Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Martin Harnik: "Ich habe immer noch hohe Erwartungen an mich."[Foto: IMAGO]
Es ist mittlerweile kein Einzelfall mehr, dass ehemalige Profi-Fußballer nach ihrer aktiven Profikarriere noch ein paar Jahre im Amateurbereich kicken. Eric Durm, Diego Contento, Sebastian Rudy und Kevin Großkreuz sind nur einige Namen einer langen Liste. Auch Martin Harnik, der mittlerweile bei TuS Dassendorf in der Hamburger Oberliga spielt, ist Teil dieser Riege. In einem Interview mit FUSSBALL.DE spricht er über seinen Weg zurück in den Amateurfußball, neue Herausforderungen, eigene Ansprüche und den Wunsch, mit Dassendorf noch einmal im DFB-Pokal zu stehen.
FUSSBALL.DE: Martin, ihr habt diese Saison den Aufstieg mit TuS Dassendorf in die Regionalliga knapp verpasst - wie zufrieden bist du mit deiner eigenen Performance, aber auch der Teamleistung insgesamt?
Martin Harnik: Es war eine sehr besondere Saison, insbesondere für mich persönlich. Letztes Jahr im Oktober wurde unser damaliger Trainer freigestellt – ich wurde daraufhin gemeinsam mit einem Mitspieler gebeten, dass Traineramt bis zur Winterpause zu übernehmen und bin so Spielertrainer geworden. Da wir unseren aktuellen Trainer erst diesen Sommer verpflichten konnten, habe ich die Aufgabe bis zum Ende der Saison übernommen. Zum Zeitpunkt, als ich Trainer wurde, hatten wir 14 Punkte Rückstand auf den Erstplatzierten. Dementsprechend war das Ziel "Meisterschaft" von Vereinsseite schon gar nicht mehr Thema. Dann kam es aber so, dass wir eine sehr gute Rückrunde gespielt und bis auf ein Unentschieden und eine Niederlage alles gewonnen haben. Am Ende des Tages haben uns nur drei Tore zur Meisterschaft gefehlt. Wir waren am letzten Spieltag in der 84. Minute für ca. 60 Sekunden sogar kurzzeitig Erster. Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen, aber mit einem eigentlich großartigen Abschluss – nur die Kirsche auf der Sahne hat gefehlt. Die Mannschaft hat eine Mega-Entwicklung gemacht und darauf sind wir echt stolz.
FUSSBALL.DE: Wie kam es dazu, dass du dich nach deiner letzten Station im Profifußball für einen Wechsel in die Hamburger Oberliga zu TuS Dassendorf entschieden hast?
Martin Harnik: Es ging damit los, dass mein Karriereende im Profibereich ein bisschen fremdgesteuert war. Ich hatte eigentlich bei Werder Bremen noch einen Vertrag für ein Jahr gehabt, aber der Verein hatte sportlich anders geplant und wir haben uns auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Für mich war klar, ich möchte auf keinen Fall mit dem Fußball aufhören. Da ich zu der Zeit schon in Dassendorf gewohnt habe und ein ehemaliger Mitspieler von mir beim Verein Trainer sowie mein Schwager Spieler gewesen ist, war es für mich eine einfache Entscheidung dort hinzugehen. Super Fußball mit überschaubarem Aufwand – das war mir wichtig. Ich hatte auch noch Angebote aus der zweiten Liga, aber es war eine bewusste Entscheidung für den Amateursport, um Fußball wieder zum Hobby werden zu lassen.
FUSSBALL.DE: Wie groß war für dich die sportliche Umstellung? Was war besonders ungewohnt?
Martin Harnik: Die größte Herausforderung für mich waren definitiv die Kunstrasenplätze, die ich als Profi gar nicht gewohnt war. Das war sowohl für den Fußball als auch für die Belastung der Gelenke eine große Umstellung. Auch die Kabinen sind teilweise sehr klein und einfach gehalten, aber darum geht es mir auch nicht. Mir geht es nicht darum, mich in tollen, komfortablen Kabinen umzuziehen, ich wollte einfach weiterhin Fußball spielen. Das macht mir auch noch enorm viel Laune und da bin ich auch nach wie vor sehr ehrgeizig. Ich mache das nicht, weil ich einfach ein bisschen kicken möchte. Wenn ich auf dem Platz stehe, möchte ich das Maximale rausholen und deswegen brenne ich auch noch für die ganze Geschichte.
