Magazin|02.07.2016|17:30

Häßler: Zwischen EM-Kracher und Club Italia

Endlich wieder eine spannende Aufgabe: Am 11. Juli geht es für Thomas Häßler beim Berliner Bezirksligisten Club Italia los. [Foto: Imago]

Es ist das große Duell im Viertelfinale der EURO – Deutschland trifft auf Italien. Für Thomas Häßler ist es in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Spiel. Der 50-Jährige ist mit der DFB-Auswahl Welt- und Europameister geworden. Er hat 101 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten. Aber Häßler hatte auch eine sehr erfolgreiche Zeit als Spieler bei Juventus Turin und dem AS Rom in der italienischen Serie A. Außerdem trainiert er ab dem 11. Juli den Berliner Bezirksligisten Club Italia.

Im FUSSBALL.DE-Interview erklärt der frühere Mittelfeldspieler, warum er keinen Zweifel an einem deutschen Sieg heute hat und mit welchen Zielen er seinen neuen Job antritt.

FUSSBALL.DE: Herr Häßler, glauben Sie daran, dass Deutschland heute den Turnierfluch gegen Italien beenden kann?

Thomas Häßler: Ja, ich denke schon. Italien ist bisher auch absolut überzeugend aufgetreten, vor allem natürlich gegen Spanien. Das war beeindruckend. Ich glaube dennoch, dass Deutschland favorisiert ist und dass sich unsere Qualität am Ende durchsetzen wird.

"Die Verantwortlichen von Club Italia möchten gerne in acht bis zehn Jahren im bezahlten Fußball sein, also in der 3. Liga"

Was ist möglich für Deutschland bei der EURO?

Häßler: Alles. Wir treten als Weltmeister an. Spanien und Frankreich haben es uns vorgemacht, dass man beide Titel direkt hintereinander holen kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Europameisterschaft gewinnen können. Unsere Mannschaft hat sich eigentlich in jeder Partie steigern können. Das ist in so einem Turnier auch nötig. Außerdem steht die Defensive bisher sehr sicher. Das ist ein ganz wichtiger Faktor meiner Meinung nach. Da wird sich der Gegner schon seine Gedanken machen, wie und ob er diese Abwehrreihe knacken kann. Das kann ein psychologischer Vorteil sein. Aber ein Selbstläufer wird es nicht. Wir sollten nicht früh in Rückstand geraten. Dann wird es schwer gegen diese Italiener. Dennoch: Ich mache mir keine Sorgen.

Sie selbst haben lange und sehr erfolgreich in Italien gespielt. Schlägt Ihr Herz trotzdem uneingeschränkt für die DFB-Auswahl?

Häßler: Klar. Ich bin Deutscher durch und durch. Ich hatte eine tolle Zeit in Italien. Meinetwegen können sie gerne jedes Spiel gewinnen – aber nicht heute Abend. Ich hatte eine großartige Zeit bei der DFB-Auswahl. Wir haben große Erfolge gefeiert. Das bleibt unvergessen.

Wo werden Sie die Partie verfolgen?

Häßler: Ich bin derzeit für den SWR im Einsatz und verfolge die Spiele der deutschen Mannschaft bei einer Familie, die das Treffen mit mir gewonnen hat. Viermal war ich jetzt schon unterwegs und es hat immer riesigen Spaß gemacht. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Außerdem ist es spannend zu erleben, wie in anderen Familien Fußball gelebt wird und wie mit der deutschen Mannschaft gezittert wird.

In knapp zwei Wochen beginnen Sie Ihr Engagement bei Club Italia Berlin. Wie groß ist die Vorfreude auf diese Aufgabe?

Häßler: Riesig. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Ich stehe in ständigem Kontakt mit den Verantwortlichen dort. Wir haben eine gute Mannschaft für die Bezirksliga am Start. Wir wollen gemeinsam etwas bewegen. Der Verein wird neu aufgestellt. Das ist eine tolle Chance, dort nachhaltig etwas aufzubauen.

Bei Ihrer Vorstellung war das Medieninteresse enorm. Hatten Sie damit gerechnet?

Häßler: Nein, ehrlich gesagt hat mich das schon ziemlich überrascht. Es war wirklich beeindruckend, was dort los war. Aber letztlich ist es ja auch ein gutes Zeichen. Wir wollen etwas erreichen. Da kann ein wenig mediale Aufmerksamkeit nicht schaden.

Mit welchen Zielen treten Sie an?

Häßler: Wenn es geht, wollen wir schon in der ersten Saison aufsteigen. Wir treten in der 8. Liga an. Es muss unser Anspruch sein, so schnell wie möglich Schritt für Schritt nach oben zu kommen. Dass das kein Selbstläufer wird, ist auch klar. Aber wir wollen es versuchen. Die Verantwortlichen möchten gerne in acht bis zehn Jahren im bezahlten Fußball sein, also in der 3. Liga.

Was bedeutet die Aufgabe beim Club Italia für Sie persönlich?

Häßler: Es ist für mich auch eine Rückkehr nach Hause. Meine Frau und ich sind glücklich, dass wir jetzt wieder in Berlin sind. Hier ist unsere Heimat, hier fühlen wir uns wohl. Ich persönlich bin einfach nur froh, dass ich wieder eine spannende Aufgabe habe. Ich kann es kaum erwarten, am 11. Juli beginnt endlich die Vorbereitung.

Wie wird beim Club Italia das Spiel heute Abend verfolgt? Gibt es ein Public Viewing?

Häßler: Ich glaube nicht. Viele Spieler und Verantwortliche sind noch im Urlaub.