DFB-Pokal 24/25: Das sind die Amateurteams
Neben 40 Profiteams aus den drei höchsten deutschen Spielklassen bekommen beim DFB-Pokal auch 24 Amateurmannschaften die Chance auf das Finale in Berlin.
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Erst BWL-Studium, dann DFB-Pokal: Das Tagesprogramm von Marcel Carl, Sohn des Karlsruher Euro-Helden Eberhard Carl [Foto: privat/imago]
Wenn der Südwest-Regionalligist FC Astoria Walldorf an diesem Mittwoch um 18.30 Uhr den Bundesligisten SV Darmstadt 98 in der zweiten Runde des DFB-Pokals empfängt, ist wieder der Ausnahmezustand im Dietmar-Hopp-Sportpark angesagt. In der ersten Runde kämpften die Amateure hier den Zweitligisten VfL Bochum mit 4:3 nach Verlängerung nieder und gieren nun nach der nächsten Sensation. Einer der Pokalhelden vom Match gegen Bochum war Marcel Carl, der Sohn des früheren KSC-Bundesligaprofis Eberhard "Ebse" Carl – die neueste Folge unserer Serie "Familienbande".
Auf das "Wunder vom Wildpark" wird Eberhard Carl noch heute angesprochen. Am 2. November 1993 schickte der Karlsruher SC im Achtelfinal-Rückspiel des UEFA-Cups den damals großen FC Valencia mit 7:0 nach Hause. Das Hinspiel hatte der damalige spanische Tabellenführer mit 3:1 gewonnen, ehe in Baden die Show von "Euro-Eddy" begann. Mit vier Toren schoss Edgar Schmitt, dem schon in Valencia der Ehrentreffer gelungen war, den renommierten Gegner fast im Alleingang ab. Eberhard Carl traf zwar nicht, stürmte aber mit dem Team von Trainer Winfried Schäfer und um Keeper Oliver Kahn noch bis ins Halbfinale des Europapokals, ehe gegen Casino Salzburg dann doch Schluss für den furiosen KSC war.
Internationale Erfolge wie diese wird Marcel Carl als Spieler vermutlich nicht erleben, auch der Zug in den Profifußball ist für den 23-Jährigen wohl schon abgefahren. Aber im Pokal die Großen ärgern, das geht auch in Walldorf ganz gut. "Das ist ein absolutes Highlight für den gesamten Verein. Darmstadt ist natürlich der große Favorit, aber wir rechnen uns schon eine erneute Überraschung aus – wenn wir so fighten wie gegen Bochum, über uns hinaus wachsen und Darmstadt vielleicht nicht den besten Tag erwischt", meint Marcel Carl selbstbewusst.
"Normalerweise hätte ich bis halb fünf Uni, aber ich habe meinen Dozenten schon gefragt, ob ich ausnahmsweise früher gehen darf"
5.000 Zuschauer passen normalerweise in das kleine Stadion an der Schwetzinger Straße. Bei der Heimniederlage am vorigen Freitag gegen den FC 08 Homburg waren gerade einmal 300 da, doch gegen Darmstadt sollen es inklusive der Zusatztribünen 9.000 werden. "Ich freue mich riesig aufs Spiel, Darmstadt ist nicht so weit weg und wird eine Menge Fans mitbringen," sagt Marcel Carl.
Für ihn ist es vielleicht sogar das größte Spiel in seiner bisherigen Karriere. Im 30 Kilometer von Stuttgart entfernten Calw geboren, verbringt er fast seine gesamte fußballerische Jugend beim VfL Nagold, wo auch sein Vater Eberhard einst die Karriere startete. Erst in der A-Jugend wechselte Marcel Carl dann zum Karlsruher SC. "Das war ein Riesenschritt für mich, aber ich wollte vorher nicht weg, denn für mich war es immer wichtig, mit meinen Kumpels Fußball zu spielen", erklärt der Angreifer.
Von Calw, wo Marcel Carl auch sein Abitur baut, fährt er fast jeden Tag eine Stunde mit dem Zug zum Training nach Karlsruhe. "In den Senioren habe ich dann noch zwei Jahre in der U 23 des KSC in der Oberliga gespielt. Als ich dann gemerkt habe, dass nach oben in die Profimannschaft in der zweiten Liga nichts für mich geht, bin ich zu Astoria Walldorf gewechselt", berichtet Marcel Carl und betont: "Auch wenn ich kein Profi, wie mein Vater, geworden bin, bin ich sehr zufrieden, so wie es gelaufen ist. Ich kann nun auf hohem Niveau Fußball spielen, verdiene mein Geld mit dem Fußball und kann so mein Studium finanzieren."
Alles andere dem Traum vom Profifußball unterzuordnen, hätte auch sein Vater nicht gewollt. "Meine Eltern haben mich und meinen Bruder Dennis im Fußball immer unterstützt, aber unser Vater war nie einer, der einen unter Druck gesetzt hätte, auch wenn er selbst Profi war und im Fußball viel erreicht hat", betont Marcel Carl. Sein 25-jähriger Bruder spielt aktuell in der Landesliga bei den Sportfreunden Gechingen und arbeitet als Groß- und Außenhandelskaufmann. Vater Eberhard war bis 2015 für den Oberligisten CFR Pforzheim als Sportdirektor tätig.
Bei Astoria Walldorf gehört es ohnehin zur Philosophie des Vereins, dass alle Spieler einem ordentlichen Beruf nachgehen und keiner nur auf die Karte Fußball setzt. Marcel Carl absolviert bei Astorias Hauptsponsor SAP ein duales Studium in BWL-Industrie. Im dreimonatigen Wechsel büffelt er an der DHBW Mannheim und arbeitet bei SAP in Walldorf. Aktuell ist er im dritten Semester und wird das Studium voraussichtlich 2018 als Bachelor abschließen.
Auch heute wird er noch brav in der Hochschule sitzen, ehe es auf dem Platz zur Sache geht. Die Reihenfolge für Marcel Carl lautet: Erst Betriebliche Steuerlehre, dann Finanzierung und danach möglichst Darmstadt ärgern. "Normalerweise hätte ich bis halb fünf Uni, aber ich habe meinen Dozenten schon gefragt, ob ich ausnahmsweise früher gehen darf", verrät Marcel Carl augenzwinkernd.
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