SV Spellen: "Echte Mädchen spielen Fußball"
Der SV Spellen engagiert sich in besonderem Maße sozial – vor allem im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür wurde der Klub beim DFB-Punktespiel mit dem Gold-Status ausgezeichnet.
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Erklären 2019 ihren Rücktritt: Weltmeister Bastian Schweinsteiger, Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Champions-League-Sieger Arjen Robben und FUSSBALL.DE-Kolumnist Joel Grandke.[Foto: Getty Images/Collage FUSSBALL.DE]
Man soll bekanntermaßen dann gehen, wenn es am Schönsten ist. Top-Stars wie Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben haben im vergangenen Jahre ihre Schuhe an den Nagel gehängt. Emotionale Rücktritte finden natürlich auch im Amateurfußball statt – oftmals braucht es hier sogar mehrere Anläufe, bis diese endgültig sind. Heute ist es allerdings unser Kolumnist selbst, der mit angemessenen Abschiedsworten ringt. Die neueste – und vorerst letzte – Ausgabe der FUSSBALL.DE-Kolumne Amateur-Alltag.
" In Hamburg sagt man Tschüss – das heißt auf Wiedersehen! " (Kult-Schauspielerin Heidi Kabel mit ihren Abschiedsworten an alle vom Platz verwiesenen Kicker bei einem HSV- oder St. Pauli-Heimspiel)
2019 neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Auch im Fußball wird der Jahreswechsel stets zum Anlass genommen, um auf die Höhepunkte der vergangenen zwölf Monate zurückzublicken. Es flimmern Zusammenschnitte der schönsten Tore, der unglücklichsten Fehlschüsse und ausgelassener Meisterschafts- oder Pokalfeiern über den Bildschirm. Um dem Rückblick eine besonders emotionale Note zu verleihen, erinnert das klassische Best-of ausführlich an die großen Spieler, die ihre Bolzer in diesem Jahr an den Nagel gehängt haben. Die Liste der prominenten Abgänger führt hierzulande Bastian Schweinsteiger an. Der ehemalige DFB-Kapitän erlangte spätestens durch seine Performance im WM-Finale 2014 in Rio den uneingeschränkten Legendenstatus. Mit blutigem Cut unter dem Auge schleppte er sich und sein Team durch die Verlängerung – der Ausgang ist Geschichte. Seinen Karriere-Abend verbrachte er in der amerikanischen Liga bei Chicago Fire, wo mit dem Jahreswechsel nun auch sein letzter Vertrag als aktiver Profi ausläuft. Ein großer Anführer geht von Bord. Große Fußstapfen hinterlässt auch Arjen Robben in der deutschen Fußballlandschaft. Sein Champions-League-Final-Tor gegen Borussia Dortmund, bei dem er den Ball am machtlosen Roman Weidenfeller vorbeischob, bleibt nicht nur den eingefleischten Bayern-Fans im Gedächtnis. Der Niederländer blieb bis zum Karriereende ein Phänomen. Jeder Gegenspieler wusste, was er vorhatte, wenn er den Ball vom rechten Flügel gen Strafraum trieb: Haken ins Zentrum, ein paar schnelle Schritte, Abfahrt ins lange Eck. Jeder hat unzählige dieser Tore von ihm gesehen und wusste, dass er den Ball in Tornähe bloß nicht auf seinem starken Linken liegen haben dürfte. Jeder. Dennoch gelang es Robben wieder und wieder, auf diese Weise zu treffen – ein Tor schöner als das andere. Und vor den Fernsehern saßen stets die Millionen Experten, die in ihrer aktiven Zeit selbst von Ü50-Spielern per Körpertäuschung ins Kino geschickt wurden, und lachten: "Meine Güte! Das war doch sonnenklar, dass er in die Mitte zieht! Wie kann man als Verteidiger so blöd sein?!" Die Erinnerung an Kicker vom Kaliber Schweinsteiger oder Robben leben natürlich über Jahrzehnte weiter, womöglich bleiben sie dem Fußball auch in anderer Funktion erhalten – als Trainer, Manager oder TV-Experte.
"Ich glaube, ich bin im falschen Körper geboren. Ich bin ein großartiger Altherrenspieler im Körper eines 21-Jährigen"
Wenn verdiente Kreisliga-Spieler ihren Rücktritt verkünden, gibt es nur selten Angebote für eine Anschlusskarriere auf der großen Fußballbühne. Das heißt aber keineswegs, dass für sie keine Verwendung mehr auf oder neben dem Sportplatz bleibt. Zunächst muss festgehalten, dass die Amateurkarrieren ohnehin weitaus langlebiger sind als die rund 15 Jahre, die Profis auf dem Rasen stehen. Aufgrund ihrer überschaubaren Fitness fiebern einige Kreisligakicker schon mit Mitte 20 auf den Zeitpunkt hin, in dem sie endlich für die Altherrentruppe auflaufen können. Kürzere Spielzeiten, weniger Laufarbeit: Für einige Spieler fängt die "Karriere" erst ab 30 so richtig an. Ein durchaus talentierter, aber stinkend fauler Mitspieler mutmaßte kürzlich: "Ich glaube, ich bin im falschen Körper geboren. Ich bin ein großartiger Altherrenspieler im Körper eines 21-Jährigen." So absurd es klingen mag: Wer ihn einmal live spielen sieht, muss ihm unweigerlich zustimmen.
