Familienbande |13.02.2019|16:00

Antwi-Adjej: Sprungbrett Sprockhövel

Eine fußballbegeisterte Familie: die Antwi-Adjejs. Auf dem rechten Bild sind Christian (li) und Christopher zu sehen.[Foto: Bilder privat, TSG Sprockhövel / Collage FUSSBALL.DE]

Von den Amateuren als „Spätstarter“ zu den Profis beim SC Paderborn: Christopher Antwi-Adjej hat eine Karriere abseits der üblichen Ausbildung vom Nachwuchsleistungszentrum nach oben hingelegt. Auch sein Zwillingsbruder Christian ist am Ball aktiv - in der Oberliga bei der TSG Sprockhövel. Die neueste Folge unserer Serie „Familienbande“.

Sprockhövel im südlichen Ruhrgebiet. Am beschaulichen „Baumhof“ wird seit Jahren starke Arbeit geleistet. Die erste Mannschaft durfte sich sogar in der Saison 2016/17 in der Regionalliga mit ehemaligen Bundesligisten wie Rot-Weiss Essen , Rot-Weiß Oberhausen oder Wattenscheid 09 messen. Die U 19 war mal für ein Jahr in der Junioren-Bundesliga mit den Talenten von Borussia Dortmund, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder Bayer Leverkusen. Unter anderem der langjährige Bundesliga-Verteidiger Lukas Schmitz (Schalke 04, Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf) kickte bei der TSG in der Jugend und noch ein Jahr bei den Senioren, ehe seine Karriere beim VfL Bochum Fahrt aufnahm.

Als Kind zunächst im Tor

Christian Antwi-Adjej spielt seit dieser Saison in Sprockhövel. Mit fünf Jahren schließen sich er und Zwillingsbruder Christopher zunächst dem SV Fortuna Hagen an. „Wir sind über unseren gemeinsamen Kindergarten-Freund Slavko Novkovic, mit dem wir immer mit anderen Jungs aus der Gegend auf dem Bolzplatz an der Emil-Schumacher-Grundschule gekickt haben, zur Fortuna gekommen. Christopher war zuerst im Tor und ich Stürmer“, erinnert sich Christian.

„In der D-Jugend hatte ich eine Anfrage von Schalke, aber da wollte ich nicht hin, weil ich Dortmund-Fan bin“

Die beiden Jungs sind talentiert und werden zum Schrecken ihrer Gegenspieler. „Die haben früher immer gefragt: Seid ihr 'die Brüder'? Unser Trainer hat uns vor euch gewarnt“, erzählt Christian Antwi-Adjej lachend. In der F-Jugend wechseln sie zunächst zum Hasper SV, ehe in der C-Jugend eine Anfrage vom MSV Duisburg kommt. Von Hagen bis nach Duisburg sind es 80 Kilometer, für zwei kleine Jungs eine Weltreise. „Ich hatte auch eine Anfrage von Schalke, aber da wollte ich nicht hin, weil ich doch schon immer Dortmund-Fan bin“, verrät Christian Antwi-Adjej lachend.

Papa Godfred, der in seiner Heimat Ghana ebenfalls ein guter Fußballer ist, ehe er Ende der Achtzigerjahre nach Deutschland auswandert, bringt seine Jungs so lange zum Training, bis sich die beiden mit anderen Kindern aus Hagen oder der Umgebung zu einer Fahrgemeinschaft verabreden. Adrian „Adi“ Schneider (heute Wattenscheid 09), Raphael Koczor (CZ Jena) und Mahmoud Najdi (TuS Hannibal) haben den gleichen oder einen ähnlichen Weg, also treffen sie sich am Essener Hauptbahnhof, wo sie der MSV-Fahrdienst abholt. „Das war eine schöne, aber auch anstrengende Zeit, denn wir mussten meistens direkt nach der Schule los und sind erst um zehn Uhr abends wieder zu Hause gewesen“, gibt Christian Antwi-Adjej rückblickend zu.

Nur ein Jahr bleiben sie in Duisburg, dann geht es weiter zum TSC Eintracht Dortmund – hinter dem BVB der Verein mit der zweitgrößten Jugendabteilung in Dortmund. Christian ist öfter verletzt und bleibt nur ein Jahr beim TSC. Mit 16 sind die beiden Zwillinge dann zum ersten Mal getrennt. Christian wechselt zum SSV Hagen, von dort aus recht schnell zum Hasper SV und in der A-Jugend erst zum TuS Ennepetal und danach zu den Sportfreunden Oestrich-Iserlohn.

In der Jugend gilt er eigentlich im Vergleich zu Christopher als der bessere Fußballer, doch leider bleibt ihm das Verletzungspech treu. Während „Jimmy“ über die Stationen Eintracht Dortmund und Westfalia Herne schließlich im Jahr 2014 zur TSG kommt, reißt „Chris“ im letzten Juniorenjahr das Kreuzband. Er kämpft sich wieder heran und landet über die Umwege TuS Ennepetal II, SpVg Hagen 11 und SV Hohenlimburg im Sommer 2018 ebenfalls in Sprockhövel. „Das war für mich natürlich ein großer Sprung von der Landes- in die Oberliga, aber ich bin froh, dass ich ihn gewagt habe und auf hohem Niveau Fußball spielen kann“, betont Christian Antwi-Adjej und fügt an: „Die Hinrunde ist für mich persönlich ganz gut gelaufen, ich hatte meine regelmäßigen Einsätze. Leider bin ich aktuell wieder verletzt, weil ich mir einen Finger gebrochen habe und zumindest für das nächste Spiel am Freitagabend gegen RW Ahlen ausfalle.“

Umso mehr Zeit hat er, die erstaunliche Laufbahn seines Zwillingsbruders hautnah zu verfolgen. „Schon als wir Kinder waren, habe ich gedacht, dass er Profi werden kann“, bemerkt Christian Antwi-Adjej. „Natürlich sind wir alle in der Familie sehr stolz darauf, was Christopher im Fußball erreicht hat. Seine Karriere ist ja nicht typisch wie bei den meisten anderen Profis verlaufen, er war nie in einem Nachwuchsleistungszentrum und hat erst mit 23 den Sprung von einem kleinen Amateurverein nach oben geschafft.“

Der jüngste Bruder kickt beim WSV

Wann immer es geht, fährt die Familie nach Paderborn, um sich die Spiele des Shooting-Stars, der inzwischen das Interesse mehrerer Erstligisten geweckt haben soll, anzuschauen. Den 3:1-Pokalsieg in Duisburg, zu dem Christopher Antwi-Adjej einen herrlichen Treffer beisteuert, verpasst Christian zwar, weil er in Sprockhövel selber Training hat. Beim folgenden Auswärtsdreier in Bochum ist er aber live im Stadion. „Und das Pokal-Viertelfinale gegen Hamburg steht natürlich fest in meinem Terminkalender.“ Er selbst hat den Traum von einer späten Profikarriere mittlerweile abgehakt, doch in der Familie Antwi-Adjej wächst schon das nächste Fußball-Juwel heran: Der 17-jährige Stanley, offensivstark wie die Zwillinge Christopher und Christian, spielt beim Wuppertaler SV ...