Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Christian Knappmann: "Ich sage immer noch offen und direkt meine Meinung. Aber ich bin selbstreflektierter geworden."[Foto: imago/Revierfoto]
Die Bezeichnung „Wandervogel“ hatte sich Christian Knappmann, Trainer des Traditionsvereins SC Westfalia Herne in der Oberliga Westfalen, als Spieler redlich verdient. Für nicht weniger als 19 Vereine spielte der inzwischen 37 Jahre alte 1,95 Meter-Hüne mit dem markanten Glatzkopf in 16 Jahren. Meist hielt es ihn nicht länger als eineinhalb Jahre bei einem Verein. Wenn überhaupt. In Herne ist „Knappi“ nun aber schon seit mehr als drei Jahren - zunächst als Spieler, dann als Trainer. Knappmann führte die Westfalia als Westfalenliga-Meister in die Oberliga und in der Aufstiegssaison auf Rang neun. Aktuell muss Herne aber zittern. Nach nur einem Sieg aus den ersten 14 Spielen steht ein Abstiegsplatz zu Buche. Trainer Knappmann genießt dennoch das Vertrauen des Klubs. Zuletzt ging es mit drei Siegen in Serie auch deutlich aufwärts.
Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht Christian Knappmann über seine recht ungewöhnliche Spielerkarriere, einen Täter, der zum Freund wurde, sowie seine diplomatischen Fähigkeiten.
FUSSBALL.DE: Seit Saisonbeginn permanent auf einem Abstiegsplatz, von den ersten 14 Spielen nur eines gewonnen: Warum sind Sie noch im Amt, Herr Knappmann?
Christian Knappmann: Bei der Westfalia gab es kein Grübeln. Ich denke, dass die Verantwortlichen auf meine bisherige - durchaus erfolgreiche - Amtszeit zurückgeblickt und festgestellt haben, dass ich irgendetwas dann doch können muss. Außerdem waren und sind wir alle von unserem Kader überzeugt. Das große Problem war, dass uns phasenweise ein Dutzend Spieler verletzt weggebrochen ist.
"Nach einem Kreispokalspiel hat mir ein Zuschauer das Nasenbein gebrochen. Auf eine Anzeige hatte ich verzichtet. Ich verstehe die Emotionalität"
Wie haben sie es geschafft, auch das Umfeld des Traditionsvereins trotz der zahlreichen Niederlagen - zu Saisonbeginn gab es gleich fünf in Serie - immer wieder hinter sich zu bekommen?
Knappmann: Gegenwind kam eher aus dem entfernten Umfeld, das die Situation bei uns nicht genau kannte. Der Begriff "Gegenwind" ist allerdings auch nicht ganz richtig. Im Vergleich zu dem, was Bundestrainer Jogi Löw oder Bayern-Trainer Niko Kovac zeitweise aushalten mussten, war es ein laues Lüftchen. Das enge Umfeld bei der Westfalia hat nie Anzeichen von Misstrauen gezeigt und darauf bin ich stolz.
Geben Ihnen die optimalen neun Punkte aus den vergangenen drei Begegnungen Recht?
Knappmann: Ich gebe zu, dass ich abends auf der Couch schon eine Mischung aus Genugtuung und Bestätigung verspürt habe. Das kann man nicht ohne weiteres wegdrücken. Die Siege waren allesamt auch hochverdient. Viele Niederlagen zuvor waren dagegen unglücklich. Ich denke, dass unsere Mannschaft den Beweis erbracht hat, dass sie über gutes Oberliga-Niveau verfügt.
Aus dem Schneider ist die Westfalia aber noch lange nicht. Rechnen Sie bis zum Schluss mit Abstiegskampf?
Knappmann: Wir hatten nach 14 Spieltagen sechs Zähler auf dem Konto. Es wäre vermessen, jetzt zu sagen, wir bringen den Klassenverbleib vorzeitig unter Dach und Fach. Ich sehe dabei durchaus auch positive Seiten. Eine solche Aufgabe lässt den Charakter wachsen. Gerade für unsere jungen Spieler ist es eine Art Reifeprüfung. Ich bin fest überzeugt, dass wir sie bestehen werden.
