Endlich geht es wieder los. Wie die meisten anderen Mannschaften hat auch die dritte Mannschaft von Rot-Weiß Oberhausen seit Ende Oktober 2020 wegen des Lockdowns im Amateurfußballs kein Spiel mehr absolviert. Mit 19 Punkten aus den ersten acht Saisonspielen in der Kreisliga C war die Bilanz bis dahin sehr ordentlich – vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Truppe erst vor kurzer Zeit völlig neu zusammengestellt wurde.
Es ist eine besondere Mannschaft, die aus 31 Spielern aus insgesamt elf verschiedenen Nationen besteht und sich "RWO-Team United" nennt. Trainer der Integrationsmannschaft ist Ludwig Kofo Asenso, der 33-Jährige war früher selbst für RWO am Ball und kickte unter anderem in der Oberliga für die Traditionsvereine Wattenscheid 09, Westfalia Herne und den 1. FC Bocholt.
Nach Trainerstationen in der Jugend beim KFC Uerdingen und als Sportlicher Leiter beim ASV Mettmann hat er die reizvolle Aufgabe übernommen, das RWO-Team durch die unterste Spielklasse zu führen. "Nach dem ersten Training hätte ich lieber die Augen geschlossen. Aber die Jungs haben seitdem eine tolle Entwicklung gemacht, auf die ich sehr stolz bin", freut sich Ludwig Kofo Asenso.
Integration mithilfe des Fußballs
"Wir sind dafür da, den Jungs hier eine Perspektive aufzuzeigen. Das kann der Fußball nicht alleine bieten, aber bei der Integration helfen"
Schon vor fünf Jahren, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, reiften in Oberhausen Ideen für die besondere Fußball-Mannschaft. So entstand der "FC Together", eine Kooperation des früheren Bundes- und heutigen Regionalligisten SC Rot-Weiß Oberhauen mit dem örtlichen Deutschen Roten Kreuz. Zwei Spieler aus diesem Team, die nicht für den offiziellen DFB-Spielbetrieb angemeldet war und lediglich ein paar Freundschaftsspiele absolvierte, sind inzwischen beim "RWO-Team United" am Ball.
"Es macht mir unheimlich viel Spaß, mit den Jungs zusammen zu sein. Da ist man nicht nur Trainer, sondern auch Sozialarbeiter", betont Ludwig Kofo Asenso und führt aus: "Ich bin ja selber in Duisburg mit vielen verschiedenen Kulturen um mich herum aufgewachsen und finde es spannend, mich mit Menschen aus unterschiedlichen Nationen auszutauschen. Die Flüchtlinge hatten eine schwierige Zeit hinter sich, bevor sie nach Deutschland gekommen sind, und wir sind nun dafür da, ihnen hier eine Perspektive aufzuzeigen. Das kann der Fußball nicht alleine bieten, aber bei der Integration in ein neues Leben helfen."
Sprachbarriere als Herausforderung
Für Rot-Weiß Oberhausen ist es selbstverständlich, Menschen aus Krisengebieten eine neue Heimat zu bieten. "Wenn man sich in Oberhausen umschaut, ist so eine Idee keine, über die man groß nachdenken muss, sondern eine logische Konsequenz", sagt RWO-Präsident Hajo Sommers über die Integrationsmannschaft.
Am Anfang sei es vor allem wegen der Sprachbarrieren nicht leicht gewesen, einen Zugang zu finden, aber auch da hilft eine einfache Sprache auf dem Platz. "Da habe ich mich schon mal dabei erwischt, wie ich bei einer Teambesprechung fußballspezifische Dinge gesagt habe, die die Jungs gar nicht verstehen konnten", lacht Ludwig Kofo Asenso.
Zuletzt gab es ein 2:2 im Freundschaftsspiel bei Schwarz-Weiß Alstaden II. Ein ordentliches Ergebnis, doch beim "RWO-Team United" geht es natürlich um viel mehr als um Sieg oder Niederlage beim nächsten Match, nämlich um die verbindende Kraft des Sports oder insbesondere des Fußballs in einer Gesellschaft, die ansonsten immer weiter auseinander zu driften scheint.
Aufstieg in die Kreisliga B?
"Die Spieler sind sehr motiviert, wir haben immer mindestens 20 Leute beim Training. Einige von ihnen haben auch in der Heimat Fußball gespielt, das sieht man, dass sie mit dem Ball etwas anfangen können", bemerkt Ludwig Kofo Asenso. "Es gab vor einem Jahr sogar die Überlegung, zwei Mannschaften anzumelden, damit alle spielen können."
In Oberhausen entwickelte sich eine lose Trainingsgruppe aus Flüchtlingen zu einer Mannschaft, die in der Kreisliga C nun das Zeug zum Aufsteiger hat.
Während die Politik häufig um sinnvolle Lösungen ringt, geht der Fußball voran. Überall im Land leisten Amateurvereine wertvolle Arbeit zur Integration von Flüchtlingen, kümmern sich mit viel Herzblut um die Schutzsuchenden. Diesem außergewöhnlichen Engagement widmen wir in dieser Woche einen Themenschwerpunkt.
Autor/-in: Heiko Buschmann