FUSSBALL.DE: Du warst in deiner ersten kompletten Saison bei TuS Dassendorf direkt sehr erfolgreich und hast in deiner dritten Saison mit 43 Treffern sogar den Torrekord der Liga gebrochen – wie sehr hilft dir deine Profi-Erfahrung, um dich gegen die Gegner im Amateurbereich durchzusetzen?
Martin Harnik: Die Erfahrung hilft definitiv, um in gewissen Situationen ruhig zu bleiben und Dinge leichter wegzustecken. In der Hamburger Oberliga sind alle super ausgebildet, sehr athletisch, schnell und kräftig – da ist es wirklich nicht leicht sich durchzusetzen. Wodurch ich mich in einigen Situationen noch hervorheben kann, ist meine Handlungsschnelligkeit. Man muss viel antizipieren, um den entscheidenden Schritt schneller zu sein und so einen Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können.
"Großer Wunsch, mit TuS Dassendorf noch einmal im DFB-Pokal zu spielen"
FUSSBALL.DE: Spürst du im Amateurfußball weniger Druck als früher? Oder sogar mehr, weil so viel von dir erwartet wird?
Martin Harnik: Der größte Druck kommt immer von einem selbst. Ich habe immer noch hohe Erwartungen an mich und wenn ich die nicht erfülle, bin ich auch nicht zufrieden. Natürlich gibt es auch eine Erwartungshaltung meiner Mitspieler, meinem Verein, den Gegnern und auch den Leuten, die zuschauen. Die gucken teilweise genau auf mich und wollen sehen, dass "der mal höher gespielt hat". Oder die Leute denken, dass ich mittlerweile 38 bin und deswegen meine Zeit abgelaufen sein müsste. Dieser Moment war ein Glück letzte Saison noch nicht da, aber selbstverständlich kommt dieser Punkt immer näher.
FUSSBALL.DE: Welche Rolle nimmst du aufgrund deiner Erfahrung im Team ein? Bist du ein Vorbild für die jungen Spieler?
Martin Harnik: Ich bin Kapitän und Führungsspieler – auch durch meine Karriere aber vor allem aufgrund meines Charakters muss ich in der Mannschaft vorangehen. Vorbild klingt für mich immer "von unten nach oben", aber ich würde behaupten, dass ich mit jedem Mitspieler auf Augenhöhe rede.
FUSSBALL.DE: Was bedeutet Amateurfußball für dich – hat sich diesbezüglich etwas seit deinem Wechsel zu Dassendorf geändert?
Martin Harnik: Amateurfußball ist die Basis des Fußballs, aber auch ein Symbol der Leidenschaft. Für mich hat die Hamburger Oberliga natürlich eine andere Bedeutung im Vergleich zu einem Spieler, für den dies die höchste Liga ist, in der er jemals gespielt hat. Dadurch ist es immer sehr subjektiv – ich verbinde mit Amateurfußball das Miteinander durch ein gemeinsames Hobby, welches man auf einem guten Niveau ausleben kann. Ich nehme die Liga sehr ernst, weswegen ich den Ausdruck "Karriere ausklingen lassen", der im Zusammenhang meiner aktuellen Karrierephase häufig genannt wird, auch nicht so passend finde. "Im Amateurfußball beginnen Karrieren – und hier enden viele auch!".
FUSSBALL.DE: Hast du noch ein persönliches Ziel oder ein Ziel mit deiner Mannschaft, was du unbedingt erreichen willst?
Martin Harnik: Mein großer Wunsch wäre es mit TuS Dassendorf noch einmal im DFB-Pokal zu spielen.
FUSSBALL.DE: Hast du schonmal an dein Karriereende gedacht und könntest du dir eine anschließende Trainerkarriere vorstellen?
Martin Harnik: Ich habe natürlich schon einmal an ein Ende der Karriere gedacht. Das hat aber eher private und zeitliche Gründe und nicht, weil ich den Fußball satthabe oder ich es körperlich nicht mehr schaffe. Bezüglich meiner Zukunft ist noch nichts in Stein gemeißelt: Beim Profifußball wäre ein hoher zeitlicher Aufwand verbunden, den ich momentan - mit dem Heranwachsen meiner drei Kinder- nicht erbringen möchte. Bis vor fünf Jahren hätte ich auf jeden Fall jede Trainerstelle abgelehnt, aber nachdem ich die Erfahrung und das positive Feedback für meine Arbeit als Spielertrainer bekommen habe, sehe ich auch das nicht mehr als ausgeschlossen an. Wie sagt man so schön: "Sag niemals nie!"
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