Mandy Islacker, die kürzlich ihre Profikarriere beim 1. FC Köln beendet hatte, wechselt die Rheinseite. Die Olympiasiegerin von 2016 wird Markenbotschafterin beim FC Viktoria Köln und auf der "Schäl Sick" für das neugegründete Frauenteam in der Kreisliga stürmen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die angehende Rechtsanwalts-Fachangestellte über ihre künftige Tätigkeit und ihr Vorbild Inka Grings.
FUSSBALL.DE: Nach dem Ende Ihrer Profilaufbahn kicken Sie künftig für den FC Viktoria Köln. Lässt Sie die Begeisterung für den Fußball noch nicht los, Frau Islacker?
Mandy Islacker: Ganz ohne Fußball geht es wirklich nicht. Bei meiner Familiengeschichte ist das aber auch nicht verwunderlich. Mein Opa Franz "Penny" Islacker war Nationalspieler, wurde mit Rot-Weiss Essen 1953 DFB-Pokalsieger und 1955 Deutscher Meister. Mein Vater Frank hatte ebenfalls lange Zeit Fußball gespielt und es beim VfL Bochum bis in die Bundesliga geschafft. Von daher bin ich ja vorbelastet. (lacht)
Nach 282 Einsätzen und 146 Toren in der Google Pixel Frauen-Bundesliga werden Sie aber demnächst in der Kreisliga A stürmen. Warum haben Sie sich für den Abschied von der ganz großen Fußballbühne entschieden, obwohl der FC Interesse an einer Vertragsverlängerung hatte?
"Mit meiner Erfahrung will ich ganz besonders die jüngeren Spielerinnen auf und neben dem Platz unterstützen und Hilfestellung geben. Ich will vorangehen"
Islacker: Ich werde im nächsten Monat 35. Nach 18 Jahren im Profifußball ist es für mich der perfekte Übergang. Ich freue mich, dass ich auf Amateurniveau weiterspielen kann, dadurch wird der Abschied vom aktiven Fußball deutlich sanfter. Außerdem arbeite ich in Vollzeit in einer Rechtsanwaltskanzlei und absolviere zurzeit eine Fortbildung zur Rechtsanwalts-Fachangestellten. In einem Jahr werde ich meine Prüfung ablegen und bin dabei, mir nach dem Fußball eine berufliche Zukunft aufzubauen.
Wie ist der Kontakt zur Viktoria zu Stande gekommen?
Islacker: Ich habe mir im Sportpark Höhenberg einige Heimspiele der Profis in der 3. Liga angeschaut und mitbekommen, dass im Sommer eine Frauenmannschaft gegründet werden soll. Viktoria Kölns Geschäftsführer Eric Bock hatte mich angesprochen, ob ich mir es vorstellen könnte, bei diesem Projekt behilflich zu sein.
Nach Inka Grings, die in der Saison 2017/2018 die männliche U 17 der Viktoria in der B-Junioren-Bundesliga trainiert hatte, sind Sie die nächste Ex-Nationalspielerin in Höhenberg. Hatten Sie sich im Vorfeld ausgetauscht?
Islacker: Das nicht, aber ich habe am Anfang meiner aktiven Laufbahn mit Inka in Duisburg noch zusammengespielt. Sie war eine Vollblutstürmerin, eiskalt vor dem Tor. Sie war mein ganz großes Vorbild, zu dem ich hochgeschaut habe.
Wird man Sie eines Tages möglicherweise auch an der Seitenlinie sehen?
Islacker: Eine Tätigkeit als Trainerin kann ich mir eher nicht vorstellen. (lacht) Ich möchte lieber im Hintergrund bleiben.
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Neben Ihrer Rolle als Führungsspielerin auf dem Platz sind Sie auch Markenbotschafterin von Viktoria Köln. Welche Tätigkeiten wird das umfassen?
Islacker: Ich werde bei verschiedenen Veranstaltungen für Viktoria im Einsatz sein, den Verein repräsentieren. Außerdem werde ich den Kontakt zu Sponsoren pflegen und im besten Falle weiter ausbauen.
Als Spielerin wurden Sie unter anderem nicht nur Olympia-, sondern auch Champions League-Siegerin. Auf welche Momente schauen Sie besonders gerne zurück?
Islacker: Der Champions League-Triumph 2015 mit dem damaligen 1. FFC Frankfurt im Finale gegen Paris Saint-Germain wird mir immer in Erinnerung bleiben. In der Nachspielzeit war mir der 2:1-Siegtreffer gelungen. Ein Jahr später hatten wir mit der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Gold gewonnen. 2016 und 2017 wurde ich zweimal hintereinander Torschützenkönigin in der Frauen-Bundesliga.
Was wollen Sie Ihren zukünftigen Mitspielerinnen bei der Viktoria mit auf den Weg geben?
Islacker: Mit meiner Erfahrung will ich ganz besonders die jüngeren Spielerinnen auf und neben dem Platz unterstützen und Hilfestellung geben. Ich will vorangehen.
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verein?
Islacker: Wir haben die erste Trainingseinheit für den 14. Juli angesetzt und werden mit einer neu zusammengestellten Mannschaft an den Start gehen. Wir müssen uns schnell als Team finden. Alles Weitere wird sich zeigen.
Wird schon im ersten Jahr der Aufstieg angestrebt?
Islacker: Als Sportlerin will man immer spielen und möglichst Titel gewinnen. Momentan fällt es mir aber schwer, Ziele zu formulieren, weil ich die Konkurrenz noch nicht so gut kenne. Zumindest mittelfristig kann das Ziel für Viktoria Köln aber nur höherklassiger Fußball sein.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW