Exakt 89 Tore hat das neu gegründete Frauenteam von Fortuna Düsseldorf, Spitzenreiter in der Kreisliga A (Gruppe 1), nach sieben Spieltagen auf dem Konto. Allein 40 Treffer (bei nur sechs Einsätzen) gehen auf das Konto von Torjägerin Lisa Freese. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 22 Jahre alte Erzieherin über ihren Torriecher, ihre Vorbilder, die Saisonziele und die Torjägerkanone für alle.
FUSSBALL.DE: Sie führen mit 40 Treffern die bundesweite Torjägerinnenliste in der 7. Liga an. Müssen Sie sich manchmal kneifen oder haben Sie mit einem solchen Start bei der Fortuna gerechnet, Frau Freese?
Lisa Freese: Ich muss mich schon ab und zu kneifen. (lacht) Ich hatte natürlich darauf gehofft, dass wir sofort gut in die Saison kommen, wissen konnte ich es aber nicht. Bisher muss ich sagen, dass es wirklich nicht besser hätte laufen können.
Wie lautet das Erfolgsgeheimnis?
"Als erste Spielerin vielleicht dreistellig zu treffen, wäre schon sehr cool"
Freese: Zum einen haben wir die Möglichkeit, viermal pro Woche zu trainieren. Das tut uns allen gut. Dazu reflektiere ich viel, kann Kritik gut annehmen und umsetzen. Ich arbeite immer an mir und versuche, in jedem Spiel und in jedem Training 110 Prozent zu geben. Dazu unterstützt mich meine Familie, ist immer für mich da.
Wie würden Sie Ihre besonderen Qualitäten beschreiben und in welchen Bereichen haben Sie noch Luft nach oben?
Freese: Zu meinen Stärken gehören sicherlich meine Beidfüßigkeit und meine Schnelligkeit, dazu mein Hunger auf Tore. Verbessern kann ich mich dennoch mir Sicherheit in allen Bereichen. Es ist immer mein Ziel, am besten Tag für Tag dazuzulernen.
Sie waren schon in den vergangenen Jahren für viele Tore bekannt. Befinden Sie sich aktuell aber in der Form Ihres Lebens?
Freese: Das würde ich tatsächlich so unterschreiben. Es ist bislang definitiv meine beste Saison. 40 Tore in sechs Spielen zu erzielen, ist alles andere als alltäglich.
Sie lassen aktuell sogar eine Ex-Nationalspielerin wie Mandy Islacker hinter sich, die für den FC Viktoria Köln bislang 30-mal getroffen hat. Was bedeutet Ihnen das?
Freese: Ich muss schon zugegeben, dass ich jede Woche auf das Ranking schaue. Es ist ein tolles Gefühl, mit einer so erfolgreichen Fußballerin wie Mandy Islacker konkurrieren zu können und dann auch noch auf Platz eins zu stehen. Ich werde mich darauf aber nicht ausruhen, sondern weiterhin alles dafür tun, um meinem Team so gut wie möglich zu helfen. Denn bei aller Freude über die Tore: Der Erfolg der Mannschaft steht klar an erster Stelle.
Auf 26 Spieltage hochgerechnet, kämen Sie auf mehr als 170 Tore, wenn Sie Ihre aktuelle Quote halten könnten. Wie viele Treffer haben Sie sich bis zum Saisonende vorgenommen?
Freese: Da gibt es keine genaue Zahl, das ist mir auch nicht so wichtig. Ich hoffe allerdings schon, dass noch möglichst viele Tore hinzukommen. Zugegeben: Als erste Spielerin vielleicht dreistellig zu treffen, wäre schon sehr cool. Das hängt aber von sehr vielen Faktoren ab. Vor allem müsste ich dafür verletzungsfrei bleiben.
Die Fortuna hat noch kein Gegentor kassiert und bereits acht Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Ratingen 04/19. Kann da noch etwas schiefgehen?
Freese: Langsam, langsam. Sicher, der Aufstieg ist unser klar formuliertes Ziel. Und wir haben einen sehr guten Start hingelegt. Fußball ist aber nicht berechenbar. Deshalb werden wir auch in den nächsten Wochen und Monaten keinen Gegner unterschätzen und die Konzentration hochhalten. Nur so werden wir weiterhin erfolgreich sein.
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Sie wurden in der Jugend beim 1. FC Köln, bei Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen ausgebildet, spielten auch in der B-Juniorinnen-Bundesliga. Warum hat es mit dem Sprung nach ganz oben bisher nicht geklappt?
Freese: 2019 war ich bei einer Sichtung für das Bundesligateam der Frauen von Bayer 04 dabei, habe mir dann aber drei Tage später eine komplizierte Knieverletzung zugezogen und war zehn Monate komplett raus. Deshalb habe ich mich damals auf mein Abitur und später auf meine Ausbildung zur Erzieherin konzentriert und bin zu meinem Heimatverein nach Mettmann zurückgekehrt.
Dort fielen Sie schnell als ausgewiesene Torjägerin auf. Gab es nicht die Möglichkeit, es bei einem höherklassigen Verein zu versuchen?
Freese: Es gab schon einige Angebote, beispielsweise auch aus der Regionalliga. Ich habe mich aber jetzt ganz bewusst für die Fortuna entschieden. Schließlich war es schon immer ein Traum von mir, eines Tages das Trikot zu tragen.
Gab es denn schon vorher einen Bezug zum Klub?
Freese: Nicht nur einen. (lacht) Ich bin in der Nähe von Düsseldorf geboren und aufgewachsen, war immer schon Fortuna-Fan. Meine älteren Brüder Lukas und Tobias spielen ebenfalls Fußball, Tobias war früher in der Jugend auch selbst für Fortuna am Ball. Schon damals war ich mit der Familie immer dabei und total begeistert. Dass ich jetzt auch Fortuna Düsseldorf spielen darf, ist deshalb etwas ganz Besonderes.
Was bedeutet es Ihnen, das erste Frauenteam in der Vereinsgeschichte als Kapitänin anzuführen?
Freese: Das ist eine sehr große Ehre für mich, zumal ich von meinen Teamkolleginnen gewählt wurde, aber auch das Vertrauen des Trainerteams habe. Sehr gerne übernehme ich Verantwortung und gebe meine Erfahrungen an jüngere Spielerinnen weiter.
Sehen Sie langfristig das Potenzial, mit der Fortuna in höhere Spielklassen aufzusteigen?
Freese: Auf jeden Fall. Das ist auch unser großer Traum und dafür bekommen wir im Verein jegliche Unterstützung. Aktuell trainieren wir im NLZ, demnächst aber auch in der Nähe der Profis an der Arena. Der Kontakt ist schon sehr gut und beruht auf Gegenseitigkeit. Wir sind als Team auch oft zusammen im Stadion dabei, um die Mannschaft zu unterstützen.
Gab es in Ihrer Jugend Vorbilder, an denen Sie sich orientiert haben?
Freese: Das waren definitiv meine beiden Brüder, durch die ich schon früh an den Fußball herangeführt wurde und denen ich immer nacheifern wollte. Außerhalb der Familie habe ich schon immer Alexandra Popp bewundert, vor allem für ihre Coolness vor dem Tor.
Was würde Ihnen der Gewinn der Torjägerkanone für alle bedeuten?
Freese: Es wäre eine sehr große Ehre und eine riesige Belohnung für den Aufwand, den man als Amateurfußballerin betreibt. Einen passenden Platz würde ich für die Trophäe auch die Trophäe auch bestimmt finden. (lacht)
Autor/-in: Ralf Debat/MSPW