Am Kopf verletzt - was tun?
Um das Bewusstsein zu schärfen, widmet sich ab Montag FUSSBALL.DE dem Thema "Kopfverletzungen im Fußball" mit Infos und Tipps.
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[Foto: Marcus Latsch Photography]
Der Amateurfußball produziert an jedem Wochenende zahllose Geschichten. Eine davon ist die von Florian Gerhardus, der in der Kreisliga C für die SG Wallmenroth/Scheuerfeld II in einem Spiel nicht weniger als 15 Tore erzielte. Inzwischen hat der Mittelstürmer nach nur zwölf Partien 50 Treffer auf dem Konto und in der 10. Liga die Führung in der Wertung für die Torjägerkanone für alle übernommen.
Im FUSSBALL.DE -Interview spricht der 38 Jahre alte Projektmanager über sein besonderes Kunststück, seine längere Fußballpause und die Bedeutung des bundesweiten Torjäger-Rankings.
FUSSBALL.DE: Sie haben beim 26:3 gegen die Sportfreunde Ingelbach II 15 Treffer in einem Spiel erzielt. Das ist im gesamten deutschen Amateurfußball im Seniorenbereich sonst noch keinem Spieler gelungen. Wie haben Sie das hinbekommen, Herr Gerhardus?
Florian Gerhardus: Gute Frage. (lacht) Fakt ist, dass ich so etwas zuvor noch nie erlebt hatte. Mein bisheriger Bestwert waren sechs Treffer in einem Spiel - diese Marke hatte ich schon zur Halbzeit eingestellt. Es hat an diesem Tag einfach alles funktioniert. Unter anderem sind mir dank der guten Vorlagen meiner Mitspieler drei Hattricks und ein Viererpack gelungen, jeweils innerhalb von nur wenigen Minuten. Zu Beginn hat sicherlich eine Rolle gespielt, dass der Gegner nur mit neun Spielern angereist war. Wir haben dann aber nach unserer 3:0-Führung ebenfalls zwei Jungs vom Feld genommen, so dass auf beiden Seiten gleich viele Spieler auf dem Platz standen. Dennoch Respekt an Ingelbach, dass sie die Partie trotz des deutlichen Rückstands bis zum Ende durchgezogen haben, zumal sie auch noch eine Rote Karte hinnehmen mussten. Leider konnte ich das nicht verhindern.
"Mein bisheriger Bestwert waren sechs Treffer in einem Spiel - diese Marke hatte ich schon zur Halbzeit eingestellt"
Wie meinen Sie das?
Gerhardus: Nach dem Platzverweis für meinen Gegenspieler bin ich zum Schiedsrichter gegangen und habe ihm gesagt, dass das Foulspiel gar nicht so schlimm war. Weil er beobachtet wurde, ließ er sich aber nicht umstimmen. Am Ende waren wir alle froh, dass danach nichts mehr passiert ist. Bei einer Verletzung eines Spielers der Sportfreunde hätte womöglich ein Spielabbruch gedroht.
Inzwischen stehen Sie bei 50 Saisontoren. Wie erklären Sie sich diese herausragende Torquote? Haben Sie vielleicht eine besonders intensive Vorbereitung hinter sich?
Gerhardus: Ganz im Gegenteil! Ich bin sozusagen ins kalte Wasser geworfen worden, weil ich eigentlich schon längst mit dem Fußball aufgehört und ein Jahr lang kein Spiel mehr absolviert hatte.
Das müssen Sie uns näher erklären!
Gerhardus: Beim A-Kreisligisten Adler Niederfischbach war ich im Frühjahr 2023 mit 36 Jahren verabschiedet worden. Als zweifacher Familienvater wollte ich mehr Zeit mit meiner fünfjährigen Tochter Hannah und meinem vierjährigen Sohn Henri verbringen. Ab und zu bin ich dann noch zum Sportplatz gefahren, um mir die Spiele meines Heimatvereins SG Wallmenroth/Scheuerfeld anzuschauen. Dann hat mich unser Trainer Kreshnik Himaj, mit ich schon in der Jugend zusammengespielt hatte, plötzlich gefragt, ob ich nicht noch Bock hätte, bei ihm in der zweiten Mannschaft zu kicken.
Und Sie haben sofort zugesagt?
