Fair Play-Sonderpreis für rührende Geste
Weiß auch im Tor zu überzeugen: Preisträgerin Lara Schmidt.[Foto: privat]
Eine Jury des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter Vorsitz von DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann hat die "Fair-Play-Medaille" verliehen. Bereits seit 1997 zeichnet der DFB jährlich mit der "Fair Play-Medaille" besonders faire Spieler*innen, Mannschaften sowie Funktionär*innen aus. Dieses Jahr wurde ein Sonderpreis vergeben. Die verdiente Gewinnerin: die 13-jährige Lara Schmidt von Energie Cottbus.
Am 26. Januar lud die SG Gießmannsdorf zu einem B-Juniorinnen-Hallenturnier. Mit dabei: Lara Schmidt. Normalerweise spielt die erst 13-Jährige für die C-Juniorinnen von Energie Cottbus . Doch diesmal durfte sie bei der älteren Altersstufe reinschnuppern. "Während andere Kinder mit Kuscheltieren ins Bett gehen, schläft Lara abends mit zwei Bällen ein", beschreibt Laras Vater ihre Liebe zum Fußball.
Statt erstmal zuzuschauen und von ihren älteren Mitspielerinnen zu lernen, war Lara mittendrin im Spielgeschehen und wie! Ihr gelang es, die Trophäe als beste Torschützin einzuheimsen – und das als eigentliche Torhüterin. "Bei uns in der C-Jugend spielt sie im Moment vor allem im Tor und macht das sehr gut. Sie wurde jetzt sogar in die Landesauswahl auf dieser Position berufen. Aber eigentlich ist sie eine echte Allrounderin und hat auch als Feldspielerin ihre Qualitäten", berichtet ihr Trainer Tobias Kroll.
Mitgefühl neben dem Platz
"Diesmal stand nicht ihre Leistung, sondern das Menschliche im Vordergrund"
Allerdings machte Lara nicht nur sportlich auf sich aufmerksam. Während die Mannschaften nach dem Turnier auf die Siegerehrung warteten, erregte ein Ereignis etwas abseits vom Geschehen Laras Aufmerksamkeit. "Ich saß bei meinen Eltern auf der Tribüne und habe verfolgt, wie das Team von Gießmannsdorf zusammenkam und einige zu weinen begannen. Als sich die Situation etwas beruhigt hatte, bin ich rübergegangen und habe eine Spielerin angesprochen, was denn los sei", erzählt Lara.
Es stellte sich heraus, dass eine Spielerin von Gießmannsdorf an dem Tag ihr vorerst letztes Spiel gab, da eine schwere Krankheit sie zum Pausieren zwang. Daraufhin entschloss sich Lara spontan zu einer außergewöhnlichen Aktion: "Als ich das gehört habe, bin ich nach der Siegerehrung gleich zu der Spielerin und habe ihr meine Trophäe als beste Torschützin geschenkt. Als Glücksbringer, damit sie schnell wieder gesund wird."
Das beeindruckte nicht nur die gegnerische Mannschaft, sondern auch ihre Eltern: "In solchen Situationen ist man natürlich stolz. Lara liebt und lebt den Fußball, aber diesmal stand nicht ihre Leistung, sondern das Menschliche im Vordergrund. Und das sollte beim Sport nie verloren gehen, auch wenn man gegeneinander spielt. Sie und alle, die beim Turnier waren, wissen auch ohne Pokal, was Lara an diesem Tag geleistet hat."
Aus menschlicher Geste wurde Freundschaft
"Laras Verzicht auf Anerkennung im Bewusstsein, dass hier ein Lebensthema berührt wird, dem viel größere Bedeutung als dem Fußball beizumessen ist, das hat uns beindruckt", sagte DFB-Schiedsrichterin Bibiane Steinhaus, die in der Jury für Lara gestimmt hatte.
Was Lara damals beim Turnier noch nicht ahnte: Durch ihre Geste entwickelte sich eine tolle Freundschaft zwischen den beiden Mädchen. Bis heute halten sie Kontakt - nicht nur online. Beide sind mittlerweile gern gesehene Gäste bei den Partien der jeweils anderen.