Laura Rolli schaut konzentriert auf den Ball, trifft ihn perfekt mit der Fußspitze und puttet ihn sicher zum Weltmeistertitel ein. Die 24-Jährige bestieg damit im tschechischen Rumburk den Olymp des Fußballgolfs. Eine Sportart mit Ursprung in Schweden, die Elemente aus dem Fußball und dem Golf vereint. Bereits beim Wettkampf zuvor gewann sie die Weltmeisterschaft im Doppel mit ihrer norwegischen Partnerin. Rolli erzählt von ihrer unvergesslichen Weltmeisterschaft, ihrem unverhofft erfolgreichen Debüt - und sie spricht über ihren großen Olympia-Traum.
Vor sechs Jahren hat die damalige Schülerin noch keinen Gedanken an Fußball, geschweige denn an Fußballgolf, verschwendet. Auf einem Familienausflug stieß sie 2015 auf die Fußballgolf-Anlage im baden-württembergischen Ortenau. "Dort habe ich von den Mitarbeitern der Anlage zum ersten Mal die Pass- und Putttechniken gezeigt bekommen", erinnert sich Rolli. Sie erfuhr, dass die Deutschen Meisterschaften im folgenden Jahr an gleicher Stelle stattfinden sollten. Die Studentin der Wirtschaftspsychologie, Leadership und Management, meldete sich an und erreichte auf Anhieb den dritten Platz. "Mein Ehrgeiz war danach geweckt. Ich habe gesehen: da kann was gehen", blickt sie auf den überraschenden Startschuss ihrer Karriere zurück. Seitdem gehört sie auf nationaler Ebene schon lange zur Fußballgolf-Spitze. In den vergangenen vier Jahren gewann sie dreimal die Deutsche Meisterschaft im Einzel. Nun krönte sie ihre Leistungen als zweifache Weltmeisterin.
"Ich wollte den Titel unbedingt"
Im Vorfeld des Turniers trainierte sie häufiger für den großen Erfolg. Meist spielt sie dabei 18-Loch-Kurse hintereinander weg. "Es kann aber auch sein, dass ich die Passtechniken trainiere, um ein besseres Gefühl zu haben", fügt sie hinzu. Sie reiste bereits einige Tage vorher an, um sich mit der Anlage vertraut zu machen. "Ich notiere mir, wie stark ich schießen muss, oder wie das Loch und die Bahn abfällt", merkt sie an. Am Freitag, dem 23. Juli, spielte sie dann in der Doppel-Konkurrenz gemeinsam mit der Norwegerin Ane Bjerke Storsveen. "Wir haben uns sehr gut ergänzt. Wenn ich mal geschwächelt habe, war sie zur Stelle und umgekehrt", so Rolli über das Zusammenspiel mit der Norwegerin. Nach zwei Runden - jeweils eine auf dem Fun-Kurs und eine auf dem Profi-Kurs - verwandelte sie den entscheidenden Putt zum Titel. "Das hat den Druck für das Einzel genommen", betont sie.
"Es wäre traumhaft, wenn der Sport olympisch werden würde"
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Der Einzelwettkampf erstreckte sich über zwei Tage, an denen jeweils beide Kurse einmal absolviert wurden. "Ich kam sehr gut rein und habe mir sofort einen großen Vorsprung erspielt", berichtet die Masterstudentin. Doch dann schlich sich der ein oder andere Fehler in ihrem Spiel ein. Zwischenzeitlich lag sie nur noch mit einem Punkt vorne. Letztlich brachte sie das Polster aber ins Ziel und streckte zum zweiten Mal innerhalb eines Wochenendes den Siegerpokal in die Höhe. "Ich wurde zwar etwas nervös, als ich den Titel riechen konnte, aber ich wollte ihn unbedingt holen. Zum Glück fällt mein Kopf nicht so oft aus", gibt die 24-Jährige Einblicke in die mentale Ebene während der heißen Phase des Wettkampfes. Ihre langjährige Erfahrung als Leichtathletik-Siebenkämpferin habe ihr dabei geholfen. "Dadurch habe ich gelernt, nie aufzugeben und immer weiterzuarbeiten", sagt sie. Im Rahmen der Siegerzeremonie bekam sie Blumen und - für sie überraschend - etwas Preisgeld. "Das gibt es normalerweise nicht. Diese Wertschätzung hat mich unheimlich gefreut und beeindruckt", merkt Rolli an.
Der große Traum von Olympia
Lange Zeit, um sich auf den Pokalen auszuruhen, bleibt ihr nicht. Vom 16. bis zum 19. September steigen die Deutschen Meisterschaften in München und in Rehling. Mit ihrem Verein, dem Fußballgolf Club Rhein Neckar, verteidigt sie den Vereinstitel. Im Einzel möchte sie zum vierten Mal bei einer nationalen Meisterschaft ganz oben auf dem Treppchen stehen. "Es wäre schön zu gewinnen. Aber wir haben viele gute Spielerinnen in Deutschland. Das wird nicht einfach", betont sie. Seit dem 1. August kann sie sich in ihrer Heimatstadt Kandel auf die anstehenden Wettkämpfe vorbereiten. Ihr Lebensgefährte Sven Mayer, der Vorstandsmitglied beim 1. Deutschen Fußballgolf Verband ist, eröffnete den Fußballgolfpark Südpfalz. Darauf trainiert sie wöchentlich.
Auf internationaler Ebene spielt sie neben Fußballgolf auch Footgolf. Im Gegensatz zum Fußballgolf, gibt es beim Footgolf keine eigenen Bahnen. Es wird auf Golfplätzen gespielt. Die Löcher sind dementsprechend an die Fußbälle angepasst. "Footgolf ist in Deutschland aber kaum verbreitet", fügt sie hinzu. Deshalb spielt sie für den französischen Verein Racing Club de Strasbourg Footgolf. Sie wünscht sich eine größere mediale Aufmerksamkeit für den Sport, damit er anerkannt wird. "Jeder kann ihn betreiben. Es gibt keine Altersbeschränkung. Das ist das Schöne", betont sie. Ihr ganz großer Wunsch bleiben die Olympischen Spiele: "Es wäre traumhaft, wenn der Sport olympisch werden würde." Dann würde sie nicht nur bildlich den Olymp besteigen.
Autor/-in: Marcus Mühlenbeck