Wird es in der Winterpause Verstärkungen geben?
Knappmann: Wir haben bereits Offensivspieler Michael Smykacz von der SSVg. Velbert aus der Oberliga Niederrhein für das neue Jahr unter Vertrag genommen. Wir wollten ihn schon seit eineinhalb Jahren verpflichten und jetzt hat sich die Chance ergeben. Mehr werden wir wohl nicht machen. Wir haben 100-prozentiges Vertrauen in unseren Kader.
Bevor es in die Pause geht, tritt die Westfalia am Sonntag noch zum Rückrundenstart beim souveränen Spitzenreiter FC Schalke 04 U 23 an. Eine „Mission Impossible“?
Knappmann: Das glaube ich nicht. Schon beim 1:4 im Hinspiel haben wir zumindest phasenweise gezeigt, dass wir mithalten können. Die Schalker verfügen ohne Zweifel über eine sehr gute Mannschaft sowie mit Torsten Fröhling über einen guten, erfahrenen und bedachten Trainer. Aber sie haben keine Über-Mannschaft. Die 0:3-Heimniederlage am vergangenen Wochenende gegen den ASC Dortmund hatte Schalke sicher nicht eingeplant. Das hat S04 wachgerüttelt und macht die Sache für uns nicht einfacher.
Als Spieler standen Sie in 16 Jahren bei 19 Vereinen unter Vertrag. Wo lagen die Gründe für die vielen Wechsel?
Knappmann: Ganz ehrlich: Ich war ein Mega-Egoist und nie der große Teamplayer. Das kann ich im Nachgang meiner Laufbahn so sagen. Ich bin nicht stolz darauf. Doch als Spieler war ich immer sehr schnell unzufrieden, wenn ich nicht gespielt habe. Dann habe ich meist unmittelbar das Weite gesucht. Ich hätte mir mehr Willensstärke gewünscht.
Hand aufs Herz: Hätte der Trainer Christian Knappmann gerne einen Spieler wie Christian Knappmann in der Mannschaft?
Knappmann: Auf keinen Fall. Der Spieler Christian Knappmann stand zwar für viel Einsatz und Tore. Da ich als Trainer aber häufig durchwechsle, wäre mir das Risiko einer Verpflichtung zu groß gewesen.
Als Trainer sind Sie nun seit mehr als drei Jahren bei der Westfalia tätig. Sind Sie diplomatischer geworden?
Knappmann: Leider nicht. (lacht) Ich sage immer noch offen und direkt meine Meinung. Aber ich bin selbstreflektierender geworden. Andere haben eben auch manchmal Recht. Die Westfalia ist die bisher längste Station meiner Karriere und das soll auch noch eine Weile so bleiben. Wenn das auch dafür sorgt, dass ich ein anderes Image bekomme, habe ich nichts dagegen.
Sie polarisieren nach wie vor. Es gab sogar schon einen Faustschlag gegen Sie!
Knappmann: Das stimmt. Nach einem Kreispokalspiel hat mir ein Zuschauer das Nasenbein gebrochen. Auf eine Anzeige hatte ich verzichtet. Ich verstehe die Emotionalität - allerdings muss sich das nicht gleich in körperlicher Gewalt entladen. Mit dem Täter bin ich mittlerweile befreundet, weil ich absolut nicht nachtragend bin. Er kommt regelmäßig zu unseren Spielen und wir waren auch schon zusammen im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.
Die Westfalia ist Ihre erste Trainerstation. Wo soll Ihr Weg hingehen?
Knappmann: Ich habe mir zum Ziel gesetzt, auch als Trainer dorthin zu kommen, wo ich als Spieler war. Das wäre die 3. Liga. Demnächst möchte ich die A-Lizenz in Angriff nehmen. Der nächste Schritt wäre dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Grundsätzlich kann ich mir als Trainer jede Aufgabe vorstellen, wenn man bei einem Verein professionell arbeiten kann. Die Liga spielt dann keine große Rolle. Auch die Allianz Frauen-Bundesliga käme für mich durchaus infrage.
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