Gans und Schott Mainz: "Wir glauben an uns"

Für Nils Gans, Innenverteidiger beim TSV Schott Mainz aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, ist die Erstrundenpartie im DFB-Pokal am Samstag (ab 13 Uhr, live bei Sky) gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth etwas ganz Besonderes. Das Spiel wird im Mainzer Bruchwegstadion ausgetragen, in dem Gans früher für die U 19 und die U 23 des Lokalrivalen 1. FSV Mainz 05 am Ball war.

Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der 23 Jahre alte Abwehrspieler, der am 13. August 2023 das bislang einzige Tor für den TSV Schott beim 1:6 gegen Borussia Dortmund im bundesweiten Pokalwettbewerb erzielte, über das Duell des Südwest-Pokalsiegers mit dem Fürther "Kleeblatt" und seine Begegnung mit BVB-Profi Donyell Malen.

FUSSBALL.DE: Mit dem TSV Schott Mainz befinden Sie sich in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar bereits seit zwei Wochen im Wettkampfmodus. Wie sehr hatten Sie das DFB-Pokalspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth bereits im Hinterkopf, Herr Gans?

Nils Gans: Tatsächlich ist die Partie seit der Auslosung ein ständiges Thema bei uns in der Kabine. Die Vorfreude auf das DFB-Pokalspiel ist riesengroß, entsprechend ist jeder motiviert, noch mehr zu machen. Bisher lag der Fokus auf dem Ligabetrieb. Aber je näher die Pokalpartie rückt, umso mehr steigt die Anspannung.

"Wir benötigen eine taktische Meisterleistung, und die SpVgg Greuther Fürth darf nicht ihren besten Tag haben"

Kann der TSV Schott gegen das drei Spielklassen höher spielende "Kleeblatt" für eine Überraschung sorgen?

Gans: Auf jeden Fall. Wir glauben an uns, wissen um unsere Stärken. Wir werden alles reinhauen und wollen uns so gut wie möglich präsentieren. Mit uns muss man immer rechnen, obwohl die Favoritenrolle gegen den Zweitligisten klar verteilt ist.

Wie muss Ihre Mannschaft die Aufgabe angehen, um die Sensation zu schaffen?

Gans: Wir benötigen eine taktische Meisterleistung, und die SpVgg Greuther Fürth darf nicht ihren besten Tag haben. Fakt ist: Wir müssen über uns hinauswachsen, können die Aufgabe nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung lösen.

Wie sehr haben Sie sich bereits mit der SpVgg Greuther Fürth beschäftigt?

Gans: Der gute Fürther Saisonstart mit vier Punkten aus den ersten beiden Partien ist uns nicht verborgen geblieben. (lacht) Wir haben uns die Highlights angeschaut und werden nach der Analyse mit dem Trainerteam mit Sicherheit gut vorbereitet sein.

Mal Hand aufs Herz: Ihr Traumlos war die Begegnung nicht, oder?

Gans: Das will ich gar nicht sagen. In erster Linie sind wir froh, dass wir überhaupt dabei sind. Ich persönlich finde es super, dass ich mit dem Fürther Stürmer Marlon Mustapha einen Spieler wiedersehe, mit dem ich lange Zeit in der Jugend und auch in der U 23 beim 1. FSV Mainz zusammengespielt hatte. Auch den ehemaligen U 21-Nationalspieler Simon Asta kenne ich aus meiner Jugendzeit. Aber klar: Am liebsten wäre mir ein Stadtderby gegen die Profis des 1. FSV Mainz 05 gewesen.

In der zurückliegenden sechs Jahren ist die SpVgg Greuther Fürth gleich viermal in der ersten Runde ausgeschieden. In der Vorsaison war in Runde zwei gegen den Südwest-Regionalligisten FC 08 Homburg Endstation. Macht diese Bilanz Mut für eine weitere Überraschung?

Gans: Auch ich habe mir die Fürther Bilanz angeschaut. Es macht in der Tat Mut und wir wissen, dass es durchaus machbar ist. Gegen Homburg haben wir beispielsweise in der zurückliegenden Saison einmal Unentschieden gespielt und einmal knapp verloren. Wir werden aber nicht auf Grund der Statistik weiterkommen, sondern müssen auf den Punkt voll da sein und über unsere Grenzen gehen.

Im Gegensatz zu vielen Teamkollegen haben Sie bereits Erfahrungen im DFB-Pokal gesammelt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an die 1:6-Niederlage gegen Borussia Dortmund?

Gans: Für mich war es ein unvergessenes Erlebnis. Die Hymne, die beim Einlauf abgespielt wurde, habe ich immer noch im Ohr. (lacht) Die neue Mainzer Arena war mit mehr als 32.000 Fans ausverkauft. Meine Eltern und Freunde saßen auf der Tribüne und der Ehrentreffer gegen den BVB war mein persönliches Highlight in meiner Karriere. Das Jubelfoto habe ich seitdem bei WhatsApp als Profilbild abgespeichert.

Als Innenverteidiger mussten Sie sich damals gegen die BVB-Topstars behaupten. Was ist neben Ihrem Tor noch hängengeblieben?

Gans: Die Duelle mit BVB-Angreifer Donyell Malen waren extrem. Bei seinen Sprints hatte man es schwer, irgendwie dranzubleiben. Der BVB war uns in allen Belangen überlegen und wir hatten der hohen Qualität, Wucht und Handlungsschnelligkeit nur wenig entgegenzusetzen. Lediglich am Anfang standen wir kompakt und konnten auch einige Nadelstiche nach vorne setzen.

Das Duell mit der SpVgg Greuther Fürth findet im alten Bruchwegstadion statt, Ihrer ehemaligen Wirkungsstätte. Wie besonders ist das für Sie?

Gans: Ein bisschen Fußballromantik schwingt bei mir auf jeden Fall schon mit. (lacht) Ich hatte in sieben Jahre beim FSV sehr viel Positives, aber auch Negatives erlebt. Ich habe in der U 23 vier Jahre im Bruchwegstadion gespielt. Ich will aber nicht in Nostalgie verfallen. Schließlich haben wir dort eine Mission zu erfüllen.

Warum hat es für Sie nicht für eine Profikarriere in Mainz gereicht?

Gans: Vor zwei Jahren hatte ich mir einen Syndesmosebandriss zugezogen, war ein halbes Jahr komplett raus. Danach war es schwer, auf entsprechende Einsatzzeiten zu kommen. Grundsätzlich bin ich nicht unzufrieden, nehme es so, wie es kommt und werde in Zukunft weiterhin angreifen. Mein Plan B ist zu Plan A geworden. Ich will nach meinem Studium im Bereich Leistungsdiagnostik und Sportmedizin durchstarten.

Wie lauten Ihre Ziele mit dem Team und für sich persönlich?

Gans: Wir sind gerade aus der Regionalliga Südwest abgestiegen, wollen uns in der Oberliga mindestens im oberen Tabellendrittel etablieren. Mittelfristig streben wir die Rückkehr in die Regionalliga an. Ich selbst bleibe ebenfalls ehrgeizig. Wenn ich über das normale Trainingsniveau hinaus weiter hart an mir arbeite, halte ich nicht für ausgeschlossen, noch einmal weiter oben anzuklopfen.