Kreisligaknipser Kanoglu: "Meine Frau zieht mich beim Waldlauf mit"

Mit herausragenden 22 Toren nach nur fünf Spielen mischt Angreifer Samet Kanoglu von RWT Herne 79/09 aus der Kreisliga A bei der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 9. Liga ganz vorne mit. Der 30-Jährige, der seit drei Jahren als Bademeister bei der Stadt Bottrop angestellt ist, hat damit fast die Hälfte aller Treffer für sein Team erzielt.

Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Kreisligaknipser Kanoglu über seine Frau Mara, die für den VfL Bochum in der 2. Frauen-Bundesliga kickt, das Geheimnis der Rückennummer 33 und den angestrebten Aufstieg in die Bezirksliga.

FUSSBALL.DE: Am zurückliegenden Spieltag hat Ihr Team den aktuellen Tabellenführer FC Frohlinde überraschend deutlich 6:0 besiegt. Wie fühlt sich das an, Herr Kanoglu?

Samet Kanoglu: Wir haben FC Frohlinde, die mit sechs Siegen in Folge zu uns kam, von der Platzanlage gefegt. Das fühlt sich schon geil an. Diese Leistung soll unser Maßstab für die kommenden Spiele sein.

Sie haben mit drei Treffern ihr Konto auf 22 Buden in nur fünf Spielen ausgebaut. Wie lautet Ihr Geheimnis?

Kanoglu: Ich habe endlich wieder Spaß am Fußball. (lacht) Ich spiele jetzt mit meinen Freunden zusammen, habe meine Spielfreude und Torgefährlichkeit zurückerlangt. Das wirkt sich auch auf meine Leistung auf dem Platz aus.

Warum war das nicht immer so?

Kanoglu: Ich hatte zuletzt für Arminia Klosterhardt in der Landesliga gespielt. Dort musste man unbedingt liefern, um anerkannt zu werden. Ich wollte mich diesem Anspruch aber nicht länger aussetzen, habe mich deshalb für einen Vereinswechsel in die Kreisliga A entschieden.

Was kann man von Ihrer Mannschaft in dieser Spielzeit noch erwarten?

Kanoglu: Wir wollen den Fuß nicht vom Gaspedal nehmen, sondern die Liga möglichst dominieren. Unser Ziel ist der Aufstieg in die Bezirksliga. Die Trainingsbeteiligung ist bei uns extrem hoch, was für einen A-Kreisligisten nicht selbstverständlich ist.

Sie laufen immer mit der Rückennummer 33 auf. Warum?

Kanoglu: Mein großes Vorbild ist der ehemalige Nationalspieler Mario Gómez, der auf Vereinsebene auch immer mit der Rückennummer 33 gespielt hat. Er wurde mit meinem Lieblingsverein Besiktas Istanbul Meister in der Türkei und auch Torschützenkönig.

"Mein Trainer hat gemeint, dass ich 50 Tore schaffen könnte - wenn ich am Ende nur 35 Treffer erziele und wir dafür aufsteigen, könnte ich damit sehr gut leben"

Wie viele Tore haben Sie sich bis zum Saisonende jetzt fest vorgenommen?

Kanoglu: Ich lege auch gerne für meine Mitspieler auf, habe bis jetzt 34 Torbeteiligungen in fünf Spielen. Mein Trainer hat gemeint, dass ich 50 Tore schaffen könnte - wenn ich am Ende nur 35 Treffer erziele und wir dafür aufsteigen, könnte ich damit sehr gut leben. (lacht)

Wie halten Sie sich fit, damit Sie Ihre Trefferquote beibehalten?

Kanoglu: Ich bin ausgebildeter Bademeister, ziehe jeden Tag meine Bahnen. Außerdem hält mich meine Frau Mara, mit der ich seit drei Monaten verheiratet bin, auf Trab.

Wie genau?

Kanoglu: Mara spielt für den VfL Bochum in der 2. Frauen Bundesliga. Wir absolvieren mindestens einmal in der Woche einen Waldlauf über acht bis zehn Kilometer. Sie zieht mich mit. Dadurch bin ich fitter als viele andere Spieler in der Kreisliga A.

Wie würde Ihnen die Schlagzeile "Kanoglu gewinnt Torjägerkanone" gefallen?

Kanoglu: Darüber würde ich mich tierisch freuen. Schließlich steckt in meinem Namen schon ein Teil der Torjägerkanone. (lacht)

Was würde Ihnen der Gewinn dieser Trophäe bedeuten?

Kanoglu: Es wäre die erste persönliche Auszeichnung für mich. Es würde mir viel bedeuten, weil ich mit vielen Freunden in einer Mannschaft spiele.

Warum spielen Sie bei Ihrer Torgefährlichkeit "nur" in der Kreisliga A?

Kanoglu: Ich habe mit meiner Frau von meinen Schwiegereltern ein Haus geerbt. Da ich auch gelernter Fliesenleger und handwerklich relativ geschickt bin, saniere ich seit vier Monaten mit meinem Schwiegervater unser neues Zuhause. Das ist sehr zeitaufwändig, weshalb ich nicht mehrmals in der Woche zum Training gehen kann.

Was sind Ihre ganz besonderen Qualitäten, und in welchen Bereichen sehen Sie bei sich noch Luft nach oben?

Kanoglu: Ich bin dribbelstark, kann mich in Eins-gegen-Eins-Situationen ganz gut durchsetzen und verfüge über einen ordentlichen Torabschluss. Mein Kopfballspiel ist extrem ausbaufähig. Dafür habe ich zuletzt einen Eckball direkt verwandelt, was auch nicht so oft vorkommt.

Welche persönlichen Ziele verfolge Sie?

Kanoglu: Ich will RWT Herne 79/09 in die Bezirksliga schießen und privat die Familienplanung in den nächsten Jahren vorantreiben.