Mit zwei Siegen startete die BSG Chemie Leipzig überraschend stark in die neue Saison der Regionalliga Nordost. Am Samstag kommt es für den Spitzenreiter zum Topspiel gegen die punktgleiche U 23 von Hertha BSC. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Leipzigs Trainer Miroslav Jagatic über den geglückten Saisonauftakt und die Unterstützung der Fans, die in der Corona-Pause 180.000 Euro gespendet haben.
FUSSBALL.DE: Zwei Spiele, zwei Siege: Besser hätte die Saison für Ihr Team nicht beginnen können, Herr Jagatic!
Miroslav Jagatic: Das stimmt. Wir freuen uns sehr, dass uns der Saisonauftakt geglückt ist. So kann es gerne weitergehen.
Die BSG Chemie Leipzig führt die Tabelle punktgleich mit sechs weiteren Mannschaften an, die ebenfalls einen optimalen Start hingelegt haben. Wie ist der erfolgreiche Auftakt in die neue Spielzeit zu bewerten?
"Es ist eine schöne Momentaufnahme - mehr aber auch nicht. Für uns kann es bei der großen Konkurrenz in der Liga wieder einmal nur darum gehen, nicht abzusteigen"
Jagatic: Es ist eine schöne Momentaufnahme - mehr aber auch nicht. Für uns kann es bei der großen Konkurrenz in der Liga wieder einmal nur darum gehen, nicht abzusteigen. Einige Vereine haben in diesem Jahr viel Geld in die Hand genommen, um oben mitzumischen. Schließlich steigt der Nordost-Meister in dieser Saison direkt in die 3. Liga auf. Finanziell können wir da nicht ansatzweise mithalten. Umso schöner ist aber der optimale Start. Das zeigt, dass unsere Entwicklungskurve nach oben zeigt.
Vor dem Saisonstart hatten die Chemie-Fans große Solidarität gezeigt und sammelten rund 180.000 Euro für den Verein. Beeindruckend, oder?
Jagatic: Auf jeden Fall. Wir haben eine herausragende Fanbase, die uns großartig unterstützt. Dass eine so hohe Summe zusammengekommen ist, beweist erneut das gemeinschaftliche Miteinander in unserem Verein und macht uns stolz. Außerdem wurden viele Dauerkarten verkauft, obwohl die meisten Fans wegen der Corona-Beschränkungen noch gar nicht ins Stadion dürfen. Wir hoffen, dass wir den Alfred-Kunze-Sportpark möglichst bald füllen dürfen und dann auch große Fußballfeste wieder möglich sind.
Am Samstag kommt es zum Spitzenspiel gegen die U 23 von Hertha BSC, die ebenfalls mit zwei Siegen gestartet ist. Wie schätzen Sie die Mannschaft von Trainer Andreas "Zecke" Neuendorf ein?
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Jagatic: Herthas Nachwuchsteam ist gespickt mit zahlreichen technisch ausgezeichnet ausgebildeten Spielern, die eine brutale individuelle Klasse besitzen. Ich bin mir sicher, dass einige zukünftige Bundesligaprofis dabei sind. Es wird also ein harter Brocken. Aber auch wir haben Qualität. Wir wollen erneut über unseren Teamspirit zum Erfolg kommen und unsere Serie fortsetzen.
Die Nordost-Staffel ist extrem "Berlin-lastig". Herthas zweite Mannschaft ist eines von insgesamt sieben Berliner Teams in der Liga. Wie bewerten Sie das als "Ur-Berliner", der früher selbst bei vielen Vereinen in der Hauptstadt arbeitete und dort lange lebte?
Jagatic: Es ist einerseits normal, weil Berlin eine Großstadt ist und dort extrem viele Vereine beheimatet sind. Andererseits ist es auch etwas verrückt, bei fast jedem zweiten Auswärtsspiel in die gleiche Stadt zu fahren. (lacht)
Welche Stadt sagt Ihnen denn mehr zu: Berlin oder Leipzig?
Jagatic: Berlin ist natürlich meine Heimat. Aber auf den Fußball bezogen, bin ich mehr von Leipzig begeistert. Grund dafür ist, dass es in Leipzig nicht so viele höherklassige Vereine gibt und diese Klubs dann entsprechend eine größere und beeindruckendere Fangemeinschaft haben. In Berlin ist zwar ein riesiges Fanpotenzial vorhanden. Aber es gibt zu viele Klubs auf hohem Niveau. Deshalb fallen die Zuschauer- und Mitgliederzahlen bei den jeweiligen Vereinen - zumindest in der Regionalliga - eher gering aus.
Mit der BSG Chemie Leipzig stiegen Sie 2019 in die Regionalliga auf, es folgte der Klassenverbleib. Wie sehen die Ziele für die nächsten Jahre aus?
Jagatic: Kurzfristig streben wir - wie schon gesagt - einzig und allein den Klassenverbleib an. Alles andere wäre bei der starken und finanzkräftigen Konkurrenz vermessen. Die Tabellensituation nach den ersten beiden Spieltagen genießen wir mit Vorsicht. Mittelfristig wollen wir in der Regionalliga Nordost eine feste Größe werden, um uns dann irgendwann vielleicht andere Ziele setzen zu können.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW