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Magazin 18.01.2025 | 09:00

Hertha-Torjägerin Elfie Wellhausen: Instinkt und Intuition

[Foto: Foto: Hertha BSC]

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Erst 18 Jahre jung, aber bereits Führende in der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 3. Liga: Elfie Wellhausen benötigte für ihre bisherigen 20 Treffer für Hertha BSC in der Frauen-Regionalliga Nordost gerade einmal zehn Einsätze. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die Stürmerin über ihre herausragende Ausbeute und ihre Teilnahme am DFB-Perspektivlehrgang.

FUSSBALL.DE: Mit 20 Toren nach gerade einmal zehn Einsätzen sind Sie aktuell die erfolgreichste Torjägerin in der dritthöchsten Frauen-Spielklasse in Deutschland. Ist Ihnen das bewusst?

Elfie Wellhausen: Tatsächlich ja. Unsere Co-Trainerin hatte mich im Saisonverlauf erstmals darauf angesprochen, dass ich in der Rangliste vorne liege. Bis dahin hatte ich es ehrlicherweise nicht auf dem Schirm, dass es die Rangliste auch unterhalb der beiden höchsten Spielklassen gibt. Es ist jetzt nicht so, dass ich seitdem nach jedem Spiel auf die Liste schaue. In den Wochen vor der Winterpause habe ich aber schon hin und wieder einen Blick darauf geworfen.

Schon jetzt haben Sie Ihre bisherige Bestmarke von 16 Saisontreffern aus der vergangenen Spielzeit übertroffen. Wie erklären Sie sich die Steigerung?

Wellhausen: Wir haben uns als Team noch weiterentwickelt und funktionieren als Einheit richtig gut. Dass sind für eine Stürmerin noch bessere Voraussetzungen, um regelmäßig zu treffen. Außerdem war die zurückliegende Saison mein erstes Jahr im Frauenbereich. Ich habe nun schon eine gewisse Routine entwickelt und bin vor den Spielen nicht mehr so nervös. Mit den Erfolgserlebnissen ist dann auch das Selbstvertrauen größer geworden.

Wie erzielen Sie die meisten Ihrer Tore?

Wellhausen: Häufig bin ich nach Hereingaben von außen erfolgreich. Ein paar Kopfballtore waren ebenfalls darunter, einen Elfmeter konnte ich auch verwandeln. Ich entscheide mich vor dem Tor häufig intuitiv, ob ich direkt den Abschluss suche oder mir den Ball noch einmal vorlege.

Ist Ihnen ein Treffer besonders in Erinnerung geblieben?

Wellhausen: Dass ich im Spiel gegen Hansa Rostock gleich sechs Tore erzielen konnte, war schon außergewöhnlich. Noch lieber erinnere ich mich allerdings an meinen Führungstreffer im Spitzenspiel und Derby beim FC Viktoria Berlin. Was da an Euphorie im Team und den Fans aufgekommen ist, war unbeschreiblich.

Was würde Ihnen der Gewinn der Torjägerkanone für alle bedeuten?

Wellhausen: Es wäre mega cool, einen solchen persönlichen Erfolg zu landen. Gleichzeitig wäre es aber vor allem auch eine Auszeichnung für das gesamte Team, denn ohne meine Mitspielerinnen könnte ich die Tore nicht erzielen. Es ist schon so, dass ich mich als Stürmerin an meiner Ausbeute messe. Eine gute Leistung ist für mich noch mehr wert, wenn ich ein Tor erzielen konnte. Wenn ich wählen könnte, würde ich aber dennoch den Aufstieg mit dem Team ganz klar vorziehen.

Was zeichnet Sie grundsätzlich als Spielerin aus?

Wellhausen: Ich denke vor dem Tor nicht viel nach und höre auf meinen Instinkt, ob ich selbst schieße oder den Ball besser für eine Mitspielerin querlege. Ich komme auch schon auf einige Torvorlagen. Das macht es für die Gegnerinnen schwer, mich einzuschätzen.

Ihre Leistungen haben Sie auch schon in das Blickfeld der DFB-Auswahlteams gebracht. Wie war es für Sie, im November an einem Perspektivlehrgang der deutschen U 19-Nationalmannschaft teilzunehmen?

Wellhausen: Das war eine coole Erfahrung, auf einem enorm guten Level mit Gleichaltrigen trainieren zu dürfen. Ich hatte so die Möglichkeit, mich mit Spielerinnen zu vergleichen, die in der 2. Frauen-Bundesliga am Ball sind oder sogar schon Profiverträge bei Erstligisten haben. Da konnte ich mir schon das eine oder andere abschauen. Der Perspektivlehrgang fand am DFB-Campus statt. Die Bedingungen dort waren beeindruckend.

Wie hat es bei Ihnen mit der Fußballbegeisterung begonnen?

Wellhausen: Vor allem durch meinen Papa und meinen Bruder hatte ich schon immer ein großes Interesse am Sport. Gemeinsam mit meinen damaligen besten Freunden hatte ich dann beim FC Internationale mit dem Fußball im Verein angefangen. Insgesamt fünf Jahre lang habe ich auch Tennis gespielt. Als ich mich dann zwischen den beiden Sportarten entscheiden musste, fiel meine Wahl auf den Fußball. Bis vor eineinhalb Jahren war ich auch mit einem Zweitspielrecht noch immer mit den Jungs für den FC Internationale am Ball, ab 2022 dann aber auch in der B-Juniorinnen-Bundesliga für Hertha Zehlendorf.

Im Sommer 2023 übernahm Hertha BSC alle Mädchen- und Frauenmannschaften von Hertha 03 Zehlendorf. Was hat sich dadurch verändert?

Wellhausen: Wir haben als Spielerinnen noch bessere Voraussetzungen - sei es bei den Materialien oder den Strukturen im Verein, wie etwa dem nun größeren Trainerteam. Unsere Betreuung ist durch Sportpsychologen und Physiotherapeuten noch umfangreicher. Und nicht zuletzt ist die Strahlkraft von Hertha BSC sehr groß. Wir bekommen mehr Aufmerksamkeit und viele Leute verfolgen unsere Spiele.

Vor dem Rückrundenstart beträgt der Rückstand auf die Tabellenspitze fünf Punkte. Was ist in der zweiten Saisonhälfte noch möglich?

Wellhausen: Den Aufstieg haben wir leider nicht mehr in der eigenen Hand. In den Partien gegen den 1. FC Magdeburg oder den FC Carl Zeiss Jena hatten wir unnötig Punkte liegengelassen. Wir werden daher jede noch anstehende Partie wie ein Endspiel angehen. Wir wollen zur Stelle sein, wenn die zweite Mannschaft von RB Leipzig und der FC Viktoria Berlin noch straucheln sollten.

Wie lauten Ihre persönlichen und sportlichen Ziele für dieses Jahr?

Wellhausen: Ich will mich gemeinsam mit meinen Mitspielerinnen weiterentwickeln, das Feedback aus dem Perspektivlehrgang umsetzen und mit dem Team die Saison so gut wie möglich abschließen. Dabei möchte ich mit so vielen Treffern wie möglich helfen. Wenn dabei auch noch der Gewinn der Torjägerkanone herausspringen sollte, wäre es umso schöner. Abseits des Platzes überlege ich derzeit, für welches Studium ich mich an der Universität einschreiben werde.

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