Bemerkenswerte elf Treffer markierte Angreifer Halil Ibrahim Yilmaz in den ersten sechs Saisonspielen für den FC Eddersheim in der Hessenliga. Damit führt der 28-Jährige, der als Account-Manager in der Software-Branche tätig ist, die bundesweite Torjägerkanone für alle in der 5. Liga an. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Oberligastürmer Yilmaz über seine ganz besondere Vorbereitung.
FUSSBALL.DE: Nach sechs Spieltagen ist der FC Eddersheim mit der maximalen Ausbeute von 18 Zählern punktgleich mit Tabellenführer Hünfelder SV. Wie fühlt sich das an, Herr Yilmaz?
Halil Ibrahim Yilmaz: Der Blick auf die Tabelle macht Spaß. (lacht) Die Arbeit, die wir unter unserem Trainer Carsten Weber in den zurückliegenden Monaten geleistet haben, scheint sich nun auszuzahlen. Momentan machen wir einen guten Job.
Mit Ihren bereits elf Saisontoren haben Sie mehr als die Hälfte aller 19 FCE-Treffer erzielt. Wie erklären Sie sich Ihren guten Lauf?
Yilmaz: Ich lege großen Wert darauf, Fußball zu arbeiten. Meine große Stärke ist, dass ich niemals aufgebe und immer alles für die Mannschaft investiere. Meine Mitspieler honorieren mein Engagement mit passgenauen Vorlagen. Die Tore sind der Lohn für harte Arbeit.
In der zurückliegenden Saison waren Ihnen 22 Treffer in 36 Partien gelungen. In welchen Bereichen haben Sie an sich gearbeitet?
Yilmaz: Vor der eigentlichen Saisonvorbereitung mit der Mannschaft hatte ich mich mit einer ganz speziellen Vorbereitung in Form gebracht. Grundsätzlich arbeite ich sehr akribisch an meinen athletischen Fähigkeiten.
Jetzt machen Sie uns aber neugierig. Was stand auf Ihrem Trainingsplan?
Yilmaz: Ich habe mir selbst einen Marathonlauf auferlegt und diesen in kompletter Eigenregie durchgezogen. Dazu bin ich drei Tage alleine nach Österreich gereist, habe dort ein kleines persönliches Trainingslager mit diversen Bergsprints und Wanderungen absolviert. Mein bester Kumpel Dominik Wüst, der bei uns auf der Außenbahn spielt, hat das mitbekommen und ist danach auch einen Marathon gelaufen, was die Dynamik unserer Freundschaft ganz gut beschreibt. Wir pushen uns gegenseitig zu Höchstleistungen, wollen immer das Maximale herausholen.
An der Ausdauer wird es also nicht scheitern. Wie viele Tore haben Sie sich bis zum Saisonende jetzt fest vorgenommen?
Yilmaz: Vor der Saison wollte ich meine bisherige Bestmarke von 22 Treffern übertreffen. Ich habe nicht erwartet, dass es in dieser Spielzeit so gut für mich läuft. Aus diesem Grund wäre es super, wenn ich am Ende die 30-Marke knacke und damit im Schnitt in jedem Spiel eine Bude erziele. Alles andere wäre für mich auch nicht ambitioniert genug, um mich zu fordern.
"Ich habe eine ähnliche Spielweise wie Nationalspieler Deniz Undav, kann die Bälle vorne ganz gut festmachen"
Wenn Sie so weitermachen, sind Sie ein heißer Kandidat für die Torjägerkanone für alle. Was würde Ihnen der Gewinn dieser Trophäe bedeuten?
Yilmaz: Die Arbeit und Entbehrungen, die ich für den Fußballsport investiere, würden mit dem Gewinn der Torjägerkanone honoriert und eine entsprechende Anerkennung finden. Es wäre eine Riesensache, über die ich mich unglaublich freuen würde. Auch für unseren Verein FC Eddersheim und meine Mitspieler wäre das eine tolle Auszeichnung.
Sie wurden beim Eintracht Frankfurt ausgebildet, standen mit dem späteren Nationalspieler Luca Waldschmidt in einem Team. Haben Sie noch Kontakt?
Yilmaz: Der Kontakt ist irgendwann abgebrochen, weil jeder seinen Weg gegangen ist. Luca, mit dem ich von der U 17 bis zur U 19 zusammengespielt hatte, war damals schon außergewöhnlich gut. Seine Karriere war vorgezeichnet. In Frankfurt hatte ich auch mit Nico Rinderknecht zusammengespielt, der später beim FC Ingolstadt 04 Profi wurde und jetzt für unseren Ligakonkurrenten TSV Eintracht Stadtallendorf kickt.
Im Seniorenbereich waren Sie zwischenzeitlich für den Regionalligisten TSV Schott Mainz am Ball. Warum ging es für Sie dort nicht weiter?
Yilmaz: Ich hatte vor meinem Wechsel zum TSV Schott Mainz drei Jahre in den USA gelebt, dort studiert und meinen Bachelor in Betriebswirtschaft gemacht. Ich war mit einer Verletzung nach Deutschland zurückgekehrt, die eine Knie-Operation erforderte. Dadurch hatte ich den Saisonstart komplett verpasst. Hinzu kam, dass der damalige TSV-Trainer, der mich geholt hatte, entlassen wurde und der neue Coach nicht mehr auf mich setzte.
Können Sie sich denn vorstellen, noch einmal höherklassig zu spielen?
Yilmaz: Es gab vor dieser Saison verschiedene Möglichkeiten, den Verein zu verlassen. Ich hatte Anfragen aus verschiedenen Regionalligen. Ich bin jedoch im Rhein-Main Gebiet verwurzelt, habe einen super Job und bin mit 28 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Mein jetziger Trainer Carsten Weber, der mir vertraut und mit dem ich mich sehr gut verstehe, kennt mich bereits seit meinem 13. Lebensjahr. Er war mein Jugendtrainer bei Eintracht Frankfurt, hatte ich schon damals dort hingeholt.
Wie würden Sie Ihre eigenen besonderen sportlichen Qualitäten beschreiben?
Yilmaz: Ich habe eine ähnliche Spielweise wie Nationalspieler Deniz Undav, kann die Bälle vorne ganz gut festmachen. Obwohl ich mit 1,80 Meter Körpergröße nicht unbedingt der Größte bin, erziele ich regelmäßig Kopfballtore. Meine Kondition und Ausdauer spielen mir regelmäßig in die Karten, sobald meine Gegenspieler müde werden.
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Team?
Yilmaz: Wir wollen weiter auf der Erfolgswelle surfen und möglichst bis zum Saisonende oben mitspielen. Wir wollen uns als Underdog einen Namen machen und die vermeintlich größeren Vereine weiter ärgern. Ich will grundsätzlich immer Erster werden. Wir würden mit dem Aufstieg etwas Historisches schaffen, weil der FC Eddersheim noch nie in der Regionalliga gespielt hat.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW