Eine solche Woche hat selbst im Amateurfußball mit Sicherheit Seltenheitswert. Innerhalb von nur sieben Tagen (6. bis 13. März) bestritt der RSV Holthausen in der Kreisliga B Herne gleich vier Meisterschaftsspiele, kam dabei auf optimale zwölf Punkte und 45:0 Tore.
Grund für die ungewöhnliche Woche mitten im Ruhrgebiet: Zwischen den beiden regulär angesetzten Partien bei der SG SF Victoria Habinghorst/Dingen II (10:0) und gegen den BV Herne-Süd II (10:0) absolvierte der Tabellenzweite auch noch zwei coronabedingt ausgefallene Nachholbegegnungen und ging beim Schlusslicht SC Pantringshof (16:0) und gegen den VfB Börnig II (3:0) ebenfalls als Sieger und ohne Gegentor vom Platz.
Ein Hauptdarsteller der "Holthauser Woche" war Marvin Pollesch. Der 19 Jahre alte Auszubildende zum Chemikanten trug sich in jeder der vier Begegnungen in die Torschützenliste ein, erzielte in den vier Partien zusammen nicht weniger als 20 Treffer. Insgesamt kommt er damit nach nur sechs Einsätzen für RSV bereits auf 25 Tore, weil er auch an diesem Donnerstag beim 6:1 im Spitzenspiel gegen Fortuna Herne erneut dreimal erfolgreich war.
"Es läuft für uns als Team und auch für mich persönlich ganz gut", formuliert der junge Angreifer, der erst seit der Winterpause für den Herner Stadtteilklub in der 10. Liga aktiv ist, im Gespräch mit FUSSBALL.DE recht zurückhaltend - und schiebt mit einem Grinsen hinterher: "Ich war schon zuversichtlich, regelmäßig zu treffen. Von dieser Torausbeute bin ich schon ein wenig überrascht."
Rekordverdächtig: Zehn Treffer in nur 15 Minuten
Dabei hätte durchaus sogar noch der eine oder andere Treffer hinzukommen können. Grund: Die Partie gegen den sportlich hoffnungslos unterlegenen Tabellenletzten aus Pantringshof wurde nämlich nach nur 24 Minuten (!) beim Stand von 16:0 beendet, weil sich bei den ohnehin nur mit neun Spielern angetretenen Gästen noch ein Akteur verletzt hatte.
Bis dahin hatte der RSV Holthausen alle 90 Sekunden ein Tor erzielt. Allein Marvin Pollesch war schon bis zur 15. Minute zehnmal erfolgreich. "An diesem Tag hat von der ersten Minute an alles geklappt", sagt der 1,85 Meter große Stürmer: "Vermutlich hätten wir über 90 Minuten 40:0 oder sogar 50:0 gewonnen, hatten aber natürlich Verständnis dafür, dass die Partie vorzeitig abgepfiffen wurde. Schließlich gibt in unserer Liga am Ende die Tordifferenz bei Punktgleichheit auch nicht den Ausschlag."
Auch sein Verein lobte im Spielbericht auf der Facebook-Seite das Verhalten des Gegners, der in bislang 20 Partien in dieser Saison bereits 166 Gegentore hinnehmen musste: "Ganz großer Respekt an die Aktiven des SC Pantringshof, die das Spiel bis zum vorzeitigen Ende sehr fair bestritten haben."
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Wechsel in die 10. Liga aus beruflichen Gründen
Der leidenschaftliche Schalke-Fan Marvin Pollesch ("Außer sonntags bin ich bei jedem Heimspiel in der Arena."), der seine erste Saison im Seniorenbereich absolviert, war bis Dezember noch für die SG Herne 70 in der Bezirksliga am Ball. Mit einem Tor bei sieben Einsätzen, darunter nur einmal über 90 Minuten, hielt sich die persönliche Bilanz in Grenzen.
Das war aber längst nicht der einzige Grund für den Wechsel in die Kreisliga B. "Im Rahmen meiner Ausbildung bereite ich mich gerade auf die Zwischenprüfung vor, wollte deshalb den Aufwand für den Fußball zumindest ein wenig reduzieren", so Pollesch. "Hinzu kommt, dass einige meiner Freunde schon zuvor für den RSV Holthausen gespielt hatten und ich außerdem unseren Trainer Christopher Muszynski aus gemeinsamen Zeiten in der B-Jugend beim VfB Börnig schon kannte."
Lieber Aufstieg in Kreisliga A als Torjägerkrone
Das Ziel ist klar. "Wir wollen unbedingt in die A-Kreisliga aufsteigen", erklärt der gebürtige Herner Marvin Pollesch, der mit seinen 19 Jahren der jüngste Spieler im Team ist. Nach aktuellem Stand läuft im Rennen um die Meisterschaft alles auf einen spannenden Dreikampf mit Spitzenreiter SpVgg Horsthausen II und Verfolger Fortuna Herne bis zum Saisonende hinaus. Die weiteren Verfolger sind bereits abgehängt.
Was die persönliche Torausbeute angeht, hofft Pollesch darauf, dass er seine bisherige Torquote von 4,17 Treffern pro Spiel in den verbleibenden Begegnungen zumindest einigermaßen bestätigen kann. Hochgerechnet würde er dann noch auf mehr als 60 Tore kommen. Die eigene Messlatte legt er jedoch ein wenig tiefer. "Es wäre schon geil, allein in der Rückrunde die Marke von 50 Treffern zu knacken", meint er.
Sollte ihm das gelingen und gleichzeitig der Aufstieg geschafft werden, dann könnte er es sicherlich auch verschmerzen, selbst in der eigenen Liga nicht mehr Torschützenkönig werden zu können. Schließlich hat Sven Rabe von Spitzenreiter SpVgg Horsthausen II schon jetzt 51-mal getroffen und belegt damit sogar im bundesweiten Rennen um die Torjägerkanone für alle hinter Aleksandar Stoilov (MK Makedonija Stuttgart/65 Treffer) und Burhan Bayat (DJK Dürrfeld/59) in der 10. Liga den dritten Platz. Um dort selbst noch mitmischen zu können, ist Marvin Pollesch wohl zu "spät" in die Kreisliga B gewechselt.
Autor/-in: Ralf Debat/MSPW