Zusammen Haltung zeigen
Die DFB-Stiftung Egidius Braun möchte dem gewachsenem Antisemitismus im Fußball entgegentreten. Dazu gibt es nun Workshops bei Ferien-Freizeiten.
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Austausch auf dem DFB-Campus: 80 Teilnehmende diskutieren über Rassismus im Sport.[Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB]
"Nachhaltigkeit und Anti-Rassismus rücken in den Mittelpunkt, auch im Fußball", sagte Lasse Plöhn, beim Zweitligaklub Eintracht Braunschweig für Nachhaltigkeit zuständig. "Der Fußball hat sich früher schon gegen Rassismus gestellt. Aber heute stehen die nötigen Maßnahmen in den Lizenzierungsauflagen. Das macht den Unterschied."
Plöhn war einer von 80 Teilnehmenden beim 2. Netzwerktreffen von "Fußball Verein(t) Gegen Rassismus". Dass die Sitzreihen in den Konferenzräumen eins und zwei des DFB-Campus vollständig gefüllt waren, spiegelt die gewachsene Bedeutung der gesellschaftlichen Verantwortung im Fußball wider. "Wir haben was gegen Rassismus", lautet der Slogan der DFB-Initiative FVGR, die der DFB seit knapp zwei Jahren gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern vorantreibt. Vertreter*innen der Sportverbände sowie zahlreicher zivilgesellschaftlicher Initiativen nahmen an dem zweitägigen Austausch teil.
Heike Ullrich berichtete bei ihrer Begrüßung, wie sie selbst an der Entwicklung des "Drei-Stufen-Plans" beteiligt war. Am Montagmorgen eröffnete die DFB-Generalsekretärin die Konferenz. "DFB, Landesverbände, Vereine – so läuft die Kette. Deshalb sind wir dankbar, Sie heute hier begrüßen zu können. Denn das Aufschlauen und der Perspektivwechsel finden in den Vereinen statt", sagte Ullrich.
"Fußball Verein(t) Gegen Rassismus" biegt mit dem Netzwerktreffen in Frankfurt auf die Zielgerade ein. Noch bis zum August 2024, also bis unmittelbar nach der Heim-Europameisterschaft, läuft das vom BMI geförderte Projekt, an dem neben Eintracht Braunschweig auch Viktoria Köln, der FSV Zwickau und der 1. FC Saarbrücken sowie die DFB-Landesverbände Niedersächsischer Fußballverband, Fußball-Verband Mittelrhein, Sächsischer Fußball-Verband und Saarländischer Fußballverband mitwirken. Zuletzt entstand mit Deniz Aytekin und Katrin Rafalski das Schulungsvideo "Schiris vereint gegen Rasissmus" und der Sportpädagoge Eric Mbarga vom FC Bayern hielt Vorträge in den Nachwuchsleistungszentren.
Bei Eintracht Braunschweig konzentriert man sich auf ein schnelles Einschreiten, wenn im knapp 25.000 Zuschauer*innen fassenden Stadion etwas passiert. "Alle müssen sich melden können, wenn es eine Verfehlung gab oder sich jemand übergriffig verhalten hat", erklärt Plöhn. Ein Notfalltelefon wurde eingerichtet, ein Plakat mit QR-Code hängt an mehreren Stellen im Stadion. Man wolle einen geschützten Raum bieten. Glücklicherweise klingelte das Telefon bisher selten, dennoch stellt Plöhn die Maßnahme nicht in Frage. "Uns war es wichtig, hier eine Möglichkeit zur Meldung anzubieten und ein Signal, auch an mögliche Täter, auszusenden."
Sensibilisierungen über Antisemitismus betreibt das Projekt "Zusammen1". "Seit dem 7. Oktober erleben wir sehr emotionale Tage", berichtet Rachel Etse. Als man vergangene Woche in Dortmund einen bundesweiten Meldebutton vorstellte, gab es viel Zuspruch, aber auch schlimme Kommentare. "Jetzt darf man nicht einmal mehr sagen, dass man euch Juden nicht leiden kann, hat einer geschrieben", erzählt Etse. Die Zahl der antisemitisch gemeldeten Straftaten ist allein im vergangenen Monat laut Berichten im vierstelligen Prozentbereich angestiegen. Muslimfeindlichkeit ist gesellschaftlich ebenfalls erschreckend weit verbreitet. "Wir wollen sichtbar machen, wie viele betroffen sind. Uns erreichen zahlreiche Meldungen, oft auch Vorgänge unterhalb der Strafbarkeit", sagt Jessica Bajinski von "Claim – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit".
Daniel Schär empfahl allen Teilnehmenden des FVGR-Netzwerktreffens, die Antidiskriminierungsstelle der Bundesregierung zu nutzen, wenn es eine juristische Ersteinschätzung braucht. Wichtig bleibe es, bis auf den Sportplatz und ins Vereinsheim vorzudringen. Das Projekt "Anti-Rassismus im organisierten Sport" etwa hat zuletzt bewirkt, dass Stellen beim Deutschen Leichtathletikverband und beim Deutschen Fechterbund eingerichtet wurden. Hella Rabien von der Deutschen Sportjugend fordert: "Wenn wir etwas gegen Rassismus im Sport tun wollen, müssen wir den Betroffenen zuhören."
Um diesen Dialog weiter zu fördern, hatte sich eine mittlerweile breit aufgestellte Allianz auf dem DFB-Campus zwei Tage lang beraten.
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