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Oft sind es die traurigen Ereignisse, die viel bewirken. Der Zusammenbruch von Dänemarks Nationalspieler Christian Eriksen hat im Fußballbereich eine breite Diskussion über Herzgesundheit angestoßen. Auch Rot-Weiß Oberhausens Verteidiger Tim Stappmann kann bei diesem Thema mitreden. Der Regionalliga West-Verteidiger lebt mit einem Gendefekt am Herzen. Obwohl er zu keiner Zeit körperliche Symptome verspürte, geriet seine Karriere aufgrund der Diagnose zwischenzeitlich ins Stocken. Im Gespräch mit FUSSBALL.DE wünscht er sich, dass die Vereine aus dem Eriksen-Vorfall Konsequenzen ziehen.
Es kommt einem so vor, als wäre es gestern gewesen. Dabei ist es inzwischen knapp eineinhalb Monate her, dass Christian Eriksen während des EM-Vorrundenspiels zwischen Dänemark und Finnland (0:1) kurz vor der Halbzeit plötzlich kollabierte und reanimiert werden musste. Den tragischen, aber auch emotional berührenden Szenen konnte sich niemand entziehen. Oberhausens Verteidiger Tim Stappmann zeigt sich im Gespräch mit FUSSBALL.DE geschockt von den Bildern, aber auch beeindruckt von den Reaktionen der Mannschaften und Offiziellen: "Ich fand es bewundernswert, wie alle Teamkollegen einen Sichtkreis um Christian Eriksen gebildet haben. Kapitän Simon Kjaer hat sich nicht nur um den Spieler, sondern auch um dessen Frau gekümmert."
Während die Fußballbranche nun anfängt, über Fragen rund um das Thema Herzgesundheit zu diskutieren, beschäftigt den 22-Jährigen dieses Thema schon länger. Das hat einen Hintergrund: Als er in seiner Zeit als Jugendspieler des MSV Duisburg mit den Profis ins Trainingslager fahren sollte, stellten Ärzte kurz vor der Abfahrt im Rahmen einer Routineuntersuchung eine hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) fest. Diese Problematik geht mit einer Verdickung der Herzwand einher. Bei starker Ausprägung kann HCM zu Herzrhythmusstörungen führen. Allerdings handelt es sich in Stappmanns Fall nur um eine minimale Verdickung, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist.
Bis heute verspürt er keinerlei Symptome. Zum damaligen Zeitpunkt wollte der MSV jedoch kein Risiko eingehen und verzichtete fortan auf seine Dienste. "Man sagte mir, dass ich nie wieder Fußball spielen könnte", erinnert er sich. Diese Vorhersage entpuppte sich jedoch als falsch. Stappmann absolviert bereits seine vierte Spielzeit im Herrenbereich. In der vergangenen Saison konnte sich der Defensivmann einen Stammplatz beim West-Regionalligisten erkämpfen. Der Leistungsträger entschied sich vor der Saison gegen Anfragen höherklassiger Vereine.
"Man kennt seinen eigenen Körper und weiß, welche Belastung man bereits durchgemacht hat. Nie ist irgendwas passiert"
Wenn er zuletzt fehlte, dann aufgrund von Verletzungen, die nicht mit dem Herzen im Zusammenhang stehen. Persönlich habe er "zu keinem Zeitpunkt" Angst gehabt, während eines Spiels zu kollabieren. Nach seinem Aus in Duisburg befand er sich in einer paradoxen Situation. Er fühlte sich fit, aber die Karriere stand urplötzlich auf der Kippe. Stappmann spielte ein Jahr lang keinen Fußball. Er kickte privat mit Freunden und half in seiner Kreisliga-Truppe beim TSV Bockum aus. Zudem schob er private Extraschichten mit Sven Linnemann, dem aktuellen Fitnesstrainer von Ligakonkurrent Rot-Weiß Essen.
Doch er ließ sich nicht unterkriegen und holte die Einschätzung diverser Mediziner ein. Da war es fast wie ein Ritterschlag, als ihm ein renommierter Arzt aus Krefeld die uneingeschränkte Sporttauglichkeit attestierte. Stappmann unterschrieb einen Vertrag als A-Jugendspieler von Bayer Leverkusen. Als auch die Vereinsärzte grünes Licht gaben, "war das der schönste Moment in meiner Karriere". Er trainierte bei den Profis mit, stand zusammen mit Spielern wie Leon Bailey und Karim Bellarabi auf dem Feld. Sogar an zwei Freundschaftsspielen nahm er teil. "Dieser Wechsel war das Beste, was mir passieren konnte. Für mich hat sich in dem Moment ein Traum erfüllt", ist Stappmann im Rückblick zufrieden über diesen Schritt.
Bevor seine Karriere Fahrt aufnehmen konnte, folgte der nächste Rückschlag. Ein Wechsel zur zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg platzte in letzter Sekunde - wieder mal aufgrund ärztlicher Bedenken. Besonders bitter: Stappmann hatte bereits einen Vertrag unterschrieben, war sogar schon nach Franken gezogen und mit der Mannschaft zu Spielen gereist. Stattdessen schuftete er später im VDV-Camp. Dabei wäre er gegenüber den Nürnberger Verantwortlichen sogar dazu bereit gewesen, mögliche versicherungstechnische Risiken zu übernehmen: "Man kennt ja seinen eigenen Körper und weiß, welche Belastung man bereits durchgemacht hat. Nie ist irgendwas passiert."
