Durchmarsch: FC Querenstede wie Darmstadt
Der FC Querenstede feierte die Meisterschaft souverän. [Foto: privat]
Nicht Alltägliches aus dem deutschen Amateur-Alltag auf FUSSBALL.DE - regelmäßig in der Rubrik Kurzpass kurios. Heute: Der FC Querenstede macht es wie die Lilien. Zwei Jahre lang blieb der Verein ungeschlagen und marschiert nun durch in die 2. Kreisklasse. Die Landesliga-Truppe des Hövelhofer SV will künftig auch ohne Bezahlung spielen. Und Fortuna Bottrop hält mit 64 Spielern die Klasse.
Zwei Jahre lang ungeschlagen
Die Lilien haben es vorgemacht, der FC Querenstede zieht nach. Wie Überraschungs-Aufsteiger Darmstadt 98 sind auch die Niedersachsen durchmarschiert. Zwar nicht in die Bundesliga, aber immerhin in die 2. Kreisklasse. Zuvor gelang ihnen noch ein besonderes Kunststück. Der FC Querenstede blieb zwei Jahre lang ungeschlagen. Anfang Mai passierte es dann. Der FC verlor 3:6 bei der Reserve von Viktoria Scheps. Die erste – und einzige – Saisonpleite. Von der Spitze der 3. Kreisklasse Ammerland war das Team schon vor dem letzten Spieltag nicht mehr zu verdrängen. Am Sonntag siegte der FC 9:1 beim FSV Westerstede III und feierte ausgelassen die Meisterschaft. Im vergangenen Jahr war Querenstede sogar ohne Niederlage aufgestiegen.
Der FC ist nicht nur durchmarschiert wie die Lilien. Die Niedersachsen haben den Erfolg ebenfalls mit begrenzten finanziellen Mitteln gestemmt. „Die Aufgabe war, mit wenig Mitteln Erfolg zu haben. Keine Sponsoren, keinen vernünftigen Spiel- oder Trainingsball, wir hatten einfach nichts“, erinnert sich der spielende Co-Trainer Osman Yildiz. „Mit kleinen Schritten bekamen wir dann kleine Sponsoren, die uns etwas unter die Arme griffen. Aus Jung und Alt haben wir dann eine gute Truppe zusammengestellt.“
Auf ihrem Erfolg wollen sich die Ammerländer nicht ausruhen. Nun wird der Hattrick angepeilt, der dritte Aufstieg in Folge. Yildiz: „Unser Ziel ist es, mit der Mannschaft den Weg in die 1. Kreisklasse zu schaffen. Da wir nun in der kommenden Saison in der 2. Kreisklasse spielen werden, ist der Weg nicht mehr weit. Aus dem Nichts, mit Spielern, die wirklich Spaß am Fußball haben und denen keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.“
Ohne Moos viel los
Beim Hövelhofer SV hatten sie immerhin mal Geld. Aber das ist jetzt weg. Der Klub kann seine Landesliga-Truppe nicht mehr bezahlen. Und was macht die Mannschaft? Einfach heiter weiter. Die Spieler verzichten laut einem Bericht der Neuen Westfälischen auf alle noch ausstehenden Zahlungen und wollen auch in der kommenden Saison ohne Grundgehalt und Prämien antreten. „Das Verhalten des Kaders ist in dieser Form absolut ungewöhnlich und setzt all dem, was wir seit mehr als vier Monaten planen, die Krone auf“, sagte Erol Bayram der Zeitung.
Der langjährige Jugendtrainer des Hövelhofer SV will sich an diesem Dienstag in den Vorstand wählen lassen. Schon im März sollte ein neuer Vorstand gewählt werden. Die Wahl wurde jedoch bis Juni verschoben. Denn immer neue offene Posten tauchten auf. „Die Hauptkosten verursacht natürlich die Landesligamannschaft. Das ist nirgendwo anders. Sie war in den vergangenen Jahren mit allen Mitteln in überkreislichen Ligen gehalten worden. Den Weg konnten wir mit Blick auf den Gesamtverein nicht mehr tragen“, sagte Bayram der Neuen Westfälischen . Hätte die Mannschaft, aktuell Tabellenzweiter mit Aufstiegschancen, nun nicht angekündigt, künftig auch ohne Geld für den HSV zu spielen, die Hövelhofer hatten ihr Team aus der Landesliga zurückziehen müssen. „Das ist ein enormer Charakterzug und Zusammenhalt, der weit über den Fußball hinausgeht. Es gibt genug andere Beispiele, in denen Teams nach solch einer Meldung auseinandergefallen sind“, sagte Trainer Marc Kespohl.
Mit 64 Spielern auf Rang 9
Ein Verein steht zusammen. Im vergangenen Jahr war die dritte Mannschaft des SV Fortuna Bottrop souverän in die Kreisliga B aufgestiegen. Doch auf die Feier folgte der Kater. Das Team holte aus den ersten sechs Saisonspielen in der neuen Spielklasse nur einen Punkt. Und nicht nur das. Viele Aufstiegshelden aus dem 26 Mann starken Kader schmissen hin. „Viele hatten ihre Prioritäten geändert und hörten kurzfristig auf“, erzählt Kapitän Marcel Milbrandt. „Der Kader dezimierte sich immer mehr von selbst, sodass wir jeden Spieltag, vor allem ab der Rückrunde, vier bis acht Spieler aus anderen Teams dabei hatten.“ Spieler aus den drei weiteren Herren-Mannschaften der Bottroper verstärkten das Team, außerdem A-Junioren und Kicker der Alten Herren. Insgesamt kamen so rekordverdächtige 64 Spieler zum Einsatz.
„So ein Zusammenhalt sucht seinesgleichen“, sagt Milbrandt. Denn die Bottroper brachten die Saison nicht nur irgendwie über die Bühne. Der Aufsteiger landete sogar auf dem neunten Tabellenplatz. Und am Wochenende steht erst das letzte Saisonspiel an, es könnten also noch mehr Spieler als 64 werden. Dann soll aber Schluss sein mit der Rotation. „Kommende Saison soll alles anders werden, der Verein hat bereits die nötigen Schritte eingeleitet, um beide B-Liga-Teams zu potenziellen Aufsteigern aufzustellen, damit man einen Unterbau für die erste Mannschaft schaffen kann“, sagt Kapitän Milbrandt.
Weitere Folgen Kurzpass kurios :
24. Mai: Borussia Neunkirchen: Käfer sucht Käufer
16. Mai: SV Linden: Das La Coruña der Kreisklasse
8. Mai: Asamoah und Fabian Ernst in der Landesliga
29. April: Umweg Rumänien: Aus der achten in die zweite Liga
22. April: Schiri unterbricht Spiel – und kauft sich Wurstsemmel
21. April: 18 Jahre nach Klinsis Tritt: Lakies wieder da
18. April: 14 pro Partie: 325 Gegentore in 22 Spielen
10. April: Wenn der Torwart in letzter Sekunde trifft