TSV Fleisbach: Weniger Plastik, mehr Mehrweg
Mehrweg statt Einweg, Makkaroni statt Strohhalme: Der TSV Fleisbach nimmt Umweltschutz ernst.[Foto: TSV Fleisbach]
Wie kann der Amateurfußball einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten? Zahlreiche Vereine engagieren sich bereits mit kreativen Ideen. Auf FUSSBALL.DE möchten wir diese Best-Practice-Beispiele regelmäßig vorstellen, um Aktivitäten anzuregen, aber auch Ängste vor Überforderung abzubauen. Heute im Blickpunkt: Die Frauenmannschaft des TSV Fleisbach aus der Oberliga Gießen/Marburg in Hessen. Das Team sorgte dafür, dass im Vereinsheim auf die Nutzung von Mehrweggeschirr und Gläsern umgestellt wurde.
Die Frauen-Oberligamannschaft des TSV Fleisbach aus dem mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis schafft in mehrfacher Hinsicht ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. So organisieren vier Spielerinnen monatlich Aufräumaktionen in der Region, beim Duschen wird von den meisten Teammitgliedern Seife und umweltschonendes Shampoo ohne Mikroplastik verwendet. Außerdem informiert das Team über plastikfreie Alternativen. Beispielsweise bekam Ex-Trainerin Christine Nadler im vergangenen Jahr als Weihnachtsgeschenk einen Gutschein für einen Unverpackt-Laden.
Aber das ist längst nicht alles. Die TSV-Frauen haben auch dafür gesorgt, dass im Vereinsheim größtenteils auf die Nutzung von Mehrweggeschirr, Gläsern, Glasflaschen und Mehrwegflaschen umgestellt wurde. Gibt es beispielsweise bei Klubfesten Cocktails, werden dafür Makkaronis anstatt Plastik-Strohhalme verwendet. FUSSBALL.DE hat mit Fleisbachs Spielertrainerin Julia Hecker über die Umstellung auf Mehrweg und Glas gesprochen.
Alle Infos zur Umstellung auf Mehrweg und Gläser
Das Ziel: Der Anspruch einer solchen Maßnahme ist klar. Mit dem geringeren Plastikverbrauch soll zum Klimaschutz beigetragen werden. Aber warum ist Plastik überhaupt schlecht für die Umwelt? Das hat mehrere Gründe. Plastikmüll gilt als klassisches Umweltproblem. Zerfällt Kunststoff unter dem Einfluss von Sonnenlicht, werden Treibhausgase wie Methan freigesetzt. Dabei gilt: Je länger die Plastikpartikel der UV-Strahlung ausgesetzt sind, desto mehr Treibhausgase produzieren sie. So heizt Plastik den Klimawandel an. Ein weiterer Faktor, der gegen den Gebrauch von Plastik spricht: Meereswesen wie Würmer, Muscheln oder Fische halten das im Wasser treibende Mikroplastik für Nahrung und fressen es. Da Plastik unverdaulich ist, können die Tiere danach keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Die Folge: Die Meereswesen verhungern bei vollem Magen, weil Kunststoff keine Nährstoffe enthält.
Das ist zu beachten: Um eine Umstellung von Einweg- auf Mehrweggeschirr und Mehrwegflaschen sowie Glasgeschirr und Glasflaschen auch in Eurem Verein durchzusetzen, braucht es - anders als beispielsweise beim Bau einer LED-Flutlichtanlage beim FC Isny - keinen fachlichen Rat eines Experten. Gefragt ist vor allem ehrenamtliches Engagement, Überzeugungsarbeit im Klub und ein Austritt aus der Komfortzone. Unser Tipp: Nennt die oben genannten Gründe, die gegen die Verwendung von Einweggeschirr sprechen, recherchiert auch gerne selbst noch einmal und forciert dann die Umstellung auf Mehrweg und Glas. Die Umwelt wird es Euch danken.
Kosten- und Zeitaufwand: Die Umsetzung eines solchen Projektes ist zwar nicht kompliziert, aber dennoch mit einigen Kosten verbunden. Beim TSV Fleisbach waren es rund 3.000 Euro, die unter anderem für die Anschaffung einer Spülmaschine im Vereinsheim anfielen. Finanziert wurde das Projekt durch eine Musikveranstaltung. "Wir haben das Event mit Spenden umliegender Firmen verdrahtet", erklärt Julia Hecker. Auch zeitlich ist der Aufwand nicht zu unterschätzen. Zehn bis 20 Ehrenamtler des TSV Fleisbach waren involviert. Von der Organisation des Musikevents bis zur Anschaffung und Installation der Spülmaschine hat es ein Jahr gedauert. Der Aufwand zahlt sich aber aus: Der TSV leistet nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz, sondern verbessert auch die Mitgliederzufriedenheit. "Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt bei uns immer mehr an Bedeutung", betont Hecker: "Weniger Müll zu produzieren und Dinge wiederzuverwenden, kommt schließlich allen zugute."
Fahrgemeinschaften und Trainingslager in der Heimat
Überhaupt hat die Frauen-Mannschaft des TSV Fleisbach ihre gesellschaftliche Verantwortung in Bezug auf den Klimaschutz fest in ihren Alltag integriert. Weitere - dauerhaft gelebte - Maßnahmen sind unter anderem die Organisation von Fahrgemeinschaften und die Durchführung von plastikfreien Trainingslagern in der Heimat mit regionalen Partnern. So wird weniger gefahren und gereist.
Außerdem werden innerhalb des Teams gebrauchte Kleidungsstücke getauscht, anstatt sie direkt wegzuwerfen. Für den Bratwurstverkauf bei Spielen und Turnieren arbeitet der Verein mit einem lokalen Metzger zusammen.
Wenn es um Umweltschutz geht, sind die Frauen des TSV Fleisbach extrem fleißig. Und beim Fußball läuft es auch noch gut. In der Oberliga Gießen/Marburg gab es zuletzt einen 5:0-Heimerfolg gegen die FSG Haigerseelbach/Schönbach.
Während der Bewerbungsphase erhielten wir bei unserem Umwelt-Gewinnspiel mehr als 300 beeindruckende Einsendungen, die zeigen: Der Amateurfußball geht beim Umweltschutz mit gutem Beispiel voran. Die Auslosung brachte schließlich den SuS Merklinde als Gewinner hervor, der Plastikmüll deutlich reduziert hat, indem der Verein sämtliche Plastik- und Pappbecher abgeschafft und auf nachhaltigere Tassen umgestellt hat. Vielen Dank an alle Vereine, die an unserem Gewinnspiel teilgenommen haben!