Torwart hängt sich an die Latte: Tor bricht
Der Torfall von Madrid 1998: "Noch nie hätte ein Tor dem Spiel so gut getan, wie heute", merkt Kommentator Marcel Reif an. Ähnliches geschah nun in Bissingheim.[Foto: Imago]
Von wegen die Saison "ausklingen" lassen: Zum Ende der Spielzeit 2018/2019 ging es auf den deutschen Fußballplätzen nochmal turbulent zu. Nicht nur der TSV Schlutup und der VfR Fischenich sorgten mit einer fußballerischen Glanzleistung für einen Knall, auch der Torwart des SV Wanheim III ließ es ordentlich krachen – indem er das eigene Tor zum Einstürzen brachte. Nicht Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.
Keeper bringt Tor zum Einstürzen
"Noch nie hätte ein Tor dem Spiel so gut getan, wie heute." – Ex-Fußballkommentator Marcel Reif erreichte mit seiner Fußballer-Weisheit beim Champions League-Halbfinale 1998 zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund Kultstatus. Im traditionsreichen Estadio Santiago Bernabéu erklommen spanische Zuschauer unmittelbar vor dem Anpfiff hinter einem der Tore den Schutzzaun, der in der Folge aufgrund des hohen Drucks nachgab und das Gehäuse zusammenbrechen ließ. Mit rund 76 Minuten Verspätung wurde das Duell angepfiffen, Reif und Moderationspartner Günther Jauch bekamen für ihre humoristische Glanzleistung nicht nur Top-Einschaltquoten, sondern wurden im Nachhinein mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Ähnlich kurios ging es auch in der Kreisliga C-Begegnung des ETuS Bissingheim II und SV Wanheim III (Nordrhein-Westfalen) zu. Im Duell des Tabellenachten gegen den Siebten führte ETuS auf eigenem Geläuf klar mit 7:0, als Wanheims Keeper Tim Kurz unfreiwillig in den Mittelpunkt geriet. Nachdem Lennart Schulte dem SVW-Schlussmann den letzten Gegentreffer einschenkte, hängte sich Kurz an die Torlatte. Ein Bruchteil von Sekunden später lag der Torhüter samt Querbalken auf dem Boden. Anders als noch in Spaniens Hauptstadt, als mehr als eine Stunde dafür benötigt wurde, um das nicht-einsetzbare Gehäuse zu ersetzen, legte in Bissingheim Schiedsrichter Dustin Kley selbst Hand an und reparierte das Aluminium umgehend. Nach kurzer Unterbrechung konnte die Begegnung fortgesetzt und einige Zeigerumdrehungen später abgepfiffen werden.
"Über Pfingsten fahren wir erstmal mit 18 Leuten nach Mallorca auf Abschlussfahrt. Dann geht es nächste Saison wieder von vorne los"
TSV Schlutup macht "Zweite" zur "Ersten"
"Aus zwei mach eins": Das dachten sich scheinbar die Verantwortlichen beim TSV Schlutup. Nachdem die zweite Mannschaft am 25. Spieltag den Aufstieg in die Kreisliga feiern konnte und die "Erste" zeitgleich aus der Verbandsliga abgestiegen war, befanden sich die Lübecker in einem Dilemma — beide Teams konnten schließlich nicht in ein und derselben Liga antreten. Kurzerhand entschied man sich dazu, die Rangordnung im Klub neu zu verteilen. "Als Belohnung für unseren guten Dienst hat sich der Verein dazu entschlossen, dass wir zur 'Ersten' werden und trotzdem aufsteigen", erklärt Bjoern Lippke, Trainer der Zweitvertretung, die tolle Geste.
Mit 63 Punkten und der vorzeitigen Meisterschaft beim 2:0-Sieg gegen den VfB Lübeck III hatte sich sein Team die Beförderung auch redlich verdient. Am Ende ließ der TSV die zu Saisonbeginn favorisierte Konkurrenz klar hinter sich. Kein einfaches Unterfangen, wie Lippke berichtet: "Bei uns in der A-Klasse waren schon zwei, drei Mannschaften dabei, die viel Geld in die Hand genommen haben. Teilweise haben die sogar Regional- und Oberligaspieler geholt." Umso mehr freute sich der Übungsleiter für sein Team, das sich vor allem durch den Kampfgeist auszeichnet. "Wir mussten uns jedes Spiel erkämpfen. Das ging nur über Herz, Mentalität und Laufbereitschaft. Unsere Verfolger hatten sicherlich die besseren Einzelspieler, aber als Mannschaft waren wir echt schwer zu knacken", so Lippke weiter.
Nach der Saison ist vor der Saison: Obwohl noch ein Spiel aussteht, sind die Planungen für die kommende Spielzeit bereits angelaufen. "Über Pfingsten fahren wir erstmal mit 18 Leuten nach Mallorca auf Abschlussfahrt. Dann geht es nächste Saison wieder von vorne los." Neben zwei Spielern aus der diesjährigen "Ersten" stoßen im Sommer noch einige Spieler aus der A-Jugend zur Mannschaft. Da der Kern des Teams und auch das Trainergespann aber erhalten bleiben, gehen die Schlutuper selbstbewusst in die neue Saison. "Ein einstelliger Tabellenplatz muss schon her. Wir sind eine gute Truppe und wollen jedes Spiel gewinnen — egal, wer da kommt."
7:7 - Ausgleich in der 95. Minute
Einen kuriosen Spielverlauf haben Spieler und Zuschauer bei der Partie der B-Junioren zwischen dem VfR Fischenich und BC Viktoria 1915 Glesch/Paffendorf II miterlebt. Nicht nur die 14 Tore innerhalb der 80 Spielminuten sorgten für tolle Unterhaltung, auch der Spielverlauf selbst in der Begegnung der Normalstaffel 09 im Kreis Rhein-Erft bot eine Menge Überraschungen. Nachdem der frischgebackene Meister aus Fischenich eine zweimalige Führung verspielte, überschlugen sich nach dem Seitenwechsel die Ereignisse. Unbeeindruckt ob der klaren Rollenverteilung vor dem Spiel – der Tabellenvorletzte unterlag im Hinspiel noch mit 0:4 – spielte der BC sensationell auf. Binnen zwölf Minuten schossen die BC-Junioren eine beruhigend klingende 7:2-Führung heraus.
"Wir haben das Fußballspielen eingestellt und der gegnerische Torhüter ist über sich hinausgewachsen und hat fantastisch gehalten", resümierte VfR-Coach Kai Pehlivan, der zugleich aber um die Comeback-Qualitäten seiner jungen Kicker weiß. Vier Mal lagen die Fischenicher in dieser Staffel bereits zurück, drei Partien drehten sie noch zu ihren Gunsten und auch gegen Glesch/Paffendorf II wollte es der Spitzenreiter noch einmal wissen. Für den Startschuss der bemerkenswerten wie verrückten Aufholjagd sorgte Marvin Quadt nur drei Minuten vor dem Ende. Fast im Minutentakt legten Marc Dahmann (78./80.+2) und Lennard Wels (80.+4) nach. Als alle mit dem Abpfiff rechneten, machte Marvin Quadt in der fünften Minute der Nachspielzeit den nicht mehr geglaubten Zähler perfekt. "Das sind die Geschichten, die der Fußball schreibt. Natürlich ist das für den Gegner enttäuschend, dagegen haben wir gezeigt und erlebt, dass trotz eines großen Rückstandes alles möglich ist", bemerkte Pehlivan.