Women's Week: Sichtbarkeit spielt große Rolle
Bis zum 13. Mai findet zum zweiten Mal die DFB Women's Week statt. Worum geht es genau? Mit FUSSBALL.DE sprechen Sabine Mammitzsch, Nia Künzer und Doris Fitschen darüber.
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[Foto: imago/Martin Hoffmann]
Christian Heintz war gestern Abend im ZDF-Sportstudio der "Star des Abends" und durfte sich mit dem Mainzer Chefcoach Bo Svensson an der Torwand messen. Sage und schreibe drei Treffer gelangen dem gebürtigen Vulkaneifeler dabei. Das Besondere: Heintz hat bei einem Unfall vor einigen Jahren seinen rechten Unterschenkel verloren und widmet sich seither dem "Amputierten-Fußball" – privat wie beruflich.
Für den Auftritt an der ZDF-Torwand hat Heintz extra seine Fußballschuhe eingepackt – man ist schließlich nicht jedes Wochenende zu Gast im Sportstudio und darf gegen Bundesliga-Größen antreten. Nachdem Svensson ein Treffer gelang, war Heintz dran: Ein kurzer Anlauf und direkt den ersten unten rechts verwandelt. Unentschieden zur "Halbzeit". Svensson gelang kein weiterer Treffer – dann kam wieder Heintz. Der erste Schuss, wieder drin, genauso wie der Letzte. Drei Treffer an der Torwand sind so manchem Profi nicht gelungen.
Dabei begleitet ihn eine besondere Geschichte: Christian Heintz‘ Leidenschaft ist der Fußball. Mit vier Jahren begann er bereits gegen den Ball zu treten und setzte dies im Jugend- und Seniorenbereich fort. Er spielte unter anderem in der A-Jugend- Regionalliga beim SV Steiningen und später sogar Verbandsliga in der ersten Mannschaft: "Meine Eltern haben mich im Jugendalter mehrmals die Woche rund 50 Kilometer zum Training gefahren, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Die fußballerischen Momente und vor allem die Freundschaften, die durch den Fußball entstanden sind, machen für mich diese Sportart aus."
Es wäre vermutlich für Heintz alles so weitergelaufen wie bisher: Der Fußball hätte eine sehr große Rolle gespielt – doch dazu sollte es erstmal nicht kommen. Es folgte ein tragischer Unfall im Jahr 2010: Christian Heintz war 26 Jahre alt und verlor seinen rechten Unterschenkel – er musste amputiert werden. Für ihn war ab dem Moment klar, dass es mit dem Fußball vorbei ist: "Es war damals sehr hart akzeptieren zu müssen, dass ich nie wieder Fußball spielen kann", glaubte er. Wie es seine Art ist, zeigt er aber auch in den schwersten Stunden seinen (trockenen) Humor, auch wenn ihn die Situation sehr belastet hat: "Ich hatte damals Glück im Unglück, da ich früher Linksfuß war und das rechte Bein eh nur zum Stehen hatte."
"Die Möglichkeit doch noch Fußball spielen zu können, war ein wichtiger Lichtblick für mich"
Manchmal finden sich in persönlichen Tragödien oftmals auch Anker, die einen wieder herausziehen aus derlei Situationen: "Zwei Tage nach meiner Operation (2010) kamen meine Eltern zu Besuch. Doch diesmal hatten sie einen Flyer dabei über den Amputierten-Fußball. Dieser Flyer hat mich aus einem tiefen Loch geholt – ich dachte ja ich könnte nie wieder spielen. Ich bezeichne ihn heute noch als "Eintrittskarte zurück ins Leben".