Heute kann er gelassen darüber sprechen. Damals wäre er fast verzweifelt. Zwar gibt es für den Umgang mit HCM klare Richtlinien. Für manche Vereine sei das Gebiet aber zu unerforscht gewesen. "Die Klubs wollten dann lieber auf Nummer sicher gehen", erinnert er sich. Der Fall Eriksen habe aufgezeigt, dass auch ein so schlimmer Zwischenfall nicht zwangsläufig einen Imageschaden zur Folge haben müsse. Im Gegenteil: "Die Moral der dänischen Mannschaft war einfach beeindruckend und hat viele Sympathien gebracht." Der Krefelder ist zudem optimistisch, dass man dem Thema nun noch mehr Beachtung schenkt. "Für mich war es in der Vergangenheit oft ein Nachteil, dass man nicht genau differenziert hat. Ich hoffe, dass die Ereignisse nun einige Leute zum Nachdenken anregen", blickt Stappmann in die Zukunft.
Oberhausens Verteidiger weiß nicht nur aufgrund seiner eigenen Vergangenheit, wovon er spricht, sondern auch von Treffen mit dem früheren Nationalspieler Gerald Asamoah. Der Vize-Weltmeister von 2002 legte eine tolle Karriere hin, obwohl bei ihm im Alter von 20 Jahren ebenfalls ein HCM-Gendefekt diagnostiziert wurde. Dabei ist beim 42-Jährigen die Verdickung sogar stärker ausgeprägt als es beim RWO-Spieler der Fall ist. Den Kontakt zum aktuellen Leiter des Schalke 04-Lizenzspielerbereichs stellte Stappmann einst über die Stiftung her. Zwei Wochen später fand das erste Treffen in einem Hotel an der Veltins-Arena stand.
Noch heute tauscht er sich mit Asamoah aus. "Wenn wir gegen Schalke gespielt haben, ist er immer auf mich zugegangen. Gerald ist einfach ein lustiger Typ mit viel Humor", freut sich Stappmann. Asamoahs Vereinen machte der DFB die Auflage, stets einen Defibrillator am Spielfeldrand bereitzuhalten. In Oberhausen wäre man ebenfalls für alle Fälle gewappnet. Ein Defibrillator gehört im Mannschaftsbereich zur Grundausstattung und wäre im Notfall auch während eines Spiels und beim Training sofort griffbereit. Zudem verfügt der Verein über geschultes Personal. "Auch wenn ich mir keine Sorgen mache, gibt mir das ein gutes Bauchgefühl", erklärt Stappmann.
Obwohl er keine Angst verspürt, ist er froh darüber, dass nach dem Eriksen-Vorfall "jetzt noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet wird" und die Vereine dadurch auch "sichere Strukturen" schaffen. Dennoch sieht er ungenutztes Potenzial. "Die meisten Stadien sind mittlerweile mit Defibrillatoren ausgestattet. Aber es gibt immer noch kleinere Sportanlagen, wo das eben nicht der Fall ist", stellt er fest. Um eine gute Erstversorgung zu gewährleisten, sei es wichtig, zusammen mit der jeweiligen Stadt ein vernünftiges Konzept zu erstellen. Auch zusätzliche Schulungen für die Mannschaften seien eine gute Möglichkeit, die Sicherheit zu erhöhen.
Ein wichtiger Punkt in den Gesprächen sei der menschliche Aspekt gewesen. Asamoah habe ihm klargemacht, dass es wichtig sei, einen Verein zu finden, der einen unterstützt. Als die Probleme in seiner Zeit als Spieler von Hannover 96 erstmals auftraten, fand er den notwendigen Rückhalt beim damaligen Schalke-Manager Rudi Assauer, der die Verpflichtung trotz der Probleme vorantrieb.
Stappmann erfuhr diese Unterstützung in Leverkusen und nach einer Stippvisite beim Oberligisten TSV Meerbusch nun in Oberhausen. Der Abwehrspieler macht deutlich, wie wichtig ein gutes Miteinander ist: "Wer seine Spieler respektvoll behandelt, der bekommt es auch zurück." Sei das nicht der Fall, dann würden auch auf dem Platz wichtige Prozente fehlen. "Man sollte das Fußballgeschäft stärker emotionalisieren und nicht weiter kommerzialisieren." In der schwierigen Zeit habe er auch gemerkt, dass es neben der Gesundheit nichts Wichtigeres gibt als die Familie.
Mit 22 hat er noch alles vor sich. Asamoahs Beispiel macht ihn zuversichtlich, dass der Gendefekt bei möglichen Vereinswechseln in der Zukunft keine Rolle mehr spielen wird. "Je länger man im Herrenbereich aktiv ist, desto eher rückt das Thema in den Hintergrund." Ob Eriksen hingegen seine erfolgreiche Karriere fortsetzt, nachdem er einen Defibrillator eingesetzt bekam, ist noch offen. Stappmann könnte es nachvollziehen, wenn der Däne seine Laufbahn beendet: "Er hat sehr viel in seiner Laufbahn erreicht. Ich hätte in jedem Fall Verständnis dafür, wenn er sich für ein Karriereende entscheidet."
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