Für einige aufsehenerregende Momente waren die Spieler und Klubs bis zur Winterpause in den fünf Regionalligen verantwortlich. Während der ersten Halbserie konnten nicht nur einige geschichtsträchtige Rekordsiege verzeichnet werden. Auch mit Torwart-Toren, Nebelspielen und Trainer-Promis an der Seitenlinie machte die 4. Liga von sich reden. FUSSBALL.DE hat bemerkenswerte Fakten zusammengetragen.
Essener Rekordsieg: Bei diesem Erfolg hätte die eine oder andere Anzeigetafel wohl kapitulieren müssen. Mit dem 11:0 (3:0) beim KFC Uerdingen 05 am 11. Spieltag der Regionalliga West landete Tabellenführer Rot-Weiss Essen nicht weniger als den höchsten Sieg in der Geschichte der Liga in ihrer aktuellen Form (seit der Saison 2012/2013). Am 13. Mai 2013 hatte die U 21 des 1. FC Köln gegen die zweite Mannschaft des MSV Duisburg vor eigenem Publikum 9:0 gewonnen. Den bislang deutlichsten Auswärtserfolg landete am 16. August 2014 die damalige U 23 des VfL Bochum mit dem 8:0 beim FC Hennef 05. Beide Bestmarken wurden von den ambitionierten Essenern beim 11:0 überboten. In der Historie der fünfgleisigen Regionalliga gewann nur der FC Augsburg II in der Bayern-Staffel einmal noch deutlicher (12:0 gegen den SV Seligenporten am 30. Juni 2016).
Tore, Tore, Tore: Die aktuellen Torgaranten in der vierthöchsten deutschen Spielklasse tummeln sich in der Regionalliga Bayern . Bis zur Winterpause erzielte keine Mannschaft mehr Treffer als die U 23 des Rekordmeister FC Bayern München. In 24 Partien gelangen dem Tabellenzweiten nicht weniger als 73 Tore, was einem Schnitt von 3,04 Treffern pro Begegnung entspricht. Der Tabellendritte und aktuelle Meister 1. FC Schweinfurt 05 durfte in 22 Partien immerhin 69 Tore bejubeln. Durchschnittlich waren das sogar 3,13 pro Spiel. Der aktuelle Spitzenreiter SpVgg Oberfranken Bayreuth markierte dagegen "nur" 60 Treffer in 23 Partien (Schnitt: 2,60). In der Regionalliga Nord (Gruppe Süd) stellt der SV Werder Bremen II mit 47 Treffern in 18 Spielen (2,61) die "Torfabrik". Die torhungrigste Mannschaft in der Regionalliga Nordost ist aktuell der Ligaprimus BFC Dynamo mit 54 Toren in 22 Begegnungen (2,45). Im Westen sammelte Tabellenführer Rot-Weiss Essen nicht nur die bisher meisten Punkte, sondern mit 48 Treffern bei 20 Auftritten (2,40) auch die meisten Tore. Ebenfalls 48 Treffer, allerdings in 21 Partien (2,29), gelangen in der Regionalliga Südwest dem Tabellenvierten SV 07 Elversberg .
Sandro Wagner, Martin Demichelis und Co.
Trainer-Promis: In der 4. Liga tummeln sich auf den Trainerbänken viele bekannte Gesichter. So wird die SpVgg Unterhaching in der Regionalliga Bayern seit Saisonbeginn vom früheren Nationalstürmer Sandro Wagner trainiert. Der 34-Jährige kann unter anderem auf acht Länderspiele für Deutschland, 180 Bundesliga-Einsätze und drei Deutsche Meisterschaften sowie zwei DFB-Pokal-Titel mit dem FC Bayern München zurückblicken. Nur wenige Kilometer von Unterhaching entfernt steht der ehemalige Bayern-Profi Martin Demichelis bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern an der Seitenlinie. In der beachtlichen Vita des 40-Jährigen stehen beispielsweise vier Deutsche Meisterschaften und vier DFB-Pokalsiege mit dem FCB sowie 51 Länderspiele für Argentinien (Vize-Weltmeister 2014). In der Regionalliga Nord ist der ehemalige Nationaltorhüter Oliver Reck (56/ein Länderspiel, zwei Deutsche Meisterschaften, vier DFB-Pokalsiege) verantwortlich für die sportlichen Geschicke des SSV Jeddeloh . Trainer der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart ist Ex-Bundesligaprofi Frank Fahrenhorst (44), der während seiner Laufbahn auch zweimal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft trug. Beim Traditionsverein Alemannia Aachen aus der Regionalliga West stand mit Patrick Helmes ein 13-maliger Nationalspieler von Saisonbeginn bis Ende Oktober an der Seitenlinie. Sein Nachfolger wurde Rückkehrer Fuat Kilic. Dieser soll den ehemaligen Bundesligisten zum Klassenverbleib führen.
