Sascha Imbusch schreibt Fußballmärchen
Osdorfs Torhüter Sascha Imbusch lässt sich nach dem Landespokal-Halbfinaleinzug von seinen Mitspielern feiern.[Foto: Niklas Heiden]
Vor 600 Zuschauern zu spielen, ist immer eine außergewöhnlich tolle Sache, insbesondere, wenn die eigene Mannschaft gewinnt. Wenn dazu noch ein Torwart auf dem Feld steht, der vor sieben Jahren sein Karriereende erklärte, versüßt es den Erfolg. Außerdem: Ein kleiner Keeper ganz groß – ein Zehnjähriger wird für sein faires Verhalten geehrt. Nicht-Alltägliches aus dem Amateurfußball in unserer Rubrik Kurzpass kurios.
Ein ganz besonderes Comeback feierte Sascha Imbusch. Nach sieben Jahre kehrte der Torhüter des TuS Osdorf (Hamburg) auf den Rasen zurück und hatte maßgeblichen Anteil am 2:1-Erfolg seines Teams beim Ligakonkurrenten HSV Barmbek-Uhlenhorst und dem damit verbundenen Einzug ins Verbandspokal-Halbfinale. "Das war schon geil. Derjenige, der mir gesagt hätte, dass ich nochmal gegen einen Oberligisten spiele und meine Mannschaft ins Halbfinale führe, den hätte ich ausgelacht", sagte Imbusch im Gespräch mit FUSSBALL.DE .
Es war der 1. Mai 2012, als der mittlerweile 37-Jährige mit dem TuS im Kreispokal-Halbfinale gegen Germania Schnelsen antreten musste. Beim Warmmachen verletzte sich der Schlussmann schwer. Diagnose: harter Verschleiß im Mittelfußknochen sowie Bänderrisse. "Die Ärztin hatte mir dazu geraten, mit dem Fußball aufzuhören", berichtete Imbusch. Sieben Jahre später kam alles anders: Mit der Nummer eins, Claas Hencke, fehlte der gesetzte Torhüter verletzungsbedingt. Auch die weiteren Ersatzkeeper standen nicht zur Verfügung, sodass Osdorf-Coach Peter Wiehle improvisieren musste und in der Woche vor der wichtigen Partie bei Imbusch anrief. "Ich hatte sogar nachgefragt, ob sie den richtigen Sascha angerufen hatten – und am selben Tag habe ich mit dem Team trainiert", war der Schlussmann überrascht ob der Nachfrage des Oberligisten. "An das Tempo musste man sich gewöhnen, nach drei Mal Training war der Körper im Eimer. Aber Osdorf ist mein Herzensverein", schmunzelte er.
Neben der Nervosität blieb Imbusch in der Verbandspokal-Viertelfinalpaarung gegen Barmbek-Uhlenhorst auch von einer Verletzung nicht verschont. "Beim Warmmachen hatte ich mir die Rippe verknackst, mich dann aber durchgeschleppt", sagte der Keeper cool. Für die Erlösung sorgte Mitspieler Prince Hüttner, der in der Nachspielzeit den Osdorfer Siegtreffer erzielte.
"Ich hatte sogar nachgefragt, ob sie den richtigen Sascha angerufen hatten."
"Derjenige der mir gesagt hätte, dass ich nochmal auf dem Platz stehe, gegen einen Oberligisten spiele und meine Mannschaft ins Halbfinale führe, den hätte ich ausgelacht. Ich war ja komplett raus", sagte der Keeper und fügte an: "Für Prince gab es einen Kuss auf die Stirn. Ich habe mich bedankt, dass es nicht in die Verlängerung oder sogar ins Elfmeterschießen ging. Es war der Abschluss für die Geschichte, die vor sieben Jahren begonnen hatte. Ich bin dem TuS dankbar, dass ich noch einmal die Chance erhalten habe."
Junioren-Torhüter gibt Gegentreffer zu
Dass Fair Play auf dem Spielfeld altersunabhängig gelingen kann, zeigte Leonhard Graf aus der E1-Jugend der SGM Dettingen/Rexingen (Baden-Württemberg). Die SGM trat beim Hallenturnier in Horb mit zwei Juniorenteams an, spielte stark auf und zog mit beiden Teams ins Halbfinale ein. Dort trafen beide Dettinger Teams aufeinander. Beim Stande von 2:1 für die E1 griff die E2 an, kam zum Abschluss, aber Graf hält - und dann? Der zehnjährige Keeper gab beim Schiedsrichter, der auf Weiterspielen plädiert hatte, zu, dass der Ball mit vollem Umfang die Linie überquert hatte.
Für dieses faire Verhalten wurde Graf nun vom Württembergischen Fußballverband als "BLEIB FAIR-Monatssieger" gekürt. Ex-Bundesligaschiedsrichter und wfv-Vorstand für Ehrenamt und Fairplay, Knut Kircher, überreichte dem Zehnjährigen die Urkunde. SGM-Trainer Pierre Schliep: "Ich finde es klasse, dass er es gleich zugegeben hat. So leben wir das auch im Verein vor." Der Torhüter selbst sagte lässig: "Ich würde es genauso wieder machen und es auch jedem anderen Spieler empfehlen.“ Der Nachwuchskeeper durfte in doppelter Hinsicht jubeln: Neben der persönlichen Auszeichnung holte sein Team auch den Turniersieg.