Knapp zwei Jahre brauchte Heintz, um mental und beruflich wieder im Leben anzukommen. Den Flyer hob er auf und ging 2012 zum ersten Mal zum Training der Amputierten-Fußballer. "Trotz der Anstrengung einbeinig auf Krücken spielen zu müssen war ich sofort angefixt von der Art des Fußballspielens." Angefixt trifft es wohl mehr als gut. Heintz stieg ab dem Jahr 2014 in die ehrenamtliche und bundesweite Organisation der Sportart ein. Sein Aufgabenfeld war dabei vielseitig verzahnt: Er gewann neue Spieler*innen für den Sport, organisierte Trainingslager und kümmerte sich um viele weitere Themenfelder. Der große Traum wurde schließlich 2014 wahr: Das deutsche Team, um Christian Heintz, nahm erstmalig an der Amputierten-Weltmeisterschaft 2014 in Mexiko teil.
Seitdem wurde das Aufgabenfeld von Heintz stetig erweitert und sein Traum, hauptberuflich im Amputierten-Fußball tätig zu sein, entstand. 2017 trat Heintz an die Organisation "Anpfiff ins Leben" heran. Mit Unterstützung der "Aktion Mensch Stiftung" führt er seit 2019 hauptberuflich das Modellprojekt "Amputierten-Fußball im Verein" an.
Die Akquise neuer Spieler*innen und Vereine sowie Sanitätshäuser und Kliniken für die Integration in das Projekt ist ein Schwerpunkt seiner Aufgaben: "Seit 2019 konnten wir die Zahl der aktiven Spieler*innen bereits verdoppeln, auf aktuell 50. Zudem haben wir namenhafte Vereine wie Fortuna Düsseldorf, den Hamburger SV oder Tennis Borussia Berlin als neue Standorte hinzugewonnen."
Seit kurzem gibt es die "Amputierten-Fußball-Bundesliga" . In gemeinsamer Zusammenarbeit mit "Anpfiff ins Leben" und der "Sepp-Herberger-Stiftung" des DFB wurde ein offizieller Wettbewerb für Deutschlands Amputierten-Fußballer geschaffen. Der erste Deutsche Meister wird am 30. Oktober auf dem Münsterplatz in Bonn gekürt. Dabei stehen sich die Teams von Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf und der SG Nord-Ost (Spielgemeinschaft aus den Sportfreunden Braunschweig, Hamburger SV und TeBe Berlin) in einem Turnier gegenüber. "Die Zeichen stehen aber ganz klar auf Wachstum, sodass in den kommenden Jahren weitere Teams dazu stoßen werden", erklärt Heintz.
Konkrete Ziele definiert der 37-jährige ebenfalls: "Mit unserem Projekt wollen wir den Amputierten-Fußball in Deutschland bekannter machen und dauerhafte Strukturen schaffen. Jede*r Amputierte die/der Fußball spielen möchte, soll dies möglichst ortsnah machen können. Egal ob Arm- oder Beinamputation, egal ob weiblich oder männlich: Alle sind herzlich eingeladen diese Sportart auszuprobieren."
Für Christian Heintz war der Abend im ZDF-Studio ein voller Erfolg. Nicht nur, dass ihm drei Treffer an der Torwand gelungen sind, um Mitternacht gab es auch noch etwas zu feiern: Seine Freundin Jennifer Morys hatte Geburtstag. Ein rundum gelungener Tag also. Der "alten Zeit" trauert er nicht mehr hinterher. Der Familienvater von drei Söhnen hat sein Glück gefunden – privat wie beruflich. "Nach meiner Amputation im Alter von 26 Jahren war die Möglichkeit doch noch Fußball spielen zu können ein wichtiger Lichtblick für mich. Der Fußball hat mir seitdem entscheidend dabei geholfen wieder zurück ins Leben zu finden. Die Leidenschaft dem runden Leder wieder nachjagen zu können ist seitdem noch größer geworden. Denn die große "Amputierten-Fußball Familie" in ganz Deutschland hat in den letzten Jahren großartiges auf die Beine gestellt und die Sportart weiter vorangetrieben. Das macht mich stolz und ich bin froh ein Teil davon sein zu dürfen."
Wenn Euer Interesse an dem Projekt geweckt wurde oder ihr mittrainieren möchtet, dann meldet euch bei Christian Heintz: c.heintz@ail-ev.de
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