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Jule Hake|21.09.2024|10:15

Olympiamedaillengewinnerin in der Bezirksliga

Jule Hake (l.): "Fußball ist meine Leidenschaft, damit habe ich mein halbes Leben verbracht."[Foto: Heiko Buschmann]

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Am Sonntag war Derbyzeit am Essener Uhlenkrug, auf dem Kunstrasenplatz empfingen die Bezirksliga-Fußballerinnen des ETB Schwarz-Weiß vor ein paar Zuschauerinnen und Zuschauern die Zweite der SpVgg Steele 03/09. Die Partie endete 4:1 für die Essenerinnen. Die Spielerin mit der Nummer 7 ist noch recht neu im Trikot der Gastgeberinnen. Es ist erst sechs Wochen her, als ihr Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in der ganzen Welt zusahen, wie sie in einer anderen Sportart den fast größtmöglichen Erfolg einfuhr.

Jule Hake, zweimalige Medaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen, kickt jetzt wieder. In Paris holte sie im Viererkajak Silber und im Zweier Bronze, nun geht sie wieder dem Sport nach, mit dem ihre Karriere als Sportlerin eigentlich angefangen hat. Im Interview mit FUSSBALL.DE erzählt die 24-jährige Sportsoldatin und Studentin der Wirtschaftspsychologie, wie es zu ihrem Comeback auf dem Fußballplatz kam.

FUSSBALL.DE: Jule Hake, was macht eine zweimalige Olympiamedaillen-Gewinnerin beim Fußball in der Bezirksliga?

Jule Hake: Fußball ist meine Leidenschaft, damit habe ich als kleines Kind angefangen und mein halbes Leben verbracht. Nach den Olympischen Spielen in Paris wollte ich eine Pause vom Kanusport einlegen, außerdem hat mir der Mannschaftssport sehr gefehlt. Jetzt ging es also back to the roots. 

"Nach dem Spiel gegen Essen-West hat eine Gegenspielerin gesagt: 'Respekt, was du bei Olympia gezeigt hast'"

Wo und wie hast du angefangen zu kicken?

Hake: Ich bin in Olfen aufgewachsen und habe schon als kleines Kind beim SuS Olfen mit dem Fußball angefangen. Mein Bruder Joscha, er ist zwei Jahre älter, hat mich mit zum Verein geschleppt. Ich habe dann auch Leichtathletik gemacht, aber immer nur rennen war mir auf Dauer zu langweilig. Dann bin ich zum Kanusport gewechselt. 

Du bist sportlich also eine Alleskönnerin?

Hake: Das würde ich nicht sagen, aber ich war oder bin in einigen Sportarten schon recht gut. Als sich im Kanusport die ersten Erfolge auf Vereins- und Landesebene eingestellt haben, bin ich dabeigeblieben und habe das Training dann intensiviert. Mit 13 bin ich vom KEL Datteln zum KSC Lünen gewechselt und war seitdem sehr oft auf dem Wasser. 

Ab wann reift dann ein Traum von Olympia?

Hake: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich einmal gesagt hätte: Ich will zu Olympia und da dann eine Medaille holen. Das ist sicher immer ein Prozess. Letztens hat mir aber ein ehemaliger Trainer eine Nachricht geschickt, dass ich wohl doch schon in frühen Jahren den Wunsch nach Olympia geäußert hatte. 

Du warst vor drei Jahren in Tokio dabei, dort gab es noch keine Medaille, dafür jetzt in Paris gleich zwei. Inwiefern hat sich dein Leben dadurch geändert?

Hake: Sportlich hat sich natürlich sehr viel verändert, weil es die Belohnung für jahrelanges Training ist. In Tokio sind wir im Viererkajak auf Platz fünf eingefahren, das war okay, aber im Einer bin ich 18. geworden, das war nicht mein Anspruch. Paris war nun in vielerlei Hinsicht ein Höhepunkt, die Atmosphäre bei den Spielen und im Olympischen Dorf, die tollen Wettkampfstätten und so weiter. Tokio war ja noch zu Coronazeiten, das kann man also gar nicht vergleichen. 

Und was hat sich privat verändert? Wirst du auf der Straße erkannt?

Hake: Nein! Beim Kajakrennen habe ich ja meinen Sportdress an, eine Sonnenbrille auf und sehe schon dadurch anders aus. Als ich aber bei einem Vortrag in Aachen aber von Olympia erzählt habe, da wurde ich nachher darauf angesprochen: "Ich habe dich im TV gesehen, du bist die mit dem Tattoo über dem Ellenbogen".  (lacht)  

Und auf dem Fußballplatz, gibt es da einen Promifaktor?

Hake: So sehe ich mich nicht - und hoffentlich die anderen auch nicht. Nach dem Spiel gegen Essen-West aber hat mich eine Gegenspielerin angesprochen und gesagt: "Respekt, was du bei Olympia gezeigt hast!" So etwas freut mich natürlich. Ich bin sehr glücklich, Teil eines Teams zu sein und möchte meine Mannschaftskolleginnen bestmöglich unterstützen. 

Wie bist du denn überhaupt zum ETB gekommen?

Hake: Ich bin ja nach meinem Abi vor fünf Jahren nach Essen gezogen, um dort am Olympiastützpunkt trainieren zu können. Nach den Spielen in Paris hatte ich mir ja jetzt vorgenommen, eine kleine Pause vom Kanusport zu nehmen und wieder Fußball zu spielen. Eines Abends war ich mit meinem Freund eine Runde spazieren und habe bei mir um die Ecke auf der Anlage Am Krausen Bäumchen Frauen kicken gesehen. Ich habe sie einfach angesprochen, ob sie immer da trainieren, und sie haben mir gesagt, dass sie vom ETB seien. Ich habe erzählt, dass ich Leistungssportlerin sei, aber in einer Einzelsportart, und dass ich Lust hätte, wieder Fußball zu spielen - ob ich mitmachen dürfte. Ich hatte zwar keine Fußballklamotten mit, aber meine Sneakers an und habe dann einfach mitgezockt. 

Wie läuft’s auf dem Platz?

Hake: Immer besser! Anfangs hatte ich noch etwas Probleme mit der Kondition, denn beim Fußball brauchst du halt ganz andere Skills als beim Kanusport. Jetzt bin ich aber gut dabei und hoffe, der Mannschaft helfen zu können. Ganz lustig ist, dass ich schon auf ganz verschiedenen Positionen gespielt habe, anfangs in der Abwehr, dann im Mittelfeld und jetzt im Sturm. 

Und wo sind eigentlich die Kanu-Medaillen?

Hake: Ich muss zugeben, dass ich noch keinen richtigen Platz dafür gefunden habe. Sie sind in einer Box, die viel größer ist als die Medaillen selbst. Mal gucken, wo ich die am besten deponiere.

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