Irres 14:8! Kantersieg und viele Gegentore

Handball? Hockey? Futsal? Nein, beim spektakulären 14:8 zwischen dem SV Rot-Weiß Weißenfels II und der SG Reichardtswerben/Markwerben in der Kreisliga Burgenland im Süden von Sachsen-Anhalt wurde wirklich Fußball gespielt. Beide Teams stürmten beim "Tag der offenen Tore" munter drauflos.

Die Gäste gaben auch nach deutlichen Rückständen (0:4, 3:9 und 4:12) nicht auf. Im Schnitt klingelte es alle 4,09 Minuten. Zum Vergleich: In den vorherigen zehn Ligaspielen des Tabellenvierten SV Rot-Weiß Weißenfels II waren durchschnittlich 3,6 Treffer gefallen. Bei der etwas torfreudigeren SG Reichardtswerben/Markwerben, die mit nur vier Punkten Rückstand auf Platz sieben rangiert, waren es 5,2. Für umso mehr Erstaunen sorgte das aktuelle Ergebnis, zu dem mit Dmytro Zinchenko (Weißenfels) und Harley Kriebel (Reichardtswerben/Markwerben) zwei Spieler jeweils fünf Treffer beisteuerten.

"Wie im falschen Film" fühlten sich am Spielfeldrand des Kunstrasens in Weißenfels nicht nur die offiziell 15 Zuschauer*innen, die sich über ein Torfestival freuen durften, sondern vor allem die beiden Trainer Sven Basten und Christian Gebhardt. Sie erklären im Doppelinterview auf FUSSBALL.DE , wie es zu diesem Rekordergebnis kommen konnte.

FUSSBALL.DE: Haben Sie ein solches Spiel während Ihrer Trainerlaufbahn schon einmal erlebt?

"Unser Gegner war enttäuscht, denn normalweise müssten acht Tore reichen, um mindestens zwei Auswärtsspiele zu gewinnen"

Sven Basten: Ich bin bereits seit 1969 im Fußball tätig, habe aber weder als Spieler noch als Trainer so etwas jemals erlebt. Vorne hui, hinten pfui. Mehr fällt mir zu diesem Ergebnis nicht ein.

Christian Gebhardt: Ich kann mich ebenfalls nicht an eine solche oder zumindest ähnliche Partie erinnern, selbst in der Jugend nicht. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich in einem falschen Film. (lacht) So hoch habe ich noch nie verloren - und das, obwohl uns acht Tore gelungen sind. Das ist eigentlich nicht zu glauben.

Wie sind die Reaktionen nach dem Spiel ausgefallen?

Basten: Wir haben zwar gewonnen, aber mit acht Gegentoren kann ich als Trainer natürlich nicht zufrieden sein. Auch unser Gegner war enttäuscht, denn normalweise müssten acht Tore reichen, um mindestens zwei Auswärtsspiele zu gewinnen.

Gebhardt: Bei uns konnte es keiner so richtig fassen. Meine Arbeitskollegen haben mich am nächsten Tag tatsächlich gefragt, ob wir Handball gespielt hätten.

Wie viele Nerven kostet einen Trainer ein solcher Spielverlauf?

Basten: Ich bin grundsätzlich ein ruhiger und ausgeglichener Mensch, gerate auch in turbulenten Situationen selten aus der Fassung. Ich muss allerdings zugeben: Diesmal war es nicht leicht, gelassen zu bleiben. Es hat nur geholfen, dass wir ständig in Führung lagen.

Gebhardt: Ich bin von meiner Mannschaft viel gewohnt und habe bis zum fünften Gegentor noch versucht, auf die Jungs einzuwirken. Danach habe ich die Niederlage über mich ergehen lassen. Selbst unsere Spieler und die des Gegners mussten bei jedem Treffer schmunzeln. Ganz klar: Das muss ich nicht noch einmal haben.

Wie ist aus Ihrer Sicht dieser Spielverlauf zu erklären?

Basten: Unsere Abwehr bestand hauptsächlich aus Ü 40-Spielern. Da hat vor allem in der zweiten Halbzeit mit der Kraft auch die Konzentration nachgelassen. In der Offensive konnte ich mit Martin Köhler, Dmytro Zinchenko und Philipp Kopp allerdings auf drei Spieler aus der ersten Mannschaft zurückgreifen, die an diesem Wochenende in der Landesliga spielfrei hatte. Sie haben zusammen acht unserer 14 Treffer erzielt.

Wie fühlt es sich an, wenn man acht Tore schießt und dennoch nicht gewinnt?

Gebhardt: Es war einfach unglaublich. Im gesamten Spiel gab es nur einmal eine Phase von 15 Minuten, in denen kein Tor gefallen ist. Dass wir trotz unserer acht Tore als Verlierer vom Platz gegangen sind, fühlt sich immer noch unwirklich an.

Mit welchen Gefühlen verabschieden Sie sich jetzt in die Winterpause?

Basten: Wir hatten direkt im Anschluss an dieses verrückte Fußballspiel unsere Weihnachtsfeier. Die Hinrunde haben wir auf dem vierten Tabellenplatz abgeschlossen, entsprechend gut waren alle gelaunt. Auch bei mir hatte sich die Stimmung im Laufe des Abends aufgehellt. Trotz der acht Gegentore haben wir mächtig gefeiert.

Gebhardt: Wir haben bereits unsere Weihnachtsgeschenke verteilt. (lacht) Am nächsten Wochenende werden wir in unserem Vereinsheim ebenfalls die Weihnachtsfeier ausrichten. Da werden sicherlich noch einige lustige Sprüche kommen.