Waltraud Hochbein: Pionierin an der Pfeife
1977 gründet Waltraud Hochbein ein Frauenteam und schleppt ihre Mitspielerinnen danach zu einem Schiedsrichterkurs. Sie selbst bleibt an der Pfeife.
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Timo Schulz: "Illy weiß, wo er herkommt und wie wir aufgewachsen sind."[Foto: Heiko Buschmann]
Als Ilkay Gündogan um 23.16 Uhr den Henkelpott in den Nachthimmel von Istanbul streckt, jubeln etwa 2.000 Kilometer vom Atatürk-Stadion entfernt ein paar Kumpels aus alten Tagen mit dem deutschen Nationalspieler. Der SV Hessler 06 darf sich seit Samstagabend auch ein wenig als Champions-League-Sieger fühlen, schließlich begann hier "Illys" Karriere.
Gut 250 Menschen sind auf den Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz in Gelsenkirchen gekommen. Der berühmteste Sohn des Stadtteils Heßler hat zur Party geladen. Dort, auf der Anlage des SV Hessler 06, wo er einst das Fußball spielen lernte, gibt es ein Public Viewing. Es gibt Getränke und Würstchen vom Grill für Alle, die Zeche übernimmt der Kapitän vom jetzigen Triple-Sieger Manchester City. Zu den Gästen gehören auch Jan Wilders und Timo Schulz, sie wissen, warum der heute 33-Jährige so gut werden konnte – schließlich haben sie vor etwas mehr als 20 Jahren mit ihm in einer Mannschaft gezockt.
„Illy hat schon immer Dinge auf dem Platz gemacht, die konnte kein anderer“, erinnert sich Jan Wilders, der in der Hessleraner D- und C-Jugend zusammen mit Ilkay Gündogan kickte. "Er hat Pässe gespielt oder Torschüsse abgegeben, da haben wir anderen uns immer angeguckt und gedacht: Was ist das denn? Er war zwar kleiner als die meisten anderen, ist aber mit seinem Talent aufgefallen und hat für die besonderen Momente gesorgt. Er hatte einen besonderen Spielwitz, zum Beispiel wenn er in einer Situation nicht mehr weiterwusste, hat er den Gegenspieler angeschossen, sodass es Einwurf für uns gab. Und als wir einmal gegen Schalke gespielt haben, haben wir ein 2:2 geholt. ‚Illy‘ hat beide Tore geschossen."
"Illy weiß, wo er herkommt und wie wir aufgewachsen sind. Dass er hier alle zum Public Viewing eingeladen hat, zeigt seinen Charakter."
Auch auf dem Pausenhof in der Grundschule am Fersenbruch spielte der kleine Ilkay seine Gegner schwindelig. "Ich war nebenan in der Parallelklasse. Wenn die 4a gegen 4b gespielt hat, hattest du keine Chance", berichtet Timo Schulz, Jahrgang 1991 und heute im erweiterten Vorstand von Hessler 06 tätig. "ich wollte so gerne auch mal ‚Spieler des Tages‘ werden, aber das war unmöglich. ‚Illy‘ ist immer herausgestochen."
Jan Wilders kickt immer noch bei Hessler 06, inzwischen in der zweiten Mannschaft in der Kreisliga B. Sein damaliger Teamkumpel hat nun das wichtigste Vereinsspiel der Welt gewonnen. Auf dem Platz sind die Unterschiede riesig, aber ansonsten: "Illy weiß, wo er herkommt und wie wir aufgewachsen sind. Dass er hier alle zum Public Viewing eingeladen hat, zeigt seinen Charakter."
Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportplatz im Gelsenkirchener Westen ist eine typische Bezirkssportanlage, wie sie in den 1970er Jahren in Großstädten überall gebaut wurden. Ein Naturrasenplatz mit Tribüne und zwei Aschenplätze prägten 50 Jahre lang das Bild an der Kanzlerstraße – bis Ilkay Gündogan bei einem Besuch in der Heimat ankündigte, seinen früheren Verein finanziell zu unterstützen. "Wir haben ja immer auf Asche gespielt. Dann hat er entschieden, dass er seinem alten Verein etwas zurückgeben möchte und hat den neuen Kunstrasen gesponsert, damit die Jugend darauf spielen kann", verrät Timo Schulz.
640.000 Euro hat der schöne neue Kunstrasenplatz gekostet, die Hälfte der Summe hat Ilkay Gündogan übernommen. Ein von ihm unterschriebenes DFB-Trikot hängt im Vereinsheim, jetzt soll ein weiteres Utensil hinzukommen. "Illy, bring die Binde mit", sagt Timo Schulz in die Fernsehkamera. Das ZDF ist extra mit einem Team zum Jahnplatz herausgefahren, um einen Beitrag von der Champions-League-Feier in Gelsenkirchen zu drehen. Falls Ilkay Gündogan die Aufforderung seines damaligen Mitspielers mitbekommen hat und demnächst tatsächlich mit der Spielführerbinde aus dem Champions-League-Finale in Heßler auftauchten sollte, dürften sicher ein paar mehr Kameras den Weg auf den Jahnplatz finden.
Ilkay Gündogan ist auf dem Olymp des Fußballes angekommen. Für einen internationalen Star wie er es nun ist, hat er allerdings recht lange in kleineren Vereinen gespielt. Außer beim SV Hessler 06 war er in der Jugend noch bei der SSV Buer, ebenfalls in Gelsenkirchen, sowie nur ein Jahr bei Schalke 04 und danach beim VfL Bochum am Ball. Im Profibereich war der 1. FC Nürnberg die erste Station – für die meisten seiner früheren Teamkumpels die richtige Wahl. "Natürlich habe wir immer verfolgt, wo er hingegangen ist", nickt Jan Wilders. "2009 waren wir zusammen in Cala Ratjada, da hieß es, Illy wechselt nach Nürnberg. Das fanden wir gut, schließlich sind die meisten von uns Schalker."
S04 und "der Club" pflegen eine der ältesten Fanfreundschaften im Fußball. Die Freundschaft zu Ilkay Gündogan litt auch nicht, als der nach seiner Zeit in Nürnberg zu einem Verein wechselte, der aus Sicht seiner Gelsenkirchener Kumpels die völlig falschen Farben trägt. "Ich habe zu der Zeit seinen Vater mal getroffen, da hat er mir gesagt: ‚Ilkay kommt zurück in den Ruhrpott – aber nicht zu dem Verein, den du dir erhoffst.‘ Da wusste ich schon, in welche Richtung das gehen würde", erinnert sich Jan Wilders. "Trotzdem haben wir natürlich immer seinen Weg verfolgt und die Daumen für ihn gedrückt, weil man einfach den persönlichen Bezug zu ihm hat."
Direkten Kontakt zu Ilkay Gündogan haben Jan Wilders und Timo Schulz nicht mehr, aber Mitglieder aus der Familie Gündogan sehen sie zum Beispiel bei Feiern im gemeinsamen Freundes- und Bekanntenkreis. "Auf einer Hochzeit von einer gemeinsamen Freundin habe ich seine Eltern und seinen Bruder Ilker getroffen", verrät Timo Schulz, dessen Bruder bei den 06ern mit Ilker zusammen in einer Mannschaft spielte.
Alle Vereinsspiele sind nun absolviert, die meisten davon hat Ilkay Gündogan mit Manchester City gewonnen, das Triple aus englischer Meisterschaft, englischem Pokal und Champions League ist eingetütet. Eigentlich wäre jetzt Pause, doch Ilkay Gündogan gehört ja zum Kader für die Länderspiele in Bremen gegen die Ukraine, in Warschau gegen Polen und schließlich am 20. Juni in der Schalker Arena gegen Kolumbien. Ob er in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen Zeit für einen Abstecher auf den Platz von Hessler 06 hat, um die Kapitänsbinde vorbeizubringen? "Das wäre riesig", finden Jan Wilders und Timo Schulz.
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