Bei Regionalliga Bayern-Meister 1. FC Schweinfurt 05 überzeugt einmal mehr Routinier Adam Jabiri (37). Der Goalgetter und studierte Architekt schnürte zuletzt beim 6:0 gegen den SV Schalding-Heining einen Dreierpack, hat schon 14 Saisontore auf dem Konto und führt die Rangliste der Torjägerkanone für alle in der 4. Liga an. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Jabiri über Fußballfloskeln, die Motivation aufs nächste Tor und ein großes Ziel.
FUSSBALL.DE: 14 Treffer in 13 Spielen: Werden Sie nie satt von Toren, Herr Jabiri?
Adam Jabiri: Nein, aber warum denn auch? (lacht) Mir macht das Toreschießen immer noch so Spaß wie vor zehn Jahren und ich bin weiterhin ehrgeizig genug, um in jedem Spiel an meine Leistungsgrenze zu gehen.
2018 wurden Sie mit 27 Treffern Torschützenkönig in der Regionalliga Bayern. Jetzt haben Sie nach dem ersten Saisondrittel bereits mehr als halb so viele Tore auf dem Konto. Wie viele Treffer sind in dieser Saison drin?
"Die Meisterschaft ist kein Muss - wollen und müssen werden gerne verwechselt im Fußball"
Jabiri: Ich bin alt genug, um zu wissen, dass man sich hierbei nicht zu hohe Ziele stecken sollte. Dafür habe ich zu viel erlebt. Beispielsweise können dich Verletzungen immer wieder zurückwerfen. Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Für mich zählt wirklich immer nur das nächste Spiel, in dem ich dem Team so gut wie möglich helfen möchte.
Auch die Torjägerkanone für alle könnten Sie dieses Jahr gewinnen. Was würde es Ihnen bedeuten, wenn Sie der erste Viertligaspieler wären, der sich die Auszeichnung sichert?
Jabiri: Es wäre natürlich eine schöne persönliche Auszeichnung - auch wenn es sicher nicht mein Hauptziel in dieser Saison ist. Ein Vorteil könnte sein, dass wir in der Regionalliga Bayern mit 20 Mannschaften mehr Spiele als teilweise in einigen anderen Regionalligen absolvieren. Allerdings ist es auch gut möglich, dass ich in meinem Alter nicht mehr alle Partien bestreiten kann. (lacht) Dann gleicht sich dieser Vorteil aus.
Sie werden im nächsten Jahr 38 Jahre. Ist dann Schluss mit Fußball?
Jabiri: Das kann ich jetzt noch nicht sagen und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Erst einmal muss ich weiterhin in jeder einzelnen Sekunde auf dem Platz topmotiviert sein, wenn ich darüber nachdenke, eine weitere Spielzeit dranzuhängen. Außerdem muss mein Körper mitmachen. Ist beides gegeben, muss mich am Ende auch noch der Verein wollen.
Sie sind studierter Architekt. Geht das Berufsleben erst nach Ihrer Zeit als Fußballer so richtig los oder arbeiten Sie aktuell auch schon?
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Jabiri: Ich würde sagen, dass es zum Großteil schon richtig losgegangen ist. Ich arbeite in Teilzeit in einem Architekturbüro in Schweinfurt. Dennoch schaffe ich es beinahe zu allen Trainingseinheiten. Nur der Dienstagvormittag ist für mich häufig eine Herausforderung. Hier fehle ich hin und wieder.
Bevor Sie irgendwann in Vollzeit arbeiten, haben Sie mit Schweinfurt noch ein großes Ziel vor Augen. Nach der Meisterschaft im vergangenen Jahr soll diesmal der Aufstieg in die 3. Liga gelingen. Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Jabiri: Als Meister wollen wir definitiv den Titel verteidigen. Allerdings ist die Meisterschaft kein Muss - wollen und müssen werden gerne verwechselt im Fußball. Wenn wir eine Topsaison spielen, ein Konkurrent aber noch besser sein sollte, dann werden wir dennoch nicht unzufrieden sein. Es muss in einer Liga, in der auch die U 23 des FC Bayern München und die SpVgg Oberfranken Bayreuth spielen, schon vieles sehr gut laufen. Im ersten Schritt wollen wir jetzt eine längere Siegesserie starten. Dass das aber schwer wird, weil unser nächster Gegner am Dienstag das Nachwuchsteam des FC Bayern ist, wissen wir.
Schweinfurt ist dicht dran an der Spitze. Wie bewerten Sie das erste Saisondrittel?
Jabiri: Man hat schnell gemerkt, dass man sich bei keinem Spiel vorher sicher sein kann, dass man als Sieger vom Platz geht. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Klare Ergebnisse - wie zuletzt unser 6:0 gegen den SV Schalding-Heining - kommen meiner Meinung nach vor allem aufgrund der hohen Belastung in den vielen englischen Wochen zustande. Wenn ein Team realisiert, dass es nichts mehr zu holen gibt, fährt es einen Gang herunter, um im nächsten Spiel wieder topfit zu sein. Insgesamt stehen wir gut da und halten Anschluss zur Spitze.
Mit der Nachholpartie gegen die U 23 des FC Bayern München steht am Dienstag ein absolutes Topspiel bevor. Fühlen Sie sich gewappnet?
Jabiri: Absolut - wir freuen uns sehr darauf und haben auf jeden Fall das Ziel, unseren nächsten Dreier einzufahren. Aber klar: Wir treffen auf einige der besten Talente des Landes und routinierte Ex-Profis. Es wird eine große Herausforderung.
Wie viele Treffer sehen wir von Ihnen?
Jabiri: Bei solchen Fragen lasse ich mich in meinem Alter nicht mehr aus der Reserve locken. (lacht) Das müssen Sie dann beim nächsten Mal bei einem meiner jüngeren Mitspieler versuchen. Stattdessen haue ich eine Floskel raus, die aber stimmt: Mir reicht es, wenn wir ein Tor mehr als der Gegner schießen. Ob ich treffe, ist dann zweitrangig.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW