2. Pokalrunde: Ohne die Kleinen läuft nichts
Der DFB-Pokal bietet unvergessliche Momente auch für die Kleinen. Nun kann sich wieder als Balltragekind beworben werden - ERGO macht's möglich.
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Fußball verbindet - auch bei der SG Aumund-Vegesack. [Foto: SG Aumund-Vegesack]
Bei der Kampagne „2:0 für ein Willkommen“ werden Fußballvereine finanziell gefördert, die Flüchtlinge bei ihrer Integration unterstützen. Auch die DFB-Mitgliedsverbände werden bei ihrem Wirken gefördert. Die Aktion geht aus von der deutschen Nationalmannschaft, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie der DFB-Stiftung Egidius Braun. Es ist die Weiterführung der bereits seit März 2015 laufenden „1:0 für ein Willkommen“-Initiative, in deren Rahmen mehr als 3.000 Fußballvereine mit einer Anerkennungsprämie bedacht wurden. FUSSBALL.DE stellt vier gelungene 2:0-Projekte stellvertretend für zahlreiche weitere vor.
Erst wird geschält, dann geschnibbelt und zum Schluss gekocht. Und das jeden Freitagabend. Einmal in der Woche trifft sich eine Gruppe von Flüchtlingen, die beim SV Rot-Weiß Viktoria Mitte in Berlin Fußball spielt, um gemeinsam ein landesspezifisches Gericht zuzubereiten. Dieses wird dann samstags bei den Heimspielen des Vereins den Zuschauern angeboten. Anstatt Bratwurst mit Pommes gab es kürzlich also zum Beispiel das afghanische Nationalgericht Palau – Rindfleisch, Zwiebeln mit typischen aromatischen Kräutern und Gewürzen aus Afghanistan, serviert mit gewürztem Reis in klein gestampften Tomaten.Das ist nur eines von mehreren Beispielen für die leidenschaftliche Arbeit der Verantwortlichen in Berlin-Mitte, die deshalb auch die Unterstützung durch die Kampagne „2:0 für ein Willkommen“ erhalten.
Alle Bemühungen haben nur ein Ziel: „Es geht darum, die Flüchtlinge zu integrieren und ihnen auch durch den Fußball eine Perspektive aufzuzeigen“, sagt Jugendleiter Elias Bouziane, der das Projekt zusammen mit seinem Kollegen Vicente Januario federführend vorantreibt. Derzeit spielen etwa 50 Flüchtlinge bei dem Klub aus der Hauptstadt – von den Bambini bis zur ersten Herrenmannschaft. „Für uns ist das eine tolle Geschichte. Unser Verein profitiert unheimlich von den vielen neuen Einflüssen“, sagt Bouziane. „Das Feedback ist durchweg positiv. Alle stehen voll dahinter.“ Die nächsten Schritte sind bereits umgesetzt oder geplant: Unter dem Motto „Gemeinsam spielen, gemeinsam leben“ sollen interkulturelle Workshops organisiert und Sprachunterricht angeboten werden. Sobald das neue Vereinsheim fertiggestellt ist, können die Eltern kostenfrei Deutschkurse besuchen, während ihre Kinder am regulären Fußballtraining teilnehmen. „Ohne die finanzielle Unterstützung durch die ‚2:0-für-ein-Willkommen-Aktion‘ wäre das in dieser Form nicht möglich“, sagt Bouziane.
"Wir haben festgestellt, dass viele Klubs immer wieder die gleichen Hürden nehmen müssen"
Während bei der Vorgängerkampagne in erster Linie Vereine unterstützt wurden, die Flüchtlinge zum Fußballspielen eingeladen haben, liegt nun der Schwerpunkt auf der Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe. „Unter dem Eindruck stetig zunehmender Flüchtlingszahlen wurde uns schnell klar, dass auch auf den organisierten Fußballsport eine langfristige Aufgabe zukommen wird“, sagt Tobias Wrzesinski, Geschäftsführer der DFB-Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger. „Wie bei früheren Migrationsbewegungen bestätigt sich erneut die integrative Kraft des Fußballs. Dabei liegen die Stärken unserer Sportart auf der Hand: Das Spiel ist weltweit bekannt, die Regeln einfach, die Zugangsbarrieren niedrig – ein paar Schuhe und ein Ball reichen. Und mit rund 25.000 Vereinen ist der Fußball flächendeckend im ganzen Bundesgebiet vertreten.“
Oft gehören die Vereinsanlagen zu den ersten Anlaufstellen für die neu ankommenden Menschen, weil viele von ihnen den Fußballsport aus ihrer Heimat kennen und lieben. „Die Menschen in den Klubs stehen plötzlich einer ganz neuen Verantwortung gegenüber“, sagt Wrzesinski. „Und sie haben sich von Beginn an gekümmert. Ohne großes Theoretisieren haben sie einfach angepackt und losgelegt. Vor diesem beeindruckenden ehrenamtlichen Engagement, gerade in den sogenannten ,kleinen Vereinen‘, haben wir großen Respekt. Bis heute ist vielen der Engagierten überhaupt nicht bewusst, was sie mit ihrem Einsatz bewirken. Im Kleinen wird hier Stück für Stück etwas Großes vollbracht.“ Deshalb ist die Willkommen-Kampagne ein ganz wichtiger Baustein der Stiftungsarbeit. Jeder Antrag wird geprüft und die Höhe der Fördersumme individuell festgelegt.
Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang auch das Engagement des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) zu nennen, der die sogenannten „Duisburger Tische“ ins Leben gerufen hat und dafür ebenfalls Unterstützung erhielt. Dabei werden zukünftig regelmäßige Vernetzungstreffen engagierter Fußballvereine über Landesverbandsgrenzen hinweg angestrebt. Die erste Veranstaltung wurde initiiert, um einen Austausch zur Flüchtlingsthematik zu ermöglichen. „Wir haben festgestellt, dass viele Klubs immer wieder die gleichen Hürden nehmen müssen“, sagt Philipp Wälbers, Koordinator für Integration durch Sport beim WDFV. „Es ist für uns absolut logisch, dass wir hier ein Wissensnetzwerk aufbauen, von dem alle profitieren. Wir gehen davon aus, dass in vielen Vereinen durchschnittlich sechs bis sieben Flüchtlinge aktiv sind. Für alle Seiten ist das ein Lernprozess. Und wir sind davon überzeugt, dass uns der gegenseitige Austausch deutlich voranbringt.“
Zum Start der „Duisburger Tische“ hatte der WDFV zu einem zweitägigen Kongress mit verschiedenen Workshops geladen. „Ideenaustausch zur Integration von Flüchtlingen“ – so lautete das übergeordnete Motto. Insgesamt 100 Vereinsvertreter aus allen drei Fußballverbänden Nordrhein-Westfalens waren der Einladung gefolgt, um Möglichkeiten für die Integration von Flüchtlingen in den Klubs vorzustellen, Ideen und Informationen zu sammeln und Projekte voranzubringen. „Uns alle verbindet ein Anliegen. Wir sind bestrebt, Menschen, die vor Krieg und Verfolgung Schutz suchen, eben diese Sicherheit zu geben. Wir wollen mithelfen, dass Flüchtlinge bei uns in Nordrhein-Westfalen integriert werden“, betont Hermann Korfmacher, Präsident des Westdeutschen Fußballverbandes.
Nach einer einführenden Podiumsdiskussion ging es in die Praxis. In moderierten Diskussionsrunden wurden an verschiedenen Tischen unterschiedliche Schwerpunkte vertieft. Sehr rege wurde zum Beispiel über das Thema „Vernetzen – nicht verheddern. Wie das Zusammenspiel von Vereinen und Kommunen für Flüchtlinge funktionieren kann“ diskutiert. Weitere Ansatzpunkte, die vertieft wurden, waren:
Zukünftig sollen solche Treffen regelmäßig und in kleinerer Runde durchgeführt werden.
In der gesamten Republik verteilt wird inzwischen beispielhaft der Integrationsgedanke gelebt. Bei der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack in Bremen läuft das Projekt „Fußball verbindet“ seit mehr als zwei Jahren. Jeden Freitagnachmittag treffen sich auf dem Sportplatz des Vereins durchschnittlich 20 Zuwanderer, um gemeinsam zu kicken. Sie kommen dafür aus dem gesamten Bremer Stadtgebiet und teilweise sogar von noch weiter weg. Koordiniert wird das Engagement von Sportwart Holger Franz und dem viersprachigen Trainer Sabri Mrad.
Während auf dem Platz vor einiger Zeit noch vor allem mit Händen und Füßen kommuniziert wurde, funktioniert der Austausch inzwischen auf Deutsch nahezu reibungslos. „Uns ist sehr wichtig, dass die Jungs unsere Sprache lernen und sich unseren Regeln anpassen“, sagt Franz. „Nur dann kann die Integration auch wirklich funktionieren. Uns ist das ein wichtiges soziales Anliegen.“ Einige Teilnehmer des Projektes haben längst den Übergang in den geregelten Spielbetrieb geschafft.
Ähnlich ist die Aktion der SpVgg Baiertal aus Baden-Württemberg angelegt. Vorstandsmitglied Jürgen Blaser hat die Unterstützung für sein Fußballprojekt beantragt. Auch in Baiertal können Flüchtlinge einmal die Woche kicken. Unterstützt wird die Aktion durch den Arbeitskreis Asyl der Stadt Wiesloch. Das Training findet auf einer von der Stadt zur Verfügung gestellten Kunstrasenanlage statt. Blaser holt die Interessierten dafür teilweise sogar mit dem vereinseigenen Bus ab. Allerdings geht es dabei ebenfalls um mehr, als nur um Fußball zu spielen. Blaser hat bereits mehreren Flüchtlingen Jobs vermittelt. Andere Zuwanderer haben Interesse daran, ehrenamtlich in dem Verein mitzuarbeiten.
In Baiertal ist das Vereinsmotto nicht nur eine Floskel. Hier wird es wie bei vielen anderen Klubs auch gelebt – „Sportlich, fair, tolerant“. Und „integrativ“ könnte man noch dahintersetzen. Neben der Unterstützung solcher weitergehender gesellschaftlicher Integrationsansätze werden jährlich bis zu 240 Fußballvereine mit einer Anerkennungsprämie in Höhe von 500 Euro gefördert. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie sich um mindestens fünf Flüchtlinge bemühen und in den Vorjahren noch nicht im Rahmen der Willkommensinitiative unterstützt wurden.
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