Elf Kisten, äh, Freunde müsst ihr sein
Ganz in Cristiano Ronaldo-Manier: Julius Neundörfer jubelt über einen seiner Treffer.[Foto: SV Fatschenbrunn]
Ob Julius Neundörfer seine Worte im Nachgang bereut? Der Angreifer versprach seinem Team pro Tor einen Kasten Bier – in den nachfolgenden 90 Minuten erzielte er insgesamt elf Stück. Außerdem: Wie eine Mannschaft aus Dortmund eine kuriose Aufholjagd startet und mit einem Happy End krönt. Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebte die zweite Herren-Mannschaft des VfR Kirchlinde. Ohnehin war die Mannschaft von Cheftrainer Hasan Gündüz für ihre torreichen Spiele bekannt, jetzt erlebten der VfR und dessen Zuschauer eine neue Episode einer sehr unterhaltsamen Partie.
Hasan Gündüz: "Ich habe zu meinem Team gesagt: 'Jetzt oder nie'."
Im Heimspiel der Kreisliga B2 Dortmund ging Kirchlinde II gegen den FC Sarajevo-Bosna zwar mit 1:0 in Führung, die Gäste konterten aber prompt und ließen sich auch vom zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich nicht von ihren Siegambitionen abbringen. Direkt nach dem Seitenwechsel erhöhte der FCSB auf 4:2 und sah auch beim zwischenzeitlichen 6:4 (61.) wie der sichere Sieger aus. Die verbleibende Schlussphase glich allerdings dem reinen Wahnsinn. "In den vorherigen Spielen waren wir körperlich immer unterlegen. Ich hab zu meinem Team gesagt: 'Jetzt oder nie.' Der FC Sarajevo-Bosna ist unser Angstgegner", bemerkte Gündüz. Erst sorgte Baris Gülen für den Anschlusstreffer, dann erzielte sein Bruder Ibrahim Gülen per sehenswertem Freistoß den Ausgleich (siehe hier) . In der Schlussminute avancierte wiederum Angreifer Baris Gülen mit seinen Treffern vier und fünf in dieser Begegnung zum Matchwinner.
"Für neutrale Zuschauer war das ein super Spiel"
"Wenn wir am Ende unentschieden gespielt hätten, hätte sich auch keiner beschwert. Die glücklichere Mannschaft gewann am Ende. Aber man muss auch sagen, dass wir die bessere Kondition hatten", bilanzierte Gündüz. "Es ging auch ein wenig um Prestige. Wir wollten uns für die 0:9-Hinspielniederlage revanchieren und ein Zeichen setzen. Für neutrale Zuschauer war das ein super Spiel." Der Kreisliga-Trainer wusste sofort, bei wem er sich zu bedanken hatte. "Baris hat mit seinen fünf Treffern einen guten Tag erwischt. Jetzt steht er bei 36 Saisontreffern, aber auch Emre Gündüz mit zwei oder drei Vorlagen und unser Torhüter Janik Skrzypczak, der in der ersten Halbzeit zwei-, dreimal gut gehalten hat, sind hervorzuheben."
Elf Kisten Bier: 23-Jähriger dankt nach Torgala
Zwei mit links, fünf mit rechts und vier mit dem Kopf: So lautet die Bilanz von Julius Neundörfer vom vergangenen Wochenende. Insgesamt elf Tore erzielte der Stürmer vom SV Fatschenbrunn im Spiel gegen den TSV Knetzgau II am 20. Spieltag der Kreisklasse 3 Schweinfurt. Nicht nur war er damit maßgeblich am 16:0-Heimsieg beteiligt, auch seinen persönlichen Torrekord hat er damit eingestellt. "Sowas ist mir noch nie gelungen. In der Jugend habe ich schon mal sechs Tore geschossen, aber elf Tore sind natürlich noch mal was ganz anderes", sagt Neundörfer im Gespräch mit FUSSBALL.DE .
Nach dem Spiel war die Verwirrung auf dem Sportplatz der "Fatschis" zunächst groß: Wie viele Tore waren es denn eigentlich? "Keiner hat wirklich gewusst, wie viele es genau waren. Ich bin dann noch mal zum Schiri gegangen und habe mich bei ihm versichert, weil auch ich den Überblick verloren hatte", so Neundörfer. Dieser bestätigte: Es war ein Elferpack. Auf einen Treffer ist der 23-Jährige dabei ganz besonders stolz: "Das dritte Tor war ganz cool. Mein Bruder steckt schön zu mir durch und ich schieße den Ball aus ziemlich spitzem Winkel satt ins lange Eck."
"Alex Meier ist schon immer mein absolutes Vorbild gewesen."
Auch sein Bruder sei ein torgefährlicher Spieler, erklärt Neundörfer. Der Torriecher liegt aber nicht nur in der Familie, er ist auch das Resultat von jahrelangem Training. Ein Beispiel nahm sich dabei vor allem an einem Profi: "Alex Meier ist schon immer mein absolutes Vorbild gewesen. In Sachen Abschluss habe ich mir von ihm einiges abgeschaut. Er hat die gleiche Einstellung wie ich: egal wie, Hauptsache drin."
Am Ende freute sich nicht nur der elffache Torschütze, auch seine Mitspieler waren von der Torgala äußerst angetan – und das aus einem guten Grund. "Ich habe es den Jungs schon angekündigt: Pro Tor werde ich einen Kasten Bier in die Kabine stellen." Getrunken werden diese dann nach und nach. Mit Blick auf den Saisonendspurt will Neundörfer nochmal nachlegen. Momentan steht der Angreifer bei 30 Saisontreffern. "Eigentlich waren die genau mein Ziel", sagt er, bevor er ehrgeizig ergänzt: "In den letzten Spielen möchte ich jetzt natürlich noch die 40er-Marke knacken."
PS: Sollte ein gewisser Herr mit auffälligem Männerdutt diese Zeilen hier lesen: Julius Neundörfer versucht schon seit Kindesbeinen verzweifelt, ein signiertes Trikot von seinem Fußballgott zu ergattern. Mit seinem Elferpack hätte er es sich redlich verdient, finden wir...