Schiedsrichter-Blog mit Caroline Schiller, Teil 34 |19.04.2015|10:15

Gastfreundschaft für Schiris? Mal so, mal so

Caroline Schiller (mittleres Foto, links) erlebt einiges in ihrem Schiedsrichter-Leben - und schreibt darüber in unserem Blog. [Foto: Imago/FUSSBALL.DE]

Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog: Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg, Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim aus dem Südwestdeutschen Fußballverband berichten regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schiedsrichter auf und neben dem Platz erleben und was sie umtreibt. In Teil 34 berichtet Caroline Schiller, wie unterschiedlich groß die Gastfreundschaft der Vereine ihr und ihrem Gespann gegenüber ist - und dass sie manchmal auf eine warme Dusche verzichten müssen.

Das sagt Caroline Schiller

"Bezüglich unserer Versorgung und den Bedingungen unserer Unterbringung findet man im Schiedsrichter-Leben oft sehr unterschiedliche Begebenheiten vor – man kann dies aber nicht zwingend von der Spielklasse abhängig machen. Dies überrascht vielleicht jetzt den einen oder anderen.

Meiner Ansicht nach hat eine gute Betreuung der Unparteiischen nichts mit Beeinflussung zu tun. Davon dürfte sich auch eh ein Schiedsrichter gar nicht beeinträchtigen lassen. Man stellt grundsätzlich keine riesengroßen Ansprüche. Dennoch findet man natürlich gerne eine saubere und ordentliche Schiedsrichterkabine vor, die genügend Platz für drei Personen hat – eine Grundvoraussetzung, denkt man. Aus der Erfahrung heraus muss ich aber sagen: Es ist nichts schlimmer, als sich nacheinander umziehen zu müssen, weil nur eine oder zwei Personen in die Kabine hineinpassen.

"Jeder, der bei schlechtem Wetter auf dem Platz steht, freut sich danach auf eine warme Dusche – leider wird dies auch nicht immer ermöglicht"

Ebenso freue ich mich vor dem Spiel auf eine Tasse Kaffee, um mich in aller Ruhe im Gespann auf das Spiel vorzubereiten und Absprachen zu treffen. Dass sogar eine große Torte auf dem Tisch steht, stellt dabei absoluten Luxus dar. Ich finde: Dass sich ehrenamtliche Personen derartige Mühe für drei Gäste machen, hat mit Wertschätzung zu tun.

In der Halbzeitpause ist es selbstverständlich, dass Getränke bereitstehen. Leider kommt es durchaus vor, dass gar nichts zur Verfügung gestellt wird. Gelegentlich wird sogar bereits vor dem Spiel nach den eigenen kulinarischen Wünschen gefragt. Gerne wird auch Obst gereicht oder man wird mit Süßigkeiten oder Vitalriegeln versorgt.

Auch nach dem Spiel ist die Versorgung unterschiedlich: Von keinerlei Bereitstellung von Getränken und Speisen bis hin zur Verpflegung á la carte im Klubheim ist die Spanne sehr groß.

Außerdem: Jeder, der bei schlechtem Wetter auf dem Platz steht, freut sich danach auf eine warme Dusche – leider wird dies auch nicht immer ermöglicht, und man muss sich zügig unter kaltem Wasser säubern.

Wie gesagt, mein Anspruch ist nicht sehr hoch, aber dennoch sollte, so ist meine Meinung, ein Schiedsrichter, der ja ja nun mal ein Gast ist, die selbstverständlichen Dinge bekommen. Alles darüber hinaus ist sehr erfreulich. Eine generelle Festlegung durch die Kreisverbände gibt es dazu nicht.

Für mich als Schiedsrichterin gehört nach dem Spiel die Einkehr in das Vereinsheim dazu. Erfahrungsgemäß ist dabei die Gastfreundschaft bei den sogenannten Dorfvereinen in unteren Spielklassen wesentlich besser. Da kam es auch tatsächlich schon häufiger vor, dass der Heimweg sehr spät angetreten wurde... Es sind eben schöne Orte, wo in sehr angenehmer Atmosphäre Gastfreundschaft groß geschrieben wird und man schöne Gespräche mit dem Gespann, den Spielern und Funktionären führen kann – und das nicht nur über das runde Leder."

Weitere Folgen des Schiri-Blogs:

Teil 32: Fünf Stunden für ein Spiel? Gerne!

Teil 31: Spielbericht: So sieht der Schiri-Alltag aus

Teil 30: Behrami und die ersten Minuten

Teil 29: Was ich als Schiri vom "Batman-Jubel" halte

Teil 28: Pfeifen wie Bibi: Schiedsrichter-Vorbild Steinhaus

Teil 27: 90.+1: Wenn’s für den Schiri knifflig wird

Teil 26: Zeitstrafen: Auch im Fußball sinnvoll?

Teil 25: Schiri in der Halle: Kein leichter Job