Finaltag der Amateure |22.05.2016|12:00

Niederroßbach: Trier trifft auf Achtligisten

Christoph Anton (links) geht mit Eintracht Trier als haushoher Favorit in das Rheinland-Pokalfinale gegen die SG Niederroßbach (rechts). [Foto: Imago, DFB, SG Niederroßbach]

Die SG HWW Niederroßbach schreibt gerade ein modernes Fußball-Märchen. 2014 war die Spielgemeinschaft aus dem FC Borussia Niederroßbach und dem FC Westerwaldia Emmerichenhain hervorgegangen, nur zwei Jahre später steht der junge Fusionsklub im Finale um den Rheinland-Pokal.

Am Samstag, 28. Mai, (ab 14.30 Uhr, Live-Konferenz in der ARD) wartet dort im Dr. Grosse-Sieg-Stadion in Wissen der um vier Ligen höher spielende Traditionsverein und Südwest-Regionalligist SV Eintracht Trier 05. Bei keinem anderen Duell des Finaltags der Amateure ist der Ligen-Unterschied zwischen zwei Endspielgegnern so groß.

Sollte es für Niederroßbach mit der Riesenüberraschung nicht klappen, hat der Achtligist trotzdem allen Grund zum Feiern. Durch den feststehenden Meistertitel in der Kreisliga Westerwald sicherte sich die SG HWW bereits den Aufstieg in die Bezirksliga. Bislang ging kein einziges Spiel in dieser Saison verloren. Mit 67 von 75 möglichen Punkten (21 Siege, vier Unentschieden) ist Niederroßbach einsamer Spitzenreiter. Allein 33 der 93 Saisontreffer erzielte Top-Torjäger David Quandel. Auf dem Weg ins Pokalendspiel wurden fünf Bezirksligisten und die Sportfreunde Eisbachtal (2:1) aus der um zwei Spielklassen höheren Rheinlandliga ausgeschaltet.

SG HWW Niederroßbach

"Wenn wir lange kein Gegentor kassieren, könnte es mit der Sensation klappen"

„Das ist eine ganz große Geschichte für den Verein, aber auch für die Leute hier in der Westerwald-Region. Alle berichten über das Finale, alle sprechen davon“, berichtet Nihad Mujakic, Trainer der SG HWW Niederroßbach im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Doch auch wenn seine Mannschaft im Endspiel der krasse Außenseiter ist, hat Mujakic einen Siegplan ausgearbeitet: „Wenn wir lange kein Gegentor kassieren, könnte es mit der Sensation klappen. Aber ohne Entlastungsangriffe wird es nicht gehen.“

Für Mujakic ist das Spiel gegen Eintracht Trier auch eine Reise in die eigene Vergangenheit. 2007 war er vom damaligen Zweitligisten TuS Koblenz nach Trier in die Oberliga Südwest gewechselt. „Ich hatte keine gute Zeit bei der Eintracht. Nach vier Wochen habe ich mich schwer an der Achillessehne verletzt, kam dann nicht mehr richtig auf die Beine“, so der ehemalige Mittelfeldspieler, der nach dieser Saison seine Karriere beendete.

Der mittlerweile 39-jährige Postangestellte kämpft noch immer mit den Spätfolgen seiner Verletzungen und trägt die Briefe und Pakete statt mit dem Fahrrad mittlerweile mit dem Lieferwagen aus. Ebenfalls mit Verletzungen kämpfen die Offensivspieler Fabian Göbel (Innenbandriss) und Chris Hensel (Außenbandriss). Sie werden das Pokalfinale ebenso wie Mittelfeldspieler Michael Sehner (Urlaub) verpassen.

Die wichtigsten Fakten:

Gründungsjahr: 2014

Mitgliederzahl: 280

Liga-Zugehörigkeit: Kreisliga A Westerwald/Sieg

Trainer: Nihad Mujakic

Top-Torjäger: David Quandel (33 Saisontreffer)

Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Aufstieg in die Bezirksliga 2016

Weg ins Finale: SG Osterspai (8:2), SG Elbert (5:1), TuS Montabaur (5:1), TSV Emmelshausen (3:1), Sportfreunde Eisbachtal (2:1), TuS Oberwinter (2:0)


SV Eintracht Trier

Der haushohe Favorit Eintracht Trier ist Rekordsieger des Rheinland-Pokals. Bereits 14-mal sicherte sich der ehemalige Zweitligist den Titel. Der jüngste Triumph datiert aus dem Jahr 2014, als im Finale die SG Altenkirchen 3:0 besiegt wurde.

Für bundesweite Furore sorgte die Eintracht vor allem in der DFB-Pokalsaison 1997/1998. Nach Siegen gegen die SpVgg Unterhaching (2:1) sowie die beiden Ruhrgebietsvereine FC Schalke 04 (1:0) und Borussia Dortmund (2:1) stand Trier im Halbfinale dem nächsten Verein aus dem Kohlenpott gegenüber. Erst in der Runde der letzten Vier musste sich die Eintracht dem damaligen Bundesligisten MSV Duisburg in einem dramatischen Elfmeterschießen (9:10) geschlagen geben. Zum Trierer Pokal-Helden wurde durch seine entscheidenden Treffer gegen Schalke und den BVB vor allem Vereinsidol Rudi Thömmes. Heute arbeitet der 47-Jährige als Co-Trainer von Peter Rubeck für die Eintracht.

Ob die beiden Trierer Offensivspieler Patrick Lienhard und Daniel Hammel beim Anlauf zum 15. Pokaltitel mitwirken können, ist fraglich. Beide Angreifer mussten im Regionalliga-Spiel beim FK Pirmasens (1:0) verletzungsbedingt ausgewechselt werden mussten. Lienhard zog sich einen Nasenbein-Bruch zu, Hammel laboriert an einem Muskelfaserriss.

Die wichtigsten Fakten:

Gründungsjahr: 1905

Mitgliederzahl: 870

Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga Südwest

Trainer: Peter Rubeck

Top-Torjäger: Daniel Hammel (elf Saisontreffer)

Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: DFB-Pokal-Halbfinale 1998

Weg ins Finale: SV Leiwen-Köwerich (7:0), TuS Mosella Schweich (3:1), SG Neumagen-Dhron (4:1), FC „Blau-Weiß“ Karbach (3:1 n.V.), FSV Salmrohr (3:1)