Schiedsrichter-Blog mit Lukas Bubeck, Teil 27 |22.02.2015|12:30

90.+1: Wenn's für den Schiri knifflig wird

Lukas Bubeck vom württembergischen SV Westheim schreibt für unseren Schiedsrichter-Blog. [Foto: FUSSBALL.DE]

Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog: Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg, Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim aus dem Südwestdeutschen Fußballverband berichten regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schiedsrichter auf und neben dem Platz erleben und was sie umtreibt. Heute: Lukas Bubeck über die Schwierigkeit, in kniffligen Situationen in der Schlussminute den Überblick zu behalten.

"Letzter Spieltag der Saison, zwei Teams kämpfen gegen den Abstieg. 89. Spielminute, Spielstand 1:1, strittiges Foulspiel kurz vor dem Strafraum - Voraussetzungen also, bei denen der Schiedsrichter sein ganzes Können und Fingerspitzengefühl an den Tag legen muss. Konzentration ist in so einer brisanten Begegnung bis zur letzten Minute gefordert. Bis in die Nachspielzeit, bis zum Abpfiff.

"Bei solch schwierigen Entscheidungen, vor allem in Strafraumnähe, überlegt man sich schon zweimal, ob man den Freistoß pfeift"

Bei solch schwierigen Entscheidungen, vor allem in Strafraumnähe, überlegt man sich in der Minute 90+1 als Schiedsrichter schon zweimal, ob man den Freistoß pfeift. Gedanken wie 'Welche Auswirkung kann der Freistoß jetzt auf das Spiel haben?' oder 'War das auch ein klares Foulspiel?' werden innerhalb von Sekundenbruchteilen abgearbeitet.

Desweiteren werden die Entscheidungen durch die Linie des Spielleiters während des gesamten Spiels sowie der Intensität und Zweikampfführung der Mannschaften geprägt. Besonders in Begegnungen, bei denen es um Auf- oder Abstieg geht oder auch in Derbys, wird meist eine engere Linie gewählt, so dass man von Anfang an die Kontrolle über das Spiel bekommt und je nach Verhalten der Mannschaften immer mehr zulassen kann oder halt auch nicht.

Man sollte auch versuchen, eine 'Beziehung' zu den Spielern aufzubauen: Zum Beispiel beim Vorbeigehen oder in einer Spielunterbrechung einen Small-Talk halten, um so das Verhältnis Schiedsrichter zu Spieler zu verbessern. Dadurch erreicht der Schiedsrichter mehr Akzeptanz und gleichzeitig merken die Spieler, dass der Schiedsrichter auch eine Person ist, mit der man reden kann und der - wie jeder andere Spieler auch - mal einen Fehler begehen kann. Aber auch die Einwirkung von den Zuschauern ist nicht zu unterschätzen, auch wenn dies keine Rolle bei der Regel-Auslegung spielen sollte."

Weitere Folgen des Schiri-Blogs:

Teil 26: Zeitstrafen: Auch im Fußball sinnvoll?

Teil 25: Schiri in der Halle: Kein leichter Job

Teil 24: Caroline Schiller: Emotionales Paar – Trainer und Schiedsrichter

Teil 23: Schwitzen für die Rückrunde

Teil 22: Schiedsrichterin trifft Sportreporter

Teil 21: Lukas Bubeck: Blick über den Tellerrand nach Indonesien

Teil 20 Caroline Schiller: Von wilden Pfeifkonzerten halte ich nichts

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