Caroline Schiller im Schiedsrichter-Blog |01.02.2015|09:30

Emotionales Paar: Trainer und Schiedsrichter

Kein einfaches Verhältnis: Schiedsrichter und Trainer. [Foto: Getty Images]

Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog: Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg, Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim aus dem Südwestdeutschen Fußballverband berichten für uns regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schieds- oder Linienrichter auf und neben dem Platz erleben und was sie umtreibt. Heute: Caroline Schiller schlägt vor, wie man das komplizierte Verhältnis zwischen Trainer und Schiedsrichter verbessern könnte.

"Auf dem Fußballplatz ist der Schiedsrichter der Chef. Für die Mannschaft ist es der Trainer. Wie ist es im Geschäftsleben, wenn zwei Chefs in einer Firma agieren? Sie sind nicht immer einer Meinung, diskutieren, suchen gemeinsame Lösungswege, können sich danach anlächeln oder gehen wortlos auseinander. Wenn man parallel das Verhältnis Schiedsrichter und Trainer auf dem Platz betrachtet, lässt sich genau dasselbe Prinzip erkennen.

Von großer Bedeutung ist für mich der Respekt gegenüber der natürlichen Person und seiner Funktion. Dazu gehören die einfachsten Umgangsformen, wie etwa die Begrüßung, vernünftige und gehaltvolle Kommunikation und für mich ganz wichtig, dass ich von unbekannten Trainern mit „Sie“ angesprochen werde. Diesen Respekt zolle ich als Schiedsrichter ebenso meinem Gegenüber.

Vorbildfunktion enorm wichtig

"Mit ruhigen, klärenden Worten kann man im Nachhinein mehr bewegen"

Während des Spielverlaufes kommt es geradezu in jedem Spiel zu Entscheidungen, welche den Trainer nicht erfreuen. Sicher kann es bei einer Vielzahl solcher Ereignisse auch zu einem emotionalen Desaster kommen. Dies sollte jedoch nicht lautstark vom Trainer samt seiner Mannschaftsoffiziellen über den gesamten Fußballplatz ausgetragen und mitgeteilt werden.

Für ein gemeinsames, gar kritisches Gespräch in der Kabine nach dem Spiel sollte jeder Schiedsrichter offen sein. Nur so kann man vielleicht fehlbare Entscheidungen aus jeder Sichtweise erörtern und diskutieren. Da wir alle nur Menschen sind, unterlaufen uns freilich Fehler. Bekommt man diese mitgeteilt, so muss man versuchen, sie abzustellen beziehungsweise zu überdenken.

Handschlag fürs emotionale Gleichgewicht

Über das ein oder andere ärgert man sich als Schiedsrichter selbst genug und ändert es. Nur wer sich Fehler eingestehen kann, zeigt eigene Stärke. Mit einem Handschlag und einem Lächeln auseinander zu gehen, bringt beide „Chefs“ wieder ins emotionale Gleichgewicht.

Was mir sehr auf der Seele brennt, ist die erwünschte Vorgehensweise bei Trainern im Jugendbereich. Sie haben eine noch größere Vorbildfunktion gegenüber den „kleinen“ Spielern, welche sich noch in der sozialen Entwicklung befinden. Stellt man sich vor, dass die Jugendspieler „lernen durch Nachahmen“, kann einem in gewisser Weise Angst werden - vor allem in der heutigen Zeit, in der Kinder die Kommunikation über verschiedenste Medien ausüben und nicht mehr über unser wichtigstes Gut, der Sprache.

In Trainerausbildung berücksichtigen

Sicher würde es Sinn ergeben, diese Vorbildfunktionen in der Trainerausbildung als elementaren Bestandteil zum Tragen zu bringen. Natürlich liegt es dann an der Umsetzung des Vermittelten. Jeder Schiedsrichter hat es selber in der Hand, inwieweit er „Ausraster“ am Spielfeldrand duldet. Ich persönlich achte im Jugendbereich enorm darauf, besonders auch was die Kommunikation und Motivation mit den Jugendspielern betrifft. Leider kommt es des Öfteren dazu, dass Trainer ermahnt oder gar verwiesen werden müssen.

Fazit meiner Ausführungen soll sein, dass jeder „Chef“, egal ob Trainer oder Schiedsrichter, seine Interaktionen überdenken und sich situationsgerecht verhalten sollte - ebenso wie er auch gerne selbst von seinem Gegenüber behandelt werden möchte. Mit ruhigen, klärenden Worten kann man im Nachhinein mehr bewegen - für sich und andere. In diesem Sinne wünsche ich Euch bestes Gelingen und den Jugendtrainern viel Erfolg. Denn vernünftige Kommunikation kann nur im Sinne der Heranwachsenden sein. Sie sind unsere Nachfolger, egal ob als Trainer oder Schiedsrichter."

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