Gerhardus: Im ersten Testspiel sind mir gleich sechs Buden gelungen. Danach war die Sache geritzt. ( lacht )
Warum spielen Sie bei Ihrer Torgefährlichkeit nicht für die erste Mannschaft?
Gerhardus: Unsere erste Mannschaft spielt in der Bezirksliga, also drei Klassen höher. Für 20 Minuten könnte ich vielleicht helfen, aber sicher nicht mehr für ein ganzes Spiel. Generell sind die Jungs fitter und schneller unterwegs. Mir tun mittlerweile noch drei Tage nach den Spielen die Knochen weh. Daher bin ich in der Kreisliga C besser aufgehoben. ( lacht )
In der abgelaufenen Spielzeit hatte Ihr Team insgesamt nur 37 Tore erzielt, wurde am Ende Tabellenelfter. Was ist danach mit der Mannschaft passiert?
Gerhardus: Wir sind mit einer komplett anderen Mannschaft in die Saison gestartet, haben einige Spieler im Kader, die allesamt schon höherklassig gespielt haben. Von deren Vorlagen profitiere ich als Stürmer ungemein, weil die Jungs mir die Bälle perfekt in den Fuß spielen. Wenn ich dann einmal frei zum Schuss komme, dann "klingelt" es auch meistens. ( lacht )
Aktuell haben Sie mit 50 Treffern mehr als die Hälfte aller Tore erzielt. Wie viele Buden haben Sie sich bis zum Saisonende noch vorgenommen?
Gerhardus: Generell versuche ich, so viele Tore zu schießen wie möglich, um meinem Team damit zu helfen. Wichtig ist, dass meine Knochen das so weiter mitmachen. ( lacht ) Wenn ich am Ende bei 80 Toren landen sollte, wäre das schon sensationell für mich.
Sollten Sie weiterhin so treffsicher sein, hätten Sie keine schlechten Chancen, sich die Torjägerkanone für alle in der 10. Liga zu sichern. Was würde Ihnen der Gewinn der Trophäe bedeuten?
Gerhardus: Es wäre der perfekte Abschluss meiner Fußballerkarriere. Bei uns im Ort werde ich inzwischen tatsächlich schon von fremden Leuten darauf angesprochen. Man klopft mir auf die Schultern und fragt mich, wie viele Tore ich beim nächsten Spiel machen werde. Auch wenn es nur die C-Kreisliga ist, macht mich das stolz. Sollte ich die Torjägerkanone gewinnen, wäre das der Wahnsinn.
Wie sehr verfolgen Sie das Ranking?
Gerhardus: Mein größter Konkurrent Niklas Niebe hat derzeit nur zwei Tore weniger erzielt. Jeden Montag bringen mich meine Mitspieler oder Vorstandsleute über WhatsApp auf den neuesten Stand, was mich sehr freut und ich richtig cool finde.
Haben Sie Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?
Gerhardus: Ich bin Fan von Borussia Dortmund, war beispielsweise auch beim 7:1-Sieg in der Champions League gegen Celtic Glasgow im Stadion. Mein größtes Vorbild ist aber mein Papa Manfred, der früher ebenfalls für Scheuerfeld stürmte. Bei uns in der Gartenhütte hängt auch die eine oder andere Torjägerauszeichnung, die er damals gewonnen hat. Als kleiner Junge war ich da natürlich auch immer auf dem Sportplatz.
Gibt es besondere Rituale, die Sie vor jedem Spiel einhalten?
Gerhardus: In meinem alter ist die "Pferdesalbe" natürlich ein Muss, damit meine Muskulatur beim Anpfiff auf Betriebstemperatur ist. ( lacht )
Wie lauten Ihre Saisonziele mit der SG Wallmenroth/Scheuerfeld II ?
Gerhardus: Wir stehen aktuell ganz oben, haben drei Punkte mehr als unsere ärgster Konkurrent FSV Merkelbach. Bei bislang 33 von 36 möglichen Punkten und 92:20 Toren wollen wir jetzt natürlich auch da oben bleiben. Aber die Saison ist noch lang. Im Pokal rechnen wir uns ebenfalls gute Chancen aus. Meisterschaft, Pokal und Torjägerkanone: Mehr geht wohl nicht.
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