Darüber hinaus ist die Kreisliga ein Tummelplatz für den berühmten Rücktritt vom Rücktritt. Wenn ein Spieler erklärt, dass er aus familiären, beruflichen oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv kicken möchte, wird ihm zunächst großspurig und überangemessen gedankt. "Danke, dass du deine Knochen über so viele Jahrzehnte für den Verein hingehalten hast", heißt es dann von den Kollegen. "Wir respektieren natürlich, dass du irgendwann auch mal andere Prioritäten im Leben setzt." Der Scheidende gibt zum Saisonabschluss ordentlich einen aus und erhält im Gegenzug eine liebevoll zusammengebastelte Collage aus Fotos, die ihn im Laufe der Karriere im Vereinstrikot zeigen. Eine schöne Geste. Eine tolle Erinnerung. Ein würdiger Abschied für einen verdienten Kameraden. Es hätte zumindest einer sein können, wenn nicht zwei Monate später die neue Saison beginnen würde. Kleinlaut meldet sich der Altherrentrainer schon vor dem ersten Spieltag per Sprachnachricht: "Du, äh, pass auf. Wir haben einen echten Engpass, uns fällt die halbe Truppe für das Spiel morgen aus. Ich weiß ja, dass du eigentlich gar nicht mehr spielen wolltest, aber hättest du vielleicht doch Zeit, dich zumindest auf die Bank zu setzen? Bitte? Gruß!" Und da unser zurückgetretener Spieler seine Leidenschaft trotz aller Vernunft nicht einfach ausknipsen kann, wirft er den Entschluss, von dem seine Frau ihn nach jahrelanger Streiterei endlich überzeugen konnte, für einen Kurzeinsatz gegen die zweite Altherrenmannschaft aus dem Nachbardorf über Bord. Folgt man repräsentativen Umfragen, tritt ein Kreisliga-Kicker rund 2,49 Mal zurück, bevor er tatsächlich aufhört. Konsequenz geht anders.
Auch ich als Kolumnist werde mich in Zukunft an meiner eigenen Konsequenz messen lassen müssen, schließlich geht mein Jahreswechsel mit einer beruflichen Neuausrichtung einher. Ein neuer Job abseits der Amateurfußballplätze zwingt mich schweren Herzens dazu, an dieser Stelle meinen eigenen Rücktritt zu verkünden. Nach 108 Ausgaben der FUSSBALL.DE -Kolumne "Aus dem Amateur-Alltag" hänge ich die Tastatur nach dieser Episode an den Nagel. Woche für Woche durfte ich mich auf dieser Plattform mit jedem erdenklichen Thema rund um die Kreisliga auseinandersetzen. Ich habe die Akteure rund um den Amateurfußball dabei stets ohne schlechtes Gewissen aufs Korn genommen, schließlich gehöre ich genauso zu ihnen. Die treue FUSSBALL.DE -Leserschaft hat jede Ausgabe zu einem Heimspiel gemacht – mit diesem Publikum im Rücken schreibt es sich einfach befreit auf.
Als Gegengewicht zum hochkommerzialisierten Profigeschäft, bei dem wahnsinnige Millionenbeträge in Transfers einzelner Spieler gesteckt werden, bildet der Amateurfußball in Zukunft einen immer wichtigeren Gegenpol. Es gibt ihn noch, den ehrlichen Fußball an der Basis, bei dem der Bankkaufmann gegen den Landwirt und der Polizist gegen den Bäckermeister sonntagvormittags zu unchristlichen Zeiten auf einem ungemähten Dorfacker spielen. Im Hintergrund arbeitet hier nicht das große Geld, sondern das höchst engagierte Ehrenamt, um in der gesamten Republik Fußball für alle Altersklassen zu ermöglichen. Vom Betreuer über den Schiedsrichter bis hin zum Grillmeister in der Bratwurstbude hat jeder noch so kleine Verein seine eigenen Legenden, die keine große Öffentlichkeit bekommen, diese aber auch gar nicht suchen. Danke an alle für über zwei Jahre Inspiration, die auch locker Stoff für weitere Episoden liefern würde. Und wer weiß: Wenn wirklich so viel Kreisliga in mir steckt, wie ich in den über 100 Episoden behauptet habe, dann fehlen mir nach meinem jetzigen Abschied statistisch ja auch noch 1,49 Rücktritte, bevor ich die Kolumne tatsächlich einstelle.
Ich danke euch für eure Treue, wir lesen voneinander! Bleibt sportlich!
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürte in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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