Bestmarke nach Zwangspause: Dem FC Energie Cottbus gelang am 12. Spieltag der Regionalliga Nordost ein durchaus bemerkenswerter Erfolg. Nach einer dreiwöchigen Corona-Zwangspause meldete sich der ehemalige Bundesligist mit einem Rekordsieg eindrucksvoll zurück. Die Mannschaft von Trainer und Ex-Profi Claus-Dieter "Pele" Wollitz setzte sich gegen Aufsteiger FC Eilenburg vor eigenem Publikum 9:0 (3:0) durch. Damit übertrafen die Lausitzer sogar den Bestwert des höchsten Sieges in der Geschichte der Regionalliga Nordost in ihrer aktuellen Form (8:0 des FSV Wacker Nordhausen gegen den Bischofswerdaer FV am 3. Spieltag der Saison 2019/2020).
2:1 bei Spielabbruch - 2:1 bei der Wiederholung
Kein Durchblick: Das erste Ligaspiel nach der Freistellung des langjährigen Cheftrainers Esad Kahric endete für den abstiegsbedrohten FC Memmingen in der Regionalliga Bayern vorzeitig. In der Begegnung mit dem SV Heimstetten vom 20. Spieltag musste Schiedsrichter Maximilian Riedel (Horgau) die Partie beim Stand von 2:1 für die Allgäuer bereits nach der ersten Halbzeit zunächst unter- und später komplett abbrechen. Grund: Dichter Nebel machte eine weitere Austragung unmöglich. Nach den geltenden Regularien wurde das Spiel durch den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) neu angesetzt. Es ging bei der Wiederholungspartie wieder bei 0:0 los - und Memmingen gewann mit dem Interimstrainer und Sportlichen Leiter Thomas Reinhardt an der Seitenlinie 2:1. Zur Restrunde übernimmt Thomas Adelmann das Traineramt beim FCM.
Aus Rot-Weiß-Blau wird "grün": Der TSV Steinbach Haiger aus der Regionalliga Südwest stellt sich für eine klimaneutrale Zukunft auf. Um dem Klimawandel den Kampf anzusagen, produziert der Verein seit Sommer seinen eigenen Strom. Dafür wurde die freie Fläche auf dem Stadiondach am Haarwasen genutzt. Gleich mehrere Photovoltaikanlagen schmücken jetzt das Dach der Heimspielstätte. Um einen Schritt in Richtung "grünes Stadion" zu machen, haben die Vereinsverantwortlichen um Matthias Georg, Geschäftsführer Sport und Finanzen bei den Hessen, einen Betrag im höheren fünfstelligen Bereich investiert. "Die Idee, Photovoltaikanlagen auf dem Stadiondach zu errichten, hat uns über einen längeren Zeitraum beschäftigt", so Georg im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Da wir in den vergangenen Jahren immer wieder unser Stadion am Haarwasen ausgebaut haben, sind auch die Betriebskosten gestiegen. Um dem entgegenzuwirken, haben wir uns schließlich dazu entschieden, unseren eigenen Strom zu produzieren. Wir wollen uns zukunftsfähiger aufstellen und unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten." Nächstes Projekt: Ein eigener Brunnen für die Wasserversorgung.
Torhüter Heekeren und Sebald treffen per Kopf
Wie einst Jens Lehmann: "Der Moment war einfach der Wahnsinn und nicht in Worte zu fassen." In der Regionalliga West passiert am 14. Spieltag etwas Außergewöhnliches. Beim 2:2 im Spiel bei der U 23 von Fortuna Düsseldorf wandelte Torwart Justin Heekeren von Rot-Weiß Oberhausen in der Nachspielzeit auf bekannten Spuren. Genau wie einst Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann für Schalke 04 im Derby beim BVB traf auch der RWO-Schlussmann per Kopfball zum Endstand und rettete seinem Team in letzter Sekunde einen Punkt. Kurios: Vor wenigen Tagen ereignete sich ebenfalls in der Regionalliga West eine ähnliche Situation noch einmal. Alexander Sebald, Torhüter des SV Rödinghausen , markierte beim 1:1 am 20. Spieltag gegen den Wuppertaler SV in der vierten Minute der Nachspielzeit ebenfalls per Kopf den Ausgleich. "Ich habe mich spontan gefragt: Passiert das gerade wirklich?" lautete der Kommentar des 25-Jährigen im FUSSBALL.DE -Interview.
Viel Geduld gefragt: Beim Liganeuling FC Eilenburg brach der Bann in der Regionalliga Nordost sehr spät. Erst am 14. Spieltag landete die Mannschaft von FCE-Trainer Nico Knaubel den ersten Regionalliga-Sieg der Vereinsgeschichte. Das Heimspiel gegen den VfB Germania Halberstadt gewann der Aufsteiger 3:1 (1:1). Dabei hatten zunächst die Gäste den besseren Start erwischt und waren durch den Treffer von David Vogt (8.) in Führung gegangen. Allerdings waren danach Adam Fiedler (40.), Noah Baumann (67.) und Toni Majetschak (84.) für die Eilenburger zur Stelle und brachten den "historischen" ersten Sieg in der 4. Liga in trockene Tücher. Bis zur Winterpause kamen immerhin noch zwei weitere Dreier hinzu. Dennoch überwintert der FCE in der Gefahrenzone der Liga.