Amateur-Trainingslager: Von Sonne keine Spur
Schwitzen in Doha für eine erfolgreiche Rückserie: die Kicker des FC Bayern München.[Foto: 2020 Getty Images]
Die Bundesligisten befinden sich zurzeit in sonnenverwöhnten Wintertrainingslagern rund um den Globus. Bedingungen, von denen Tausende Amateurkicker nur träumen können. Meist bleibt der eigene Sportplatz die erste Anlaufstelle für die Vorbereitung auf die Rückrunde. Langweilig wird's im dorfeigenen Trainingscamp aber natürlich keineswegs.
Ein Blick aus dem Fenster genügt meistens: Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt und nasskaltem Schmuddelwetter schnürt sich niemand gern die Fußballschuhe – weder Amateure noch Profis. Was hilft? Das Flugzeug. Damit werden die Profikicker kurzerhand in warme und sonnige Regionen befördert, um sich optimal auf die anstehende Rückrunde vorzubereiten.
Jerez in Spanien ist die Adresse der Fohlen, auf Mallorca trainieren die Profis von Werder Bremen und die Bayern schwitzen in Doha bei WM-Wetterbedingungen. Die Leipziger und Paderborner hingegen üben sich in Bescheidenheit und bleiben zuhause – wie auch die meisten Amateure.
Was gibt die Mannschaftskasse her?
Das Trainingslager wird einfach vor der eigenen Haustüre aufgebaut. Unkompliziert und altbewährt. Die Coaches der Kreisligisten vertrauen auf die Trainingsmethoden eines Otto Rehhagels. Der schätzt es, wenn "Fußballer verheiratet sind, denn die eigene Frau ist das beste Trainingslager." Wie praktisch, dass durch dieses heimatverbundene Modell auch gleichzeitig die Mannschaftskasse prall gefüllt bleibt. Würde man daraus alles zusammenkratzen, käme wahrscheinlich lediglich ein One-Way-Ticket irgendwo nach Übersee zustande – für lediglich einen Spieler, versteht sich. Und ohne anschließende Unterbringung natürlich.
Einige Trainer widersetzen sich jedoch der heimatlichen und familiären Trainingsmethode, plündern die Mannschaftskasse und investieren ein paar Stunden Fahrzeit, um ein Trainingscamp fernab des alltäglichen Umfelds anzusteuern. Die vermeintlich vorteilhafte psychologische Rechnung hierbei: Mit zunehmender Distanz zum Heimatort nehmen Verpflichtungen und Alltagsstress ab, wobei gleichzeitig die Konzentration auf das Training ungeahnte Höhen erreicht.
Klingt nach einem soliden Plan. Das Problem: Er geht selten auf. Ehe sich der Trainer versieht, hat sich das Hochleistungsbootcamp in eine feuchtfröhliche Klassenfahrt verwandelt. Den vollen Einsatz heben sich die Spieler dabei überwiegend für abends am Tresen auf. Und die Trainingseinheit am nächsten Morgen? Da sitzen Elan und Einsatzbereitschaft brav nebeneinander auf der Bank.
Bierseliges Teambuilding
Eine weitere attraktive Möglichkeit besteht darin, das Trainingslager in eine Partnerstadt der Gemeinde zu legen. Gut, meistens liegen die Städte in einem an Deutschland angrenzenden Staat. Und dort ist es bekanntlich nicht gerade wärmer. Trotzdem: Der städtepartnerschaftliche Besuch kann zu einem spannenden Austausch aller Beteiligten werden. Fußball mit Urlaubsfeeling – klingt gut. Aber auch hier dürfte bei näherer Betrachtung das Urlaubsfeeling der Trainingsbereitschaft den Rang ablaufen, denn die Jungs verstehen sich sicher blendend mit den einheimischen Spielern des Partnervereins. Und das Training am darauffolgenden Tag? Das verläuft wahrscheinlich auch hier nicht ganz so spritzig.
Fazit: Keinesfalls sollten Trainer und Spieler auf das obligatorische Wintertrainingscamp verzichten. Trainerfüchse wissen: Erfolgreiche Teambuildingmaßnahmen finden meist neben dem Platz statt. Abends in bierseliger Atmosphäre.