Weiter geht's mit unserem Schiedsrichter-Blog: Lukas Bubeck vom SV Westheim in Württemberg, Caroline Schiller vom FSV Motor Marienberg in Sachsen und Thomas Diederich vom SV Viktoria Waldlaubersheim (Südwestdeutscher Fußballverband) berichten für uns regelmäßig, was sie Woche für Woche als Schieds- oder Linienrichter auf und neben dem Platz erleben und was sie umtreibt. Heute leisten sie im Rahmen unserer Themenwoche Fußball digital einen gemeinsamen Beitrag zum Thema elektronischer Spielbericht im DFBnet.
"Ich gebe zu: Manchmal vermisse ich die Postkarten schon, auf denen meine Spielansetzung kam ..."
Das sagt Caroline Schiller:
"Der Spielbericht online verdrängt den alteingesessenen Spielbericht in Papierform immer mehr. In naher Zukunft wird wohl in allen Alters- und Spielklassen nur noch damit gearbeitet und die handschriftliche Form hilft ausschießlich bei technischen Ausfällen aus. Mittlerweile hat man sich in dieses Modul eingearbeitet und für mich persönlich ist es übersichtlich gestaltet. Klar bedeuten die ganzen Eingaben einen höheren Zeitaufwand, doch dank der einfachen Bearbeitungsmaske wird eine parallele Kommunikation des Spielberichtes mit den Mannschaftsleitern sehr gut geboten.
Vor allem, dass fast sämtliche Daten des Spiels umgehend nach der Freigabe bei FUSSBALL.DE für alle einsehbar sind, wird sehr positiv eingeschätzt und erleichtert sehr, sein Team zu verfolgen und genaueres über das jeweilige Match zu erfahren. Ich sehe hier keine gravierenden Nachteile, außer wenn der Spielort mit nicht so optimaler Internetversorgung ausgestattet ist. Es kommt durchaus vor, dass gar keine Verbindung hergestellt werden kann, dann muss zur Papierform zurück gefunden werden und der Weg zum Briefkasten bleibt dann nicht aus."
Das sagt Thomas Diederich:
"Vor der Ansetzung schaue ich in der Regel im DFBnet die Ansetzung an und drucke mir die Übersicht aus. So habe ich schon mal alle Infos zum Spiel inklusive der Namen. Nicht selten haben die Vereine keine Ausdrucke oder nur unvollständige, da eine der Parteien zum Druck-Zeitpunkt diesen noch nicht freigegeben hatte. Nach dem Spiel nehme ich mir dann gleich nach der Rückkehr zu Hause das Ausfüllen der Ergebnisse, Tore und und und zur Brust. Gewöhnlich ist das eine Sache von fünf Minuten - es sei denn, man hat in der Partie ein paar Zwischenfälle (Verletzung, Rote Karte oder ähnnliches) gehabt.
Dann geht es an den Sonderbericht. Das ist auch Teil des Jobs und kommt nicht jeden Spieltag vor. Mit der Einführung des elektronischen Spielberichtes hat sich vieles verbessert. Früher hatte ich immer jede Menge Briefumschläge zuhause und einen dicken Packen Briefmarken, dazu eine Liste mit Anschriften der Klassenleitern. Heute ist das zum Glück anders. Auch die Ansetzungen sind ja elektronisch. Aber ich gebe zu: Manchmal vermisse ich die Postkarten schon, auf denen damals mein Spielansetzung kam ..."
Das sagt Lukas Bubeck:
"Trotz der anfänglichen Kritik am elektronischen Spielbericht durch meist ältere Schiedsrichterkameraden und der Skepsis bezüglich dessen Notwendigkeit hat sich der Online-Spielbericht zu einem wichtigen und unersetzlichen Bestandteil im Schiedsrichterwesen entwickelt. Durch das hervorragende Heranführen an den Online-Dienst durch die jeweiligen Schiedsrichtergruppen mit Hilfe Schulungen gelang es, den Großteil der Schiedsrichter vom Spielbericht online zu überzeugen.
Auch wenn es am Anfang eine Umstellung war, hat sich dieses System längst etabliert: Gelbe und Rote Karten sowie sonstige Vorkommnisse können direkt nach Spielende in Ruhe in der Kabine ausgefüllt werden, da jeder Verein verpflichtet ist, einen Computer zur Verfügung zu stellen. Außerdem wird dadurch verhindert, dass man vergisst, den Spielbericht auf die Post zu bringen, oder dass der Spielbericht verloren geht. Ein weiterer Vorteil ist die geringere zeitliche Beanspruchung: Statt alles von Hand auszufüllen, kann man nun alles via PC eintippen und sofort ausdrucken, sodass man eine Kopie von Spielbericht und Aufstellung hat. Neu war allerdings, dass man selbst bei Verwarnungen die Spielminute notieren muss, da dies für das vollständige Erstellen des Spielberichts notwendig ist. Sehr interessant finde ich auch, dass ich durch die Verknüpfung von DFBnet und FUSSBALL.DE die Aufstellung und Torschützen von anderen Partien in unterschiedlichen Ligen verfolgen kann.
Weitere mögliche Hilfsmittel - wie zum Beispiel eine Uhr, bei der man alles direkt während des Spiels eintippen kann - halte ich für weniger sinnvoll, da dadurch die Konzentration aufs Spielgeschehen abhanden kommt. Außerdem: Was passiert, wenn das Gerät mal nicht funktioniert oder man aus Versehen falsche Informationen eintippt?
Weitere Folgen des Schiri-Blogs:
Teil 30: Behrami und die ersten Minuten
Teil 29: Was ich als Schiri vom "Batman-Jubel" halte
Teil 28: Pfeifen wie Bibi: Schiedsrichter-Vorbild Steinhaus
Teil 27: 90.+1: Wenn’s für den Schiri knifflig wird
Teil 26: Zeitstrafen: Auch im Fußball sinnvoll?
Teil 25: Schiri in der Halle: Kein leichter Job
Teil 24: Caroline Schiller: Emotionales Paar – Trainer und Schiedsrichter
Teil 23: Schwitzen für die Rückrunde
Teil 22: Schiedsrichterin trifft Sportreporter
Teil 21: Lukas Bubeck: Blick über den Tellerrand nach Indonesien