Sie standen bei der Startaktion zum Jahr der Schiris nicht so sehr im Rampenlicht wie Anton Stach, Nils Petersen oder Deniz Aytekin. Für die Unterstützung der Schiri-Debütanten aus der Bundesliga waren sie jedoch zentral: Sophie Burkhart (TuS Marienborn) und Jo Blattner (TV Mainz) assistierten an der Seitenlinie.
Wie erlebten die Amateur-Schiris das besondere Bezirksliga-Derby zwischen dem VfR Nierstein und dem TSV Mommenheim (6:0)? Im FUSSBALL.DE -Interview sprechen Sophie und Jo über ein breites Grinsen bei Anton Stach, das Treffen mit Deniz Aytekin und ihre große Leidenschaft: das Hobby als Schiri.
Wie habt ihr dieses besondere Spiel erlebt, Sophie und Jo?
Sophie Burkhart: Das war mal ein ganz anderer Samstag und sehr spannend. Die Kulisse, die vielen Zuschauer, Anton und Nils. Die beiden waren mega bodenständig. Man hat ihnen angesehen, dass sie Respekt vor dem Spiel hatten und alles richtig machen wollten. Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht. Deniz zu treffen, war als Schiri natürlich auch eine Ehre.
"Er ist die 9,15 Meter wirklich Schritt für Schritt abgelaufen. Wir haben richtig gesehen, wie es rattert: "Eins, zwei, drei…". Da musste man sich konzentrieren, außen nicht selbst zu lachen"
Jo Blattner: Für mich war es natürlich auch ein Highlight. Ich würde das jederzeit wiederholen. Deniz ist ein Vorbild, das wir durch das Spiel persönlich kennenlernen durften. Wie Anton und Nils ist auch er sehr bodenständig. Die Teamarbeit war sehr schön.
Welche Note haben sich Anton und Nils für ihre Leistung verdient?
Blattner: Das ein oder andere hätte ich vielleicht nicht gepfiffen. Das war mir zu kleinlich. (lacht) Aber das kommt mit der Erfahrung und ich spreche wirklich nur von Kleinigkeiten. Bei Nils sah es so aus, als hätte er es schon mal gemacht.
Burkhart: Bei den Laufwegen von Nils habe ich nicht schlecht gestaunt. Er hatte sehr oft eine gute Positionierung. Anton hatte die größere Herausforderung, das Spiel ruhig zu halten, weil es 0:0 stand und das Spiel noch offen war. Aber das hat super geklappt. Einen schönen Vorteil hat er in einer Szene auch angezeigt. Darüber hat er sich sehr gefreut.
Deine Highlight-Szene?
Burkhart: Ja! Die Freude über diesen Vorteil hat man ihm im ganzen Gesicht angesehen – auch von außen. Das war Zucker. Eine zweite Szene fand ich aber auch super: Als Anton beim Freistoß die Mauer stellte, ist er die 9,15 Meter wirklich Schritt für Schritt abgelaufen. Wir haben richtig gesehen, wie es rattert: "Eins, zwei, drei…". Da musste man sich konzentrieren, außen nicht selbst zu lachen. (lacht)
{{photo.caption}}
{{photo.copyright}}
Blattner: Die Szene, als er den Mauerabstand genau abgelaufen ist, war wirklich super. (lacht)
Durch den Perspektivwechsel der beiden Profis konntet ihr live beobachten, wie selbst erfahrene Topspieler aus der Bundesliga mit der Aufgabe an der Pfeife ihre Mühe hatten. Schärft das den Blick, wie stolz man auf sein eigenes Können sein darf?
Blattner: Natürlich ehrt uns das als Schiedsrichter, wenn die beiden Bundesligaspieler etwas überfordert sind. Das macht deutlich: Es ist nicht immer jede Szene so klar, wie man das als Zuschauer nach einer fünften Perspektive im TV erkennt. Auf dem Feld ist das nicht immer so klar, weil wir eben auch nur eine Perspektive haben.
Burkhart: Definitiv! Diese Perspektive einzunehmen, war für die Jungs mal etwas ganz anderes. Ich bin gespannt, was durch die Interviews mit den beiden und das mediale Interesse bewirkt werden kann. Es wäre klasse, wenn es sich durch das Spiel noch mehr Menschen zutrauen würden, Schiri zu werden und wir dadurch einen Anstieg bei den Zahlen bekommen. Denn eins ist klar: Wir brauchen die Schiedsrichter!
Liebe den Sport. Leite das Spiel. Unter dieses Motto hat der DFB das Jahr der Schiris gestellt. Was macht für euch die Faszination aus? Warum ist es cool, Schiri zu sein?
Blattner: Ich bin ein Teamplayer, der es liebt, gemeinsam mit dem Team zum Spiel zu fahren. Da ist es immer total locker. Auf dem Platz sind wir dann eingespielt. Man kennt sich und weiß, wie der Haupt-Schiri pfeift. Wenn man ein gutes Spiel abgeliefert hat, machen natürlich auch die Rückfahrten Spaß. Das ist Gold wert.
Burkhart: Für mich sind es auch die Menschen. Schiedsrichterei verbindet einfach. Nicht nur, wenn du zusammen mit zwei Assistenten rausfährst, sondern auch bei Schiri-Sitzungen. Die Gespräche mit dem Vorstand und anderen Schiris, die in derselben Klasse pfeifen wie man selbst – das ist immer ein tolles Event.
Die Wertschätzung geht also hauptsächlich von den Schiri-Kolleg*innen aus?
Burkhart: Nicht nur! Es ist nicht selbstverständlich, dass die Schiedsrichterleistung nach dem Spiel von Trainern oder Spielern positiv angemerkt wird. Und trotzdem kommen immer mehr Leute auf einen zu und sagen: "Es war cool, was du gemacht hast!" Selbst wenn es nur eine Person ist, freue ich mich darüber sehr. Ich hoffe, dass es weiterhin viele Spiele geben wird, bei denen das Miteinander, das Fair Play und der Spaß im Vordergrund stehen. Das ist das Wichtigste beim Fußball.
Jo Blattner und Sophie Burkhart wurden vom Südwestdeutschen Fußball-Verband in Zusammenarbeit mit der Schiedsrichtervereinigung Mainz/Bingen für dieses besondere Spiel ausgewählt. Im Spielbetrieb leitet Jo Partien bis zur Bezirksliga, als Assistent wird er bis zur Verbandsliga eingesetzt. Sophie kam bereits in der B-Juniorinnen-Bundesliga und der Männer-Landesliga zum Einsatz. Als Assistentin steht sie bis zur Männer-Oberliga an der Seitenlinie.