretend für die Teamkollegen der Eintracht.
Auch mit Mitte Siebzig bleibt der „Charly“ dem Fußball aber verbunden – im Trierer Höhenstadtteil beim FSV Tarforst , wo Sohn Michael und Enkel Dominik als Nachwuchstrainer engagiert sind, kümmert er sich um die Pflege des Kunstrasenplatzes, fungiert als Platzkassierer bei den Heimspielen und schaut auch noch mittwochs beim Altherren-Training vorbei. „Ein bisschen mitkicken tue ich noch, sonst roste ich ein“, lacht Schroeder.
Als junger Spund feierte Schroeder den ersten seiner zahlreichen Aufstiege mit seinem Heimatverein, dem ATSV Saarbrücken , als es von der A-Klasse in die Bezirksliga ging. Von 1967 bis 1971 und nach vier Jahren bei Borussia Neunkirchen noch einmal von 1975 bis 1978 stand er zwischen den Pfosten der Trierer Eintracht und zählte hier zu den besten Torleuten im gesamten Südwesten. Unter anderem gehörte der einst in der Fachpresse oft als „ruhender Pol“ bezeichnete Schroeder auch jener Trierer Elf an, die mit dem 5:4 im Jahrhundertspiel am 17. Juni 1976 gegen Wormatia Worms erstmals den Aufstieg in die Zweite Bundesliga Süd perfekt machte.
Tunnel mit Folgen
Ein fataler Zwischenfall ausgerechnet bei der Mannschafts-Aufstiegstour ins österreichische Bregenz verhinderte Schroeders Durchbruch in Liga zwei: Beim lockeren Kick am Bodensee-Ufer tunnelte der spielstarke Keeper einen Teamkollegen, der diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen wollte und zu einer heftigen Grätsche ansetzte. Schroeder trug einen Schlüsselbeinbruch davon. Die Saisonvorbereitung war gelaufen und die Eintracht verpflichtete gezwungenermaßen Torhüter Werner Vollack. Nur zwei Partien bestritt er für die Eintracht in der damals noch zweigeteilten zweiten Bundesliga. Später spielte Schroeder beim damaligen Oberligisten SV Leiwen , in Luxemburg und war über viele Jahre hinweg auch noch erfolgreicher (Torwart-)Trainer. Auch heute hilft er noch bei Feriencamps der Fußallschule „Anstoß“ aus.
Besonders gerne erinnert sich der für seine enorme Sprungkraft bekannte Schroeder an einen Aufstieg mit Wasserbillig in die zweithöchste Luxemburger Liga, die Ehrenpromotion, zurück: „Da sind wir mit einer Blaskapelle dreimal durch den Ort gezogen. Das ganze Dorf stand Kopf.“ Mit über 60 Jahren baute er später auch noch die dritte Mannschaft des FSV Trier-Tarforst auf – und stand im betagten Fußballalter wahlweise im Tor oder trat als Feldspieler auf.
Schroeder ist sehr zufrieden, wie alles für ihn in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Platz gelaufen ist, obwohl er nie Vollprofi war und nie das große Geld mit dem Fußball verdient hat: „Ich würde alles genauso noch einmal machen.“