Auf dem Weg zum neunten Triumph im Bremer Pokal und damit zur Qualifikation für den DFB-Pokal musste der FC Oberneuland, aktueller Meister der Bremen-Liga, einige Steine aus dem Weg räumen. Nicht weniger als viermal fiel in den insgesamt sechs Pokalrunden die Entscheidung erst im Elfmeterschießen, so auch im Endspiel gegen den Ligakonkurrenten SG Aumund-Vegesack (4:1). Immer mittendrin statt nur dabei: FCO-Torhüter Jonas Horsch (24), der viermal als Elfmeterkiller und Matchwinner glänzte.
"Insgesamt waren es sieben Elfmeter, die ich in dieser Pokalsaison abwehren konnte", sagt der reaktionsschnelle Schlussmann im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Gegen die Ligakonkurrenten Brinkumer SV (4:2 nach Elfmeterschießen) und SV Hemelingen (5:4) sowie den Titelverteidiger Bremer SV aus der Regionalliga Nord (6:5) waren es jeweils zwei Schüsse der Elfmeterschützen. Gegen Aumund-Vegesack reichte dann schon eine Parade von Jonas Horsch, weil ein weiterer Versuch des Finalgegners über das Tor ging.
Torwartfamilie Horsch
"Nach dem Finale herrschte beim Team und im gesamten Verein eine riesige Freude", beschreibt Jonas Horsch: "In einer Saison das Double aus Meisterschaft und Pokal gewinnen, ist etwas ganz Besonderes." Auch die Tatsache, dass der Verein trotz des Titelgewinns frühzeitig aus wirtschaftlichen Gründen auf einen möglichen Wiederaufstieg in die Regionalliga Nord verzichtet hatte, trübte die Stimmung am Vinnenweg nur wenig.
"Ich hätte schon Bock darauf, Torwarttrainer zu werden"
Jonas Horsch stammt aus einer echten Bremer Torwartfamilie, wurde im Stadtteil Findorff bei seinem Heimatklub VfL 07 Bremen groß, ehe er seine bisherige Laufbahn im Seniorenbereich beim FC Oberneuland verbrachte und dort auch in der kommenden Saison zwischen den Pfosten stehen wird. Sein Vater Thomas Horsch (54) war ebenfalls Schlussmann, unter anderem auch beim VfL 07, und schlug anschließend die Trainerlaufbahn ein. Nach Stationen als Stützpunktkoordinator und -trainer beim Bremer Fußball-Verband und beim Deutschen Fußball-Bund (unter anderem Torwart-Trainer der U 20-Nationalmannschaft) heuerte Horsch beim SV Werder an, arbeitete viele Jahre als Assistent von Florian Kohfeldt bei der U 23 und bei den Profis, ehe er als Cheftrainer das Frauen-Team übernahm und in den zurückliegenden Jahren in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga etablierte.
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Unterstützung erhält er dort von seinem ältesten Sohn Lucas (28), der als Co-Trainer bei den Grün-Weißen angestellt ist. Parallel dazu steht er aber zumindest gelegentlich auch noch beim Heimatklub VfL 07 Bremen in der Landesliga im Kasten. Auch Jonas, der aktuell im Hauptberuf im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig ist und außerdem als Fitness- und Individualtrainer arbeitet, kann sich später auf Trainerkarriere sehr gut vorstellen. "Ich hätte schon Bock darauf, Torwarttrainer zu werden", verrät er. "Ich stelle es mir spannend vor, ein Team mit zwei, drei Torhütern zu unterstützen und weiterzuentwickeln."
Auslosung: Gern der BVB
Aktuell steht allerdings neben der Familie, in der sich vieles um die elf Monate junge Tochter dreht, und dem Beruf noch der aktive Fußball im Fokus. Trotz seiner herausragenden Qualitäten beim Abwehren von Elfmetern will Jonas Horsch dabei nicht von einer besonderen Taktik oder gar einem "Erfolgsgeheimnis" sprechen. "Ich versuche immer, dem Schützen möglichst lange in die Augen zu schauen und seinen Anlauf zu beobachten - dann entscheide ich mich aber immer recht spontan aus dem Bauch heraus für eine Ecke", beschreibt er, um dann gleich eine erhebliche Untertreibung folgen zu lassen: "Das hat bisher ganz gut funktioniert."
"Ganz gut" findet auf jeden Fall der gesamte Klub die zehnte Teilnahme des FC Oberneuland am DFB-Pokal, die allein durch das TV-Geld für die erste Hauptrunde etwa 200.000 Euro in die Vereinskassen spülen wird. Torhüter Jonas Horsch, der am Erreichen des bundesweiten Pokalwettbewerbs entscheidend beteiligt war, gibt sich vor der Auslosung am Sonntag, 18. Juni, durchaus wählerisch. "Der Bremer SV hatten in den beiden zurückliegenden Jahren Spiele gegen den FC Bayern München und den FC Schalke 04, Atlas Delmenhorst durfte ein Derby gegen den SV Werder bestreiten. Um etwas Neues zu erleben, würde ich mir daher Borussia Dortmund als Gegner wünschen, am liebsten natürlich im Weserstadion", so der FCO-Schlussmann. "Gegen einen anderen Bundesligisten wie viel Tradition und zahlreichen Fans, etwa Eintracht Frankfurt oder den 1. FC Köln, hätte ich ebenfalls nichts einzuwenden."
Bevor jedoch das gemeinsame Mitfiebern bei der Auslosung ansteht, wird das Team des FC Oberneuland erst einmal am kommenden Wochenende die erfolgreiche Doublesaison feiern. Von Freitag bis Sonntag geht es - natürlich - nach Mallorca.
Autor/-in: Ralf Debat/MSPW