Schulaktionstag: Mit Balitsch zu Besuch bei Lehrer Schmidt
"Stabile Sache - Bewegt durch den Schulalltag": Anlässlich des Aktionstages war U 18-Nationaltrainer Hanno Balitsch zu Gast bei Influencer Lehrer Schmidt in Uelsen.
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Daya: "Es macht viel Spaß, mit den verschiedensten Menschen in Kontakt zu kommen."[Foto: Alabas Daya]
Im Fußball-Verband Mittelrhein ist der syrische Geflüchtete Alabas Daya als Schiedsrichter im Einsatz. Seit Anfang 2018 ist der 21-Jährige nach einer dramatischen Flucht in Deutschland und hat sich hier schnell integriert - auch dank des Fußballs. Daya kann inzwischen fast perfekt Deutsch und wird in Kürze seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker bei Porsche beenden. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht er über seine Flucht, sein neues Leben in Deutschland und die Bedeutung des Fußballs für ihn persönlich.
FUSSBALL.DE: Alabas Daya, was bedeutet es Ihnen, am Wochenende als Schiedsrichter auf dem Platz zu stehen?
Alabas Daya: Alles. Es ist total wichtig für mich. Und es macht mir unglaublich viel Spaß, mit den verschiedensten Menschen in Kontakt zu kommen. Ich treffe immer auf unterschiedliche Charaktere, das ist spannend und herausfordernd zugleich. Ich liebe es, Schiedsrichter zu sein.
FUSSBALL.DE: Waren Sie in Ihrer Heimat auch schon als Schiedsrichter tätig?
Daya: Nein, die Leidenschaft dafür habe ich erst hier entwickelt. Ein Cousin von mir ist Schiedsrichter und hat mich überzeugt, es auch einmal zu probieren. Ich fand es direkt super und habe dann nach und nach die Schiedsrichterscheine gemacht, die ich brauche, um Spiele zu leiten.
FUSSBALL.DE: Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel als Schiedsrichter erinnern?
Daya: Natürlich, so etwas vergisst man doch nicht. Das war ein A-Jugendspiel zwischen dem TuS Lindlar und dem SV Kürten.
FUSSBALL.DE: Endstand?
Daya: 4:2 für Kürten. Das Spiel war unkritisch. Aber das Wetter an dem Tag war heftig. Wir haben vorher diskutiert, ob wir überhaupt spielen können. Ich musste als Schiedsrichter in meinem allerersten Spiel die Entscheidung treffen. Die einen wollten spielen, die anderen nicht. Was sollte ich tun?
FUSSBALL.DE: Was haben Sie getan?
Daya: Ich habe entschieden, dass gespielt wird. Und es war richtig so. Das war hinterher auch das Feedback meines Schiedsrichter-Paten.
FUSSBALL.DE: Sie sind erst seit gut zwei Jahren als Schiedsrichter tätig, aber pfeifen bereits Spiele in der Kreisliga A.
Daya: Das ist schön und gut. Aber ich möchte gerne weiter schnell aufsteigen. Mein nächstes Ziel ist es, in die Bezirksliga zu kommen. Ich hoffe, dass ich das schaffe.
"Ich hatte mit elf Jahren zwei Jobs gleichzeitig: Ich habe in einem Dönerladen gearbeitet und war als Frauenfriseur tätig"
FUSSBALL.DE: Haben Sie in Ihrer Heimat Fußball gespielt?
Daya: Nein, dazu hatte ich keine Zeit. Ich musste arbeiten und Geld verdienen. Wir sind eine große Familie, ich habe insgesamt acht Geschwister. Ich hatte mit elf Jahren zwei Jobs gleichzeitig: Ich habe in einem Dönerladen gearbeitet und war als Frauenfriseur tätig.
FUSSBALL.DE: Wie haben Sie das zeitlich mit der Schule vereinbaren können?
Daya: Ich habe in meiner Heimat nicht die Möglichkeit gehabt, zur Schule zu gehen. Als ich nach Deutschland kam, konnte ich nicht schreiben und rechnen. Auch hier wollte ich direkt arbeiten. Aber dann hat einer meiner älteren Brüder zu mir gesagt, dass das Leben hier anders ist. Ich müsse zur Schule gehen. Erst hatte ich überhaupt keine Lust dazu. Ich kam in eine Klasse, ohne irgendwelche Vorkenntnisse und kannte niemanden. Am Anfang war ich einsam und überfordert. Ich habe nichts verstanden und viel geweint. Aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt, und ich habe zuhause viel gelernt. Das hat sich schnell ausgezahlt: Meine Leistungen in der Schule wurden besser und besser. Die neunte Klasse habe ich mit einem Notendurchschnitt von 1,9 beendet. Ich bin glücklich, dass ich in Deutschland die Möglichkeit bekommen habe, zur Schule zu gehen. Dadurch hat sich mein Leben deutlich verbessert.
FUSSBALL.DE: Wie sind Sie überhaupt nach Deutschland gekommen?
Daya: Das ist eine lange Geschichte. Ich versuche, mich kurz zu halten. Ursprünglich komme ich aus Syrien. Den größten Teil meines Lebens habe ich aber mit meiner Familie in Ägypten verbracht. Als ich aus Ägypten nach Europa flüchten wollte, hat mich die Polizei aufgefangen und verhaftet. Ich habe dann zwei Wochen im Gefängnis in Ägypten verbracht. Es war schrecklich, die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich habe kaum geschlafen und fast nichts gegessen. Meine beiden Brüder sind dann nach Deutschland geflüchtet. Sie haben mit dem Schlauchboot zwei Wochen gebraucht. Es war extrem gefährlich. Ich bin später mit dem Flugzeug nachgekommen. Meine beiden Brüder arbeiten in Deutschland als Heizungstechniker. Ich mache gerade meine Ausbildung bei Porsche. Inzwischen haben wir alle ein Visum bekommen. Weitere Teile meiner Familie leben ebenfalls hier.
"Ich kannte niemanden, ich hatte keinen Anschluss, aber jetzt ist alles gut - der Fußball hat mir dabei extrem geholfen"
FUSSBALL.DE: Seit wann sind Sie nun in Deutschland?
Daya: Ich bin seit 2018 hier und wirklich sehr glücklich darüber. Zuerst war alles neu und nicht so einfach. Ich kannte niemanden, ich hatte keinen Anschluss, aber jetzt ist alles gut - der Fußball hat mir dabei extrem geholfen. Ich bin froh, dass ich diesen Weg so gegangen bin und hier ein neues Leben anfangen konnte. Manchmal vermisse ich meine Heimat, aber hier fühle ich mich inzwischen auch zuhause.
FUSSBALL.DE: Welche Rolle nimmt dabei der Amateurfußball ein?
Daya: Er hat mir extrem geholfen, hier Anschluss zu finden und mich hier willkommen zu fühlen. Durch meine Tätigkeit als Schiedsrichter im Amateurfußball sind Freundschaften entstanden. Ich lerne jedes Wochenende neue Menschen kennen. Das ist für mich total wichtig. Und außerdem hilft es mir, die deutsche Sprache noch besser zu beherrschen. Es gab Zeiten, da habe ich gezweifelt, ob der Weg richtig ist, den ich eingeschlagen habe. Heute gibt es diese Zweifel nicht mehr. Deutschland ist zu meiner Heimat